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Deutschland schaltet letzte Atomkraftwerke ab

10.04.2023, 10:54 Uhr
· Online seit 10.04.2023, 10:51 Uhr
Es ist so weit. Gut 100 Tage später als zunächst geplant gehen in Deutschland am Samstag die letzten Atomkraftwerke vom Netz.
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Mit der Abschaltung von Isar 2 in Bayern, Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg geht im bevölkerungsreichsten EU-Land das Atomzeitalter zu Ende.

Mittelfristig soll in Europas grösster Volkswirtschaft der überwiegende Teil des Stroms aus erneuerbaren Energien fliessen. Doch wegen des immer noch hohen Kohleanteils steigen mit dem Atomausstieg die klimaschädlichen CO2-Emissionen.

Eigentlich sollte der vor rund 20 Jahren eingeleitete deutsche Atomausstieg zum 31. Dezember 2022 abgeschlossen sein. Doch weil im Ukrainekrieg die russischen Gaslieferungen versiegten und die Energiepreise in die Höhe schossen, beschloss die «Ampel»-Regierung aus Sozialdemokraten, Liberalen und Grünen einen «Streckbetrieb» bis zum 15. April. Die drei Reaktoren steuerten im vorigen Jahr noch gut sechs Prozent zur deutschen Stromerzeugung bei.

Stimmen über den Ausstieg

«Die Risiken der Atomkraft sind letztlich unbeherrschbar, und deshalb macht der Atomausstieg unser Land sicherer und er vermeidet weiteren Atommüll», sagte Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) Ende März vor der Presse.

Die Industrie kritisiert den Ausstieg, hat sich aber mit der Entscheidung abgefunden. «Klar ist: Wir schalten damit eine der sichersten, produktivsten und besten Anlagen der Welt aus», sagte der Vorstandschef des Energiekonzerns Eon, Leonhard Birnbaum, Mitte März über Isar 2. Diese «Weltklasse-Anlage» sei in den 35 Betriebsjahren zehnmal als die produktivste und sicherste Anlage der Welt ausgezeichnet worden, so Birnbaum.

«Energiewende» oder importierter Atomstrom

Weltweit dürfte der deutsche Atomausstieg wenig ins Gewicht fallen. Nach Angaben der deutschen Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit sind zurzeit 422 Kernreaktoren in Betrieb, die zwischen zehn und elf Prozent des Stroms dieser Erde erzeugen. In Europa kamen 2020 rund 21 Prozent des Stroms aus Kernkraftwerken.

Nicht auszuschliessen, dass Deutschland irgendwann mal Atomstrom aus Frankreich importieren muss, wenn es daheim nicht reicht. Dies hängt im Wesentlichen vom Erfolg der «Energiewende» ab, also der Umstellung der Stromerzeugung auf erneuerbare Energien. Denn Deutschland will auch aus der klimaschädlichen Kohle aussteigen – bis 2030 im Westen und bis spätestens 2038 im Osten der Republik.

(sda/fho)

veröffentlicht: 10. April 2023 10:51
aktualisiert: 10. April 2023 10:54
Quelle: BärnToday

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