Experten-Tipps

Deinen eigenen Garten anlegen – auch auf dem Balkon

05.04.2020, 11:23 Uhr
· Online seit 05.04.2020, 10:57 Uhr
Noch nie war unsere Freizeit so offen und unverplant. Noch nie hatten wir so viel Zeit, um uns um den Garten zu kümmern. Wir haben uns mit einem Experten unterhalten, der uns seine Tipps und Tricks rund um die Gartensaison verraten hat.
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Die Temperaturen steigen langsam, die Natur erwacht. Höchste Zeit also, sich seinem Garten zu widmen. Doch welche Arbeiten stehen nach der langen Winterpause an?

Wir haben uns mit David Risi unterhalten, Mitarbeiter in der Stadtgärtnerei Luzern und verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit, Grünstadt Schweiz und Urban Gardening.

Wenn du schon einen Garten hast, ist es jetzt höchste Zeit

  • die Winterabdeckungen zu entfernen.
  • den Boden mit einer Grabegabel zu lockern, damit der Boden belüftet wird. Wichtig: Der Boden darf nicht umgegraben werden, sondern soll nur durch Einstecken der Grabegabel Luft erhalten.
  • den reifen Kompost auf der Oberfläche zu verteilen, damit der Boden Mikroorganismen und Nährstoffe erhält.
  • die Beete nach dem Umgraben leicht zu mulchen, das heisst so viel wie möglich abzudecken, am besten mit Schilfhäcksel (2-5 cm dick). Dadurch wird der Boden geschützt und die Feuchtigkeit bewahrt.

Wenn du bisher noch keinen Garten angelegt hast und du bei Null anfangen musst, sind das die ersten Aufgaben, die anstehen:

  • Geeignete Pflanzengefässe und genügend Aussaaterde für deinen Garten kaufen.
  • Gefässe mit Erde auffüllen.
  • Frühbeete in Betrieb nehmen und allenfalls bereits Samen ansäen (ab März bspw. Tomaten, Radieschen, Spinat, Erbsen, Kohlrabi, Pflücksalat, Karotten, Rucola, Ringelblumen). Am besten Anzuchtschalen auf die Fensterbank stellen.
  • Ab April können beispielsweise Gurken, Randen, Zucchetti, Kürbis, evtl. Stangenbohnen, Sonnenblumen und Kapuzinerkresse ausgesät werden.
  • Empfindliche Gemüsearten wie Tomaten, Paprika, Gurken, Randen, Kohlrabi oder einige Salate am besten als Setzlinge pflanzen und erst nach den Eisheiligen (11.-15. Mai 2020) rausbringen.
  • Unempfindliche Gemüsesorten wie Stangenbohnen, Karotten, Buschbohnen, Kapuzinerkresse, Ringelblumen oder auch viele der Wildblumen und Wildgemüse können ab Mitte März direkt ins Beet resp. Pflanzengefäss gesät werden.

Wenn du einen Garten mit heimischen Pflanzen anlegen willst, empfiehlt der Experte  folgende Pflanzen und Blumen:

  • Kohlarten, Salate, Spinat, Radieschen.
  • Wildgemüse und Pflanzen mit essbaren Blüten oder Blättern wie Glockenblumen, Ringelblumen, Kerbel, Brennnessel, Bärlauch, Mangold, Brunnenkresse, Löwenzahn, Sauerampfer, Wilde Karotte, Borretsch, Guter Heinrich, Taubnessel, Behaartes Schaumkraut, Wiesenschaumkraut, Veilchen, Waldmeister, Wicken, Scharbockskraut, Giersch (Baumtropf), Spitzwegerich, Breitwegerich, Gänseblümchen, Wegwarte, Knoblauchrauke, Vogelmiere, Walderdbeere.
  • Viele Wildstauden werden zu Unrecht als Unkraut bezeichnet, so kann beispielsweise Brennnessel, oder das behaarte Schaumkraut, auch als Salat, Mischsalat oder spinatähnliche Gemüsebeilage verwendet werden.
  • Weitere essbare Wildpflanzen sind beispielsweise Veilchen, guter Heinrich (ähnlich wie Spinat), Bärlauch, Borretsch (ähnlicher Geschmack wie Gurke), Sauerampfern und verschiedene Kresse-Arten.

Einen insektenfreundlichen Garten anlegen

Willst du Bienen und Insekten in deinem Garten beobachten, achte darauf, Pflanzen anzulegen, die Nahrung für die Insekten bieten. Also Pflanzen, die Blüten, Nektar oder Pollen geben.

Insektenfreundlich sind beispielsweise die meisten Wildstauden, aber auch kultivierte Arten können nützlich sein. Dies, weil viele Kulturarten dann blühen, wenn keine heimischen Pflanzen blühen. Im Frühling ist der Bärlauch hoch im Kurs, er blüht früh und kann auch als Wildgemüse verwendet werden. Auch Veilchen sowie Wicken bieten Insekten Nahrung.

Biodiversität und Vielfalt lautet die Devise

Biodiversität fördern, so lautet ein wichtiger Aspekt für einen tier- und insektenfreundlichen sowie naturnahen Garten. Durch ein möglichst vielfältiges Blütenangebot gibt es das ganze Jahr hindurch Pflanzen, die blühen. Die verblühten Pflanzen sollen auch Mal über den Winter stehen gelassen und Beete nie ganz leergeräumt werden. So bleibt Nahrung für Insekten und es entstehen Lebensräume für verschiedene Lebewesen.

Neben Kulturarten sollen auch Wildarten gepflanzt werden, so können Krankheiten vorgebeugt werden. Basilikum verhindert beispielsweise bei Tomaten den Befall von Mehltau.

Wichtig ist auch, vielfältige Strukturen anzubieten und auch mal ungestörte Bereiche im Garten anzulegen wie beispielsweise eine Hecke, ein Biotop, eine Trockenmauer, einen Asthaufen oder einen Wiesenstreifen. So finden alle Lebewesen ein Plätzchen, wo sie sich aufhalten und Nahrung finden können. Ebenfalls soll das Mikroklima beachtet werden, also dort wo die Sonne scheint, Pflanzen verwenden, die Sonne brauchen.

Und natürlich wichtig: Keine mineralischem Dünger, Pflanzenschutzmitteln und Schneckenkörnern verwenden, sondern besser Schutzpflanzen oder Mischkulturen anpflanzen.

Urban Gardening für beschränkte Platzverhältnisse

Wer keinen Garten vor seinem Haus hat und keinen Schrebergarten besitzt, kann auch auf dem Balkon oder mit beschränkten Platzverhältnissen gärtnern. Dies nennt sich Urban Gardening.

Das einfachste ist, jegliche Pflanzengefässe mit Erde aufzufüllen und eine Wildblumenmischung zu verstreuen. Auch Tomaten eignen sich gut für einen Balkongarten, ebenso Kresse, Ringelblumen, Gurken und Sonnenblumen. Oder es können auf kleinem Raum Kletterpflanzen verwendet werden wie Schwarzäugige Susanne, Breitblättrige Platterbse oder auch Stangenbohnen und Mexikanische Minigurken. Voraussetzung dafür ist ein kleines Gestell oder eine geeignete Balkonbrüstung.

Für das Saatgut gilt: Bei Grossverteilern werden häufig nur die lizenzierten (oftmals auch gezüchteten) Samensorten angeboten. Es gibt nur wenig Auswahl. Wer alte und speziellere Sorten anpflanzen möchte, erhält bei Pro Specia Rara Saatgut. Sie setzen sich damit für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen ein.

Erde, Pflanzen und Samen online bestellen – Gartencenter bieten Lieferdienste an

Momentan sind auch jegliche Gartencenter geschlossen, diverse Geschäfte haben jedoch einen Online-Shop oder nehmen Bestellungen per E-Mail entgegen. Die Bestellungen können entweder geliefert oder abgeholt werden.

Hier eine kleine Auswahl von Zentralschweizer Gartencenter, welche diese Dienste anbieten.

Ebenso liefern die Grossverteiler Coop Bau & HobbyMigros Do it + Garden oder die Landi.

veröffentlicht: 5. April 2020 10:57
aktualisiert: 5. April 2020 11:23
Quelle: PilatusToday

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