Ukraine-Krieg

Finnland will so schnell wie möglich in die Nato

12.05.2022, 10:11 Uhr
· Online seit 12.05.2022, 09:57 Uhr
Der finnische Präsident Sauli Niinistö und Ministerpräsidentin Sanna Marin haben sich unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine für einen «unverzüglichen» Nato-Beitritt ihres Landes ausgesprochen.
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In einer gemeinsamen Erklärung befürworteten sie am Donnerstag eine Mitgliedschaft in der westlichen Militärallianz. Dies würde Finnlands Sicherheit und zugleich das gesamte Bündnis stärken, erklärten die beiden wichtigsten Politiker des nordischen Landes.

Direkte Folge des Ukraine-Einmarschs

Es wird damit gerechnet, dass sich das nördlichste Land der EU in den kommenden Tagen – voraussichtlich am Sonntag – zu einem formellen Beitrittsantrag entschliesst. Dieser Schritt wäre eine direkte Folge des russischen Einmarsches in die Ukraine und der dadurch veränderten Sicherheitslage in Europa. Für das lange Zeit bündnisfreie Finnland, das eine mehr als 1300 Kilometer lange Grenze zu Russland hat, wäre ein solcher Beschluss historisch.

Risikoreiches Vorhaben

Spielt Finnland mit dem Feuer? Mit Finnland würde ein weiteres Nato-Land an Russland grenzen und das wäre Präsident Putin sicherlich ein Dorn im Auge. Dass die Ukraine einen Nato- sowie einen EU-Beitritt anstrebte, war schliesslich einer der Hauptgründe für den Einmarsch Russlands.

Ein Angriff auf Finnland wäre aber für Putin um einiges schwieriger zu erklären und zu begründen, als der Angriff auf die Ukraine.

Bevor das Land in der Nato aufgenommen wird, müssen dem alle 30 derzeitigen Mitglieder zustimmen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte zuletzt mehrmals signalisiert, dass es dafür innerhalb des Bündnisses breite Unterstützung gibt.

Vorteile und Risiken abwägen

Niinistö und Marins Regierung entscheiden in der Nato-Frage letztlich gemeinsam, sie haben das Parlament aber in die Entscheidungsfindung mit eingebunden. Auf dem Weg zu einem Beschluss hatte die Regierung dem Reichstag in Helsinki bereits im April eine Sicherheitsanalyse vorgelegt, in der Vorteile und Risiken einer möglichen Nato-Mitgliedschaft beleuchtet werden. Eine Positionierung für oder gegen eine solche Mitgliedschaft beinhaltete die Analyse aber nicht.

Finnland und auch das benachbarte Schweden sind heute bereits enge Partner der Nato, offizielle Mitglieder bislang aber nicht. Russlands Einmarsch in die Ukraine hat jedoch in beiden Ländern eine intensive Nato-Debatte ausgelöst. In der Bevölkerung gab es jeweils einen deutlichen Meinungsumschwung hin zu einem möglichen Beitritt zu dem Bündnis. In einer jüngsten Umfrage des finnischen Rundfunksenders Yle hatten sich zuletzt 76 Prozent der Befragten für eine Nato-Mitgliedschaft Finnlands ausgesprochen.

Deutsche Unterstützung zugesichert

Bei einem Besuch von Marin und der schwedischen Ministerpräsidentin Magdalena Andersson auf der Klausurtagung des Bundeskabinetts in Meseberg bei Berlin hatte zuletzt auch Bundeskanzler Olaf Scholz die deutsche Unterstützung für einen Nato-Beitritt der Länder zugesagt.

Die finnische Bekanntgabe erhöht nun den Druck auf Schweden, zeitnah eine Entscheidung hinsichtlich einer Nato-Mitgliedschaft zu treffen. Am Freitag wurde dort eine eigene sicherheitspolitische Analyse erwartet, am Sonntag wollen Anderssons regierende Sozialdemokraten einen Beschluss zu ihrer eigenen Position in der Angelegenheit fällen. Am kommenden Dienstag und Mittwoch ist Niinistö schliesslich beim schwedischen König Carl XVI. Gustaf in Stockholm zu Besuch.

(sda/roa)

veröffentlicht: 12. Mai 2022 09:57
aktualisiert: 12. Mai 2022 10:11
Quelle: Today-Zentralredaktion

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