Washington

Angreifer rammt Polizisten am US-Kapitol - Fahrer und ein Beamter tot

02.04.2021, 22:15 Uhr
· Online seit 02.04.2021, 20:53 Uhr
Knapp drei Monate nach dem Angriff eines wütenden Mobs auf das US-Kapitol hat sich an dem schwer bewachten Parlamentsgebäude erneut ein tödlicher Zwischenfall ereignet. Ein Angreifer fuhr mit einem Auto in zwei Polizisten und rammte anschliessend eine Strassensperre.
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Einer der Beamten wurde getötet, ein weiterer verletzt, wie die Chefin der Kapitol-Polizei, Yogananda Pittman, am Freitag erklärte. Der Fahrer sei mit einem Messer ausgestiegen, auf weitere Polizisten zugestürmt und habe nicht auf Warnungen reagiert. Daraufhin hätten Beamte auf ihn geschossen. Er erlag demnach kurz darauf in einer Klinik den Schussverletzungen.

Kein terroristischer Hintergrund

Der Polizeichef der US-Hauptstadt Washington, Robert Contee, sagte, ersten Erkenntnissen zufolge scheine die Tat keinen terroristischen Hintergrund gehabt zu haben. Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, von einer weiteren Bedrohung für den Kongress oder Anwohner auszugehen. Der Angreifer sei der Polizei bislang nicht bekannt gewesen, hiess es.

Das Kapitol, der Sitz der beiden Kammern des US-Kongresses, wurde wegen des Zwischenfalls zeitweise abgeriegelt. Der Kongress hatte allerdings keinen Sitzungstag, deswegen dürften kaum Senatoren oder Abgeordnete in dem Komplex gewesen sein.

Die Polizei des Kapitols erklärte, der Tatort an der sogenannten nördlichen Barriere des Geländes werde wegen der laufenden Ermittlungen vorerst gesperrt bleiben. Bilder zeigten dort ein blaues Auto, das frontal gegen eine im Boden verankerte Metallsperre gefahren war.

Schwer bewacht

Wegen des Angriffs wütender Anhänger des abgewählten Ex-Präsidenten Donald Trump am 6. Januar ist der Komplex weiter schwer bewacht. Vergangene Woche waren die Sicherheitsvorkehrungen allerdings etwas zurückgefahren worden. So wurde ein äusserer Zaun, der das Areal um den Kongresssitz abgeschirmt hatte, abgebaut. Strassen, die innerhalb dieses Kreises lagen und abgesperrt waren, wurden wieder geöffnet.

Noch immer unterstützen aber Soldatinnen und Soldaten der Nationalgarde die Sicherheitskräfte. Die Kapitol-Polizei betonte vergangene Woche, sie sei jederzeit bereit, die Sicherheitsmassnahmen sofort wieder hochzufahren, falls das nötig sein sollte.

«Es ist wirklich traurig, denn ich hatte geglaubt, dass wir nach der Beseitigung der Barrieren wieder zu einer gewissen Normalität zurückkehren würden. Aber das zeigt nur, wie hoch das Risiko noch immer ist», sagte der demokratische Kongressabgeordnete Ro Khanna dem Nachrichtensender CNN. Der republikanische Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, schrieb auf Twitter, dass er für den verletzten Polizisten bete.

Kritik an der Polizei

Nach der gewaltsamen Erstürmung des Kongresses im Januar war die Kapitol-Polizei in die Kritik geraten, weil die Sicherheitskräfte des Parlaments den Angriff nicht abwehren konnten. Der Leiter der Polizei trat daraufhin zurück. Mindestens fünf Menschen kamen bei den Krawallen ums Leben, darunter ein Kapitol-Polizist. Das FBI stuft die Erstürmung des Gebäudes als inländischen Terrorismus ein.

Der Kongress sollte am Tag des Angriffs den Wahlsieg von US-Präsident Joe Biden ratifizieren. Der damals noch amtierende Trump, der seine Niederlage nicht wahrhaben wollte, hatte seine Anhänger unmittelbar vor der Erstürmung des Kapitols mit einer kämpferischen Rede vor dem Weissen Haus angestachelt. Die Demokraten machten ihn für die Ereignisse verantwortlich und leiteten im Repräsentantenhaus erfolgreich ein Amtsenthebungsverfahren ein, im Senat scheiterte das Verfahren jedoch an der Hürde der nötigen Zweidrittelmehrheit.

veröffentlicht: 2. April 2021 20:53
aktualisiert: 2. April 2021 22:15
Quelle: SDA/DPA

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