Coronavirus - Europa

Italien meldet mehr Tote als China bei Coronavirus-Pandemie

· Online seit 19.03.2020, 19:00 Uhr
Alle Sperrmassnahmen haben noch keinen richtig spürbaren Effekt. In Italien sterben in der Corona-Krise immer noch Hunderte Menschen pro Tag - das Land meldete im Zuge der Coronavirus-Pandemie mehr Todesfälle als China.
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Damit ist es das Land mit den meisten offiziell gemeldeten Toten. Bisher seien 3405 mit dem Erreger infizierte Menschen gestorben, teilte der Zivilschutz am Donnerstag in Rom mit. Die Zahl der gemeldeten Infizierten liegt mittlerweile bei über 41'000. Am Vortag waren es noch rund 35'700. Die Zahl der Toten in Italien stieg innerhalb eines Tages um 427.

Die Zahl der Toten ist in Italien im Vergleich zu den offiziell gemeldeten Infizierten auffällig hoch. Dafür könnte es mehrere Gründe geben: Italien hat eine der ältesten Bevölkerungen weltweit. Zudem wohnen viele Grosseltern mit ihren Kindern und Enkeln im Haus oder sind in das tägliche Leben eingebunden. Daher sind Ansteckungen einfacher.

Nach Einschätzung von Regierungschef Giuseppe Conte muss die Ausgangssperre verlängert werden. Es sei unvermeidbar, die verhängten Massnahmen über ihre «ursprüngliche Frist» hinaus zu verlängern, sagte Conte der Zeitung «Il Corriere della Sera» vom Donnerstag.

In Italien gelten landesweite drastische Beschränkungen der Reise- und Versammlungsfreiheit. Bislang müssen die meisten Geschäfte bis zum 25. März schliessen, auch öffentliche Versammlungen sind bis dahin verboten. Die Schulen bleiben bis zum 3. April geschlossen, auch grosse Sportveranstaltungen müssen bis dahin ohne Publikum stattfinden.

«Wir haben den Zusammenbruch des Systems verhindert, die restriktiven Massnahmen wirken», sagte der Regierungschef. Wenn nun «hoffentlich in einigen Tagen» der Höhepunkt erreicht sei und die Zahl der Ansteckungen zurückgehe, «können wir nicht sofort zum vorherigen Leben» zurückkehren.

Frankreich plant Massnahmenpaket

Der von der französischen Regierung geplante «Gesundheitsnotstand» nahm unterdessen eine erste Hürde im Parlament. Der Rechtsausschuss des Senats billigte in Paris das Massnahmenpaket, das der Regierung weitreichende Befugnisse in der Coronavirus-Krise geben soll. Das Parlament soll die Vorlage bis Freitag besiegeln.

Konkret soll Premierminister Edouard Philippe mit dem Gesetz die Möglichkeit erhalten, per Verordnung striktere Massnahmen umzusetzen. Diese betreffen laut dem Gesetzestext unter anderem die Bewegungs- und Versammlungsfreiheit sowie die «Beschlagnahme von allen Gütern und Dienstleistungen, um gegen die Gesundheitskatastrophe zu kämpfen». Frankreich sperrt im Kampf gegen das Coronavirus alle Mittelmeer-Strände. Trotz der geltenden Ausgangssperre hielten sich immer noch zu viele Menschen auf den Stränden auf, kritisierten sie.

In Deutschland droht Ausgangssperre

Trotz des eindringlichen Appells der deutschen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zu mehr Disziplin drohen in der Coronakrise grössere Ausgangssperren in mehreren Bundesländern. In Deutschland sind bislang mehr als 13'900 Infektionen mit dem neuen Coronavirus bekannt. 44 mit Sars-CoV-2 Infizierte sind bislang bundesweit gestorben.

Auch in den Niederlande steigt die Zahl der Corona-Opfer. Wie in Deutschland soll es aber vorerst keine Ausgangssperre geben.

Zur Eindämmung der Corona-Pandemie ordneten nun auch die Niederlande ein faktisches Einreiseverbot für Nicht-EU-Bürger an. Die Regelung gilt von Donnerstag 18.00 Uhr an für zunächst 30 Tage. Zuvor hatten sich die Regierungen der 27 EU-Staaten auf zusätzliche Einreisebeschränkungen für den Schengenraum verständigt.

Ministerpräsident Mark Rutte und seine Regierung schliessen nach einem Bericht der niederländischen Nachrichtenagentur ANP weitere Massnahmen im Kampf gegen das neuartige Coronavirus nicht aus. Rutte selbst wurde dabei wegen Äusserungen zur Erlangung einer sogenannten Gruppen- oder Herdenimmunität durch eine grössere Zahl von Infektionen kritisiert.

veröffentlicht: 19. März 2020 19:00
aktualisiert: 19. März 2020 19:00
Quelle: sda

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