Kälte und Unfälle: Mindestens 22 Tote bei Bauernprotesten in Indien
Zehntausende Landwirte kampieren bereits seit Ende November aus Protest gegen ein umstrittenes Gesetzespaket an den Stadträndern der indischen Hauptstadt. Sie befürchten, durch die umstrittene Agrarreform im freien Wettbewerb vom Markt gedrängt zu werden.
Die vor allem aus Haryana, Rajasthan und Pandschab kommenden Bauern essen oft gemeinsam mit Frauen und Kindern auf der Strasse und übernachten in provisorischen Unterkünften wie Traktoren und Zelten. Die für Nordindien derzeit ungewöhnlich niedrigen Temperaturen von rund drei Grad Celsius in der Nacht hätten vielen der oft älteren Landwirte zugesetzt, sagte der Sprecher. Einige erlitten demnach Herzinfarkte. Mindestens fünf starben auf dem Weg zu den Protesten im Verkehr. Die Polizei, die die ersten Protestzüge am 26. November vor der Metropole gestoppt hatte, wurde massiv verstärkt und baute Barrieren, um die Bauern am Weiterziehen zu hindern.
Das Protestforum der Bauernverbände AIKSCC will vor allem drei im September beschlossene Gesetze zu Fall bringen, die nach seiner Einschätzung das Einkommen der Landwirte drücken und die Gewinne grosser Agrarkonzerne steigern würden. Premierminister Narendra Modi argumentiert, die Gesetze würden die Bauern von antiquierten Marktordnungen befreien und ihnen höhere Preise auf dem freien Markt ermöglichen.
In Indien wird Getreide in staatlich organisierten Grossmärkten bisher zu garantierten Mindestpreisen gehandelt. Nun sollen die Bauern ihre Ware ohne Mittelmänner auch direkt an Privatfirmen verkaufen können. Die Bauern befürchten einen Preisverfall, weil sie in Verhandlungen mit den Agrarkonzernen in einer schlechten Position wären.
Die Landwirtschaft trägt rund 15 Prozent zur indischen Wirtschaftsleistung bei und ist Lebensgrundlage für rund 58 Prozent der 1,3 Milliarden Einwohner des Landes.