Aufgeschoben, nicht aufgehoben

Was das Nein zum Jagdgesetz bedeutet

28.09.2020, 10:16 Uhr
· Online seit 28.09.2020, 07:52 Uhr
Die Schweizer Stimmbürger und Stimmbürgerinnen wollen nicht, dass die Kantone vorbeugend Wölfe abschiessen können. Das neue Gesetz wurde mit 51,1 Prozent Nein-Stimmen aber denkbar knapp abgelehnt. Alle Zentralschweizer Kantone waren dafür.

Quelle: Tele 1

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Von den fünf nationalen Vorlagen, die am Sonntag zur Abstimmung kamen, war das revidierte Jagdgesetz im Vorfeld des Abstimmungskampfs wohl die umkämpfteste. Laut Angaben der Universität Bern wurden zu keiner anderen Vorlage so viele Inserate in den Printmedien geschaltet wie zum Jagdgesetz.

Und es ging dann tatsächlich auch sehr lange, bis überhaupt eine Aussage zum Ausgang der Abstimmung gemacht werden konnte. Bei den Resultaten zeigte sich ein Stadt-Land-Graben. Die Kantone Appenzell Innerrhoden, Wallis, Graubünden und Uri nahmen die Vorlage am klarsten an. Aber auch die anderen Innerschweizer Kantone unterstützen das Jagdgesetz.

Dafür fiel die Vorlage in den urbanen Gegenden klar durch. Genf, Schaffhausen und Basel-Stadt lehnten die Änderung am deutlichsten ab. Aber auch die einwohnerstarken Kantone Zürich, Bern und Waadt lehnten die Vorlage sehr deutlich ab.

Quelle: PilatusToday

«Keine Region darf vergessen werden»

Der Bundesrat hat die Vorlage zur Annahme empfohlen. Bei der Medienkonferenz äusserte sich Simonetta Sommaruga zu den Resultaten. «Das Jagdgesetz ist nicht nur in städtischen Kantonen abgelehnt worden, auch in ländlichen Kantonen wie im Jura und dem Aargau überwiegte der Nein-Anteil», erläuterte die Bundespräsidentin.

Für den Bundesrat bedeute das Nein zum Jagdgesetz, «dass die Mehrheit der Bevölkerung am heute geltenden Jagdgesetz nichts ändern will». Damit entfällt aber auch die Unterstützung der neuen Naturschutzgebiete.

Der Bund will nun analysieren, warum die Vorlage abgelehnt wurde. Der Austausch zwischen den Regionen sei wichtig, betont Sommaruga. «Ich möchte die Schweiz zusammenhalten. Keine Region darf vergessen werden.»

Es braucht eine vernünftige Regulierung des Wolfes

Für den Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch ist das abgelehnte Jagdgesetz zu weit gegangen. Er anerkenne aber, dass das Problem den Berglern auf der Seele laste, sagte Jositsch als Vertreter des Nein-Komitees dem Fernsehen SRF. Er und Pro Natura zeigten sich gesprächsbereit.

Eine vernünftige Regulierung des Wolfes sei ein berechtigtes Anliegen. Die Mehrheit des Stimmvolkes habe aber nicht goutiert, dass weitere Tierarten hätten regulierbar werden sollen und Wölfe bereits auf Verdacht zum Abschuss freigegeben werden können. Gemäss Jositsch brauche es aber nicht viel, um einen guten Kompromiss zu finden für eine vernünftige Regulierung des Wolfes.

Quelle: TeleZüri

Auch Pro Natura zeigt sich gesprächsbereit. Der Präsiden Urs Leugger-Eggimann, ist überzeugt, dass grosse Tiere und die Alpwirtschaft nebeneinander existieren können. Dazu brauche es einen guten Herdenschutz.

Die nächsten Vorlagen kommen

Mit dem Entscheid habe das Stimmvolk den Schutz von wildlebenden Tieren gestärkt, schreibt das Nein-Komitee in einer Mitteilung. Das Nein mache klar, dass Bundesrat und Parlament den Schutz der Arten nicht verwässern dürfe, sondern mehr tun müsse für die Biodiversität. Die Ablehnung mache den Weg frei für eine bessere Lösung.

Bereits in der kommenden Wintersession wollen Vertreter des Nein-Komitees eine neue Vorlage für ein «Jagdgesetz mit Augenmass» einreichen, dies im Austausch mit den Naturschutzorganisationen – aber möglichst auch mit den Jagdverbänden.

(kra)

veröffentlicht: 28. September 2020 07:52
aktualisiert: 28. September 2020 10:16
Quelle: PilatusToday

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