Eklat in Indonesien

Lawrow verlässt G20-Treffen auf Bali vorzeitig

08.07.2022, 07:54 Uhr
· Online seit 08.07.2022, 07:45 Uhr
Der russische Aussenminister Sergej Lawrow verlässt das G20-Treffen auf Bali vorzeitig. «Lawrow führt noch bilaterale Gespräche, danach wendet er sich an die Presse und reist ab», teilte das russische Aussenministerium mit. Es ist der nächste diplomatische Eklat.
Anzeige

Der russische Aussenminister Sergej Lawrow wird das G20-Treffen in Indonesien vorzeitig verlassen und nicht an den weiteren offiziellen Anlässen teilnehmen. Dies berichtete eine Sprecherin des russischen Aussenministeriums.  
Lawrow verliess nach Angaben aus Delegationskreisen direkt nach seiner Rede den Sitzungssaal. Er habe sich damit auch der Replik von Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) entzogen, hiess es weiter. Baerbock war als amtierende Vorsitzende der G7-Gruppe führender demokratischer Wirtschaftsmächte direkt nach Lawrow als nächste Rednerin vorgesehen. Im Saal sass der Russe zwischen Vertretern aus Saudi-Arabien und Mexiko.

«When do you stop the war?»

Die Anwesenheit Lawrows bei dem G20-Treffen galt auch als Test für eine mögliche Teilnahme von Kremlchef Wladimir Putin am G20-Gipfel am 15. und 16. November, der ebenfalls auf Bali stattfindet. Mehrere Staaten hatten ihre Teilnahme infrage gestellt, sollte Putin persönlich zum Gipfel kommen.

Bei der Begrüssung Lawrows am Donnerstag riefen zwei deutsche Journalisten dem Minister Fragen zu. Der ZDF-Korrespondent Andreas Kynast fragte: «When do you stop the war?» (deutsch: «Wann beenden Sie den Krieg?»). Kynast wurde im Anschluss nach eigenen Angaben von indonesischen Sicherheitsbeamten aus der Empfangshalle gebracht. Weitere Einschränkungen für ihn gab es demnach zunächst nicht. Ein zweiter deutscher Journalist rief Lawrow die Frage zu: «Why don't you stop the war?» (deutsch: «Warum beenden Sie den Krieg nicht?»).

Indonesien wollte vermitteln

Zum Auftakt des Treffens rief Gastgeberin Retno Marsudi eindringlich zu einem Ende des russischen Angriffskrieges in der Ukraine auf. «Unsere Verantwortung ist es, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden. Und Brücken zu bauen und nicht Mauern», sagte die indonesische Aussenministerin. Der weltgrösste Inselstaat hat derzeit den Vorsitz des G20-Staatenbundes.

Indonesien, das derzeit den G20-Vorsitz hat, hatte nach einer Reise von Präsident Joko Widodo nach Moskau und Kiew Ende Juni angeboten, zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln. Marsudi sagte in ihrer Eröffnungsrede, die Staatengruppe müsse die Chance des Treffens nutzen, um Vertrauen aufzubauen und «dem Frieden eine Chance zu geben». Sie rief eindringlich zum Multilateralismus auf, also zur Zusammenarbeit der Staaten bei der Lösung der derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Probleme. «Globale Herausforderungen bedürfen globaler Lösungen», erklärte sie.

«Bruch des Völkerrechts»

Baerbock hatte am Donnerstagabend kurz nach ihrem Eintreffen auf Bali gesagt, sie werde in ihrer Replik auf Lawrow «sehr deutliche Worte finden, dass wir diesen Bruch des internationalen Völkerrechts nicht akzeptieren».

(sda/baz)

veröffentlicht: 8. Juli 2022 07:45
aktualisiert: 8. Juli 2022 07:54
Quelle: Today-Zentralredaktion

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch