Heimatschutz

Kulturorganisation inszeniert am Julier eine Villen-Verschiebung

· Online seit 20.08.2020, 15:10 Uhr
An der viel befahrenen Julierstrecke in Graubünden inszeniert die Kulturorganisation Origen ein ungewöhnliches Schauspiel. Sie verschiebt im Bergdorf Mulegns eine alte weisse Villa um einige Meter, um mehr Platz für den Verkehr und Raum für Kultur zu schaffen.
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Mit der ungewöhnlichen Umplatzierung wird das denkmalgeschützte Gebäude eines ehemaligen Zuckerbäckers erhalten. Nach Tagen der Vorbereitung geht das Schauspiel in der Nacht auf Freitag über die Bühne.

Für Origen ist die Verschiebung nicht einfach ein technisches Unterfangen. Vielmehr macht die Kulturorganisation, die 2018 mit dem Wakkerpreis ausgezeichnet wurde, einen kulturellen Akt daraus. Wie ein grosses Puppenhaus auf Reisen wird die festlich beleuchtete Villa bespielt und besungen.

Aus dem fahrenden Haus erklingen rätoromanische Lieder. Laut Origen sollen sie an das grosse Heimweh des Zuckerbäckers Jean Jegher erinnern. Den Mann plagte während seiner Zeit in Bordeaux grosses Heimweh, das ihn schliesslich zur Rückkehr in die Heimat sowie zum Bau der Villa an der Julierstrecke bewegte.

Kratzspuren an den Häusern vom Verkehr

Die Inszenierung mit dem Verschieben des Gebäudes geht am Donnerstagabend um 22:00 Uhr über die Bühne. Damit endet auch die jahrzehntelang geführte Diskussion um die Beseitigung des wohl schmalsten Engpasses an der Julierstrecke.

Das Projekt ist mit Kosten von 5,6 Millionen Franken verbunden. Die Bündner Regierung steuerte einen Beitrag von 1,95 Millionen Franken bei. Origen will den Kern des 17 Seelen-Dorfes Mulegns in Zukunft kulturell beleben. Theater, Ausstellungen und Rauminstallationen sind geplant. Geht der Plan auf, soll in Mulegns ein innovatives Kulturdorf entstehen.

Die Julierstrecke ist die Hauptverkehrsader für den Strassenverkehr zwischen Nordbünden und dem Engadin. Praktisch jeder Autofahrer und jede Autofahrerin, die den Julierpass schon überquerten, kennt den Engpass in Mulegns (zu deutsch: Mühlen).

Es gibt kein Ausweichen: Sämtliche Lastwagen und Autos müssen sich durch das Nadelöhr zwängen. Fahrzeuge rissen wiederholt Fassadenstücke von den Gebäuden weg. Die Kratzspuren sind sichtbar an den Hauswänden.

veröffentlicht: 20. August 2020 15:10
aktualisiert: 20. August 2020 15:10
Quelle: sda

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