US-Abschuss

Die Angst am Himmel: Warum Ufos gerade jetzt ein Comeback feiern

13.02.2023, 15:37 Uhr
· Online seit 13.02.2023, 15:35 Uhr
Innert weniger Tage hat die nordamerikanische Luftwaffe vier nicht identifizierte Flugobjekte vom Himmel geholt. Gleichzeitig steigt die Zahl der Ufo-Sichtungen stark an. Das dürfte kein Zufall sein.

Quelle: Twitter / Viralpress

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Die Luftstreitkräfte der USA und Kanadas pusten ein Objekt nach dem anderen aus dem Himmel über Nordamerika. Und die Welt rätselt: Was geht da genau vor sich? Handelte es sich beim ersten Objekt noch augenscheinlich um einen Ballon, der tagelang über US-Territorium schwebte, ist die Sache bei den anderen Flugobjekten komplizierter.

Insgesamt vier nicht identifizierte Flugobjekte (Ufos) wurden in den vergangenen Tagen abgeschossen. Zunächst beschuldigte die US-Regierung noch offen China, einen Spionageballon nach Amerika geschickt zu haben. Bei den anderen Abschüssen gab sie sich dann deutlich bedeckter. Viel über Form, Zweck und Herkunft wurde nicht bekannt, wie du hier lesen kannst.

Je weniger Informationen es gibt, umso heftiger brodelt die Gerüchteküche

Das Fehlen an belastbaren Informationen zu Herkunft und Hintergrund der Flugobjekte heizt die Gerüchteküche an. In sozialen Medien wird wild über weitere Aktionen der Chinesen und gar eine ausserirdische Invasion spekuliert. Der US-General Glen VanHerck trug wenig dazu bei, die Bedenken zu entkräften. Auf die Frage einer Journalistin, ob das Pentagon ausschliessen könne, dass Aliens dahinter stecken, antwortete er: «Ich habe zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts ausgeschlossen.»

Die jüngsten Vorfälle erzeugen viel Aufsehen. Fast unbemerkt blieb dagegen, dass die Zahl der Ufo-Sichtungen beim US-Militär in den letzten zwei Jahren sprunghaft angestiegen ist. Anfang Januar 2023 meldete das US-Verteidigungsministerium, es habe seit dem letzten Ufo-Bericht vom Sommer 2021 hunderte neue Berichte erhalten. Ein grosser Teil davon habe sich als Ballons oder Drohnen herausgestellt. 171 Sichtungen liessen sich aber nicht direkt aufklären.

Das US-Verteidigungsministerium veröffentlichte 2020 Videos, die drei Begegnungen von US-Marinepiloten mit Ufos in den Jahren 2004, 2014 und 2015 zeigen. Verschiedene Theorien über ihre Hintergründe wurden angestellt, abschliessend erklärt wurden die Sichtungen bislang nicht:

Ufos als Projektionsfläche für reale Ängste

Ufo-Sichtungen sind weder ein neues Phänomen, noch sind sie besonders selten. Allerdings hat das Internet-Zeitalter dem Thema eine neue Qualität verliehen. Zum einen werden Begegnungen mit unbekannten Flugobjekten auf Social Media viel schneller einem grossen Publikum bekannt. Auch die Dokumentation der Fälle ist dank Handykameras leichter. Zum anderen lassen sich Ufos durch die Mittel digitaler Bildbearbeitung viel einfacher fälschen.

Es gibt aber noch eine andere Erklärung, warum sich die Ufo-Sichtungen aktuell häufen könnten. Sichtungen von nicht identifizierten Flugobjekten erzeugen in Zeiten politischer Spannungen womöglich weit mehr Aufsehen. Auch könnten Menschen dazu neigen, unbekannte Flugobjekte häufiger wahrzunehmen, wenn sie sich in ihrer Existenz bedroht fühlen. Der Himmel wird dabei gewissermassen zur Projektionsfläche für ganz reale Ängste.

Als Beleg für diese These kann die auffällige Häufung von Ufo-Sichtungen direkt nach dem Zweiten Weltkrieg gesehen werden. Zwischen 1947 und 1955 sind in den USA nicht weniger als 13 Sichtungen dokumentiert, die grösseres Medienecho fanden. Gleichzeitig zog der Kalte Krieg zwischen den USA und Westeuropa auf der einen sowie der Sowjetunion auf der anderen Seite auf. Er brachte nicht nur die neue Bedrohung durch Raketen und Atombomben, sondern auch eine Vielzahl geheimer Waffentests beider Seiten mit sich.

Internationale Krisen bringen fliegende Untertassen zurück

Ab Mitte der 1950er-Jahre ging die Zahl der öffentlich bekannt gewordenen Sichtungen wieder zurück. Zwischen 1980 und 1999 gab es nur noch vier grössere Vorfälle. Das Interesse an den «Grünen Männchen» schwand. Ein Hinweis auf diesen Trend gibt auch das Kino. Während in der Zeit bis zum Zusammenbruch des Ostblocks Filme wie «Der Tag, an dem die Erde stillstand» (1951), «Alien» (1979) oder «E.T.» (1982) Kultstatus erlangten, wurde es ab 1990 stiller um die Besuche aus dem All – «Akte X» ausgenommen.

Nun sind die Ufos also zurück, beschäftigen die Medien und die Menschen auf der ganzen Welt. Gleichzeitig hat sich der Ton zwischen den Staaten der Erde massiv verschärft. Russlands Krieg gegen die Ukraine hat längst überwunden geglaubte Ängste vor dem Atomkrieg geschürt. Die Beziehungen zwischen den USA und China sind so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht. Es wird offen über Krieg spekuliert. Hinzu kommen die Sorgen um den Klimawandel und steigende Lebenskosten. Was 2023 neu ist: Die Ufos werden nicht mehr nur gesichtet, sie werden auch abgeschossen.

(osc)

veröffentlicht: 13. Februar 2023 15:35
aktualisiert: 13. Februar 2023 15:37
Quelle: Today-Zentralredaktion

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