Guinea

Guinea wählt Präsidenten im Schatten von Gewalt und Spannungen

· Online seit 18.10.2020, 11:30 Uhr
Nach Monaten der Spannungen und gewalttätiger Proteste haben Wähler im westafrikanischen Guinea für einen neuen Präsidenten gestimmt. Etliche standen am Sonntag in der Hauptstadt Conakry Schlange, um ihre Stimme abzugeben. Der seit 2010 amtierende 82-jährige Alpha Condé bewarb sich für eine umstrittene dritte Amtszeit. Auch zum dritten Mal forderte ihn Oppositionsführer Cellou Dalein Diallo heraus, der grosse Unterstützung geniesst.
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Die Wahl war überschattet von Protesten in den vergangenen Monaten sowie der Tötung am Freitag des Kommandeurs eines Militärstützpunkts rund 130 Kilometer von Conakry. Rund 5,4 Millionen registrierte Wähler waren am Sonntag aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.

Präsident Condé kam 2010 in der ersten freien demokratischen Wahl seit Guineas Unabhängigkeit 1958 an die Macht. Ihm werden Reformen in der Wirtschaft und der Streitkräfte zugeschrieben und er sorgte nach politisch turbulenten Jahrzehnten für mehr Stabilität. Kritiker aber bezeichnen Condé als zunehmend autoritären Herrscher, dessen Amtszeit von Menschenrechtsverletzungen geprägt war.

Ursprünglich konnte sich Condé per Verfassung nicht für eine dritte Amtszeit bewerben - doch eine Verfassungsänderung, die im März durch ein umstrittenes Referendum beschlossen wurde, machte den Weg frei dafür. Bei Protesten gegen den Staatschef und die Verfassungsänderung wurden laut Amnesty International zwischen Oktober und Juli mindestens 50 Menschen getötet und mehr als 200 verletzt.

Die einstige französische Kolonie in Westafrika mit rund 13 Millionen Einwohnern ist stark von der Landwirtschaft abhängig. Trotz grosser Mineralienvorkommen - vor allem Bauxit, aus dem primär Aluminium produziert wird - ist das Land extrem arm. Auf dem UN-Index der menschlichen Entwicklung, der als Wohlstandsindikator gilt, ist Guinea an 174. Stelle von 189 Ländern.

veröffentlicht: 18. Oktober 2020 11:30
aktualisiert: 18. Oktober 2020 11:30
Quelle: sda

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