Russland

Russischer Gouverneur wegen angeblicher Mordaufträge in Haft

· Online seit 10.07.2020, 15:50 Uhr
Ein Gericht in Moskau hat gegen den russischen Gouverneur Sergej Furgal wegen des Verdachts der Ermordung von Geschäftsleuten Untersuchungshaft angeordnet.
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Der 50 Jahre alte Chef der Region Chabarowsk wies am Freitag die Vorwürfe zurück, dass er an der Tötung von Unternehmern beteiligt gewesen sein soll. Das sagte sein Anwalt Boris Koschemjakin der Agentur Interfax zufolge. Die Ermittler werfen ihm vor, den Mord an zwei Geschäftsmännern in Auftrag gegeben zu haben. In einem dritten Fall sei es beim Mordversuch geblieben.

Vor allem Furgals liberaldemokratische Partei LDPR des Ultranationalisten Wladimir Schirinowskis spricht von einem politischen Vorgehen gegen den beliebten Gouverneur. Furgal hatte den Kandidaten der Kremlpartei Geeintes Russland bei der Wahl 2018 besiegt. Dagegen meinte der Anwalt Koschemjakin, dass er keine politische Motivation für die Vorwürfe gegen seinen Mandanten sehe.

Vier Männer hatten Furgal nach Angaben der Ermittler vorgeworfen, 2004 und 2005 einen Anschlag auf den Unternehmer Alexander Smolski und den Mord an den Geschäftsmännern Jewgeni Sori und Oleg Bulatow organisiert zu haben. Der Gouverneur, der damals selbst Unternehmer gewesen war, wies das zurück.

Der Kreml kritisierte Vorwürfe von LDPR-Chef Schirinowski, dass es hier um einen Racheakt an dem Gouverneur gehe. Schirinowski hatte demnach behauptet, dass Furgal die Hauptstadt-Beamten verärgert habe, weil die üblichen Kisten mit Geld aus der Region ausgeblieben seien. «Das sind sehr ernste Anschuldigungen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Schirinowski solle dafür Beweise vorlegen. Peskow wies auch Schirinowskis Vergleich Russlands mit den Zeiten unter Sowjetdiktator Josef Stalin (1879-1953) zurück.

In der Vergangenheit gab es in Russland immer wieder Prozesse gegen ranghohe Staatsbeamte, darunter auch von der Kremlpartei. Dabei ging es aber oft um Korruption und Unterschlagung. Ein Gouverneur unter Mordverdacht ist selbst für russische Verhältnisse beispiellos. Furgal stand dem Duma-Abgeordneten und Sicherheitsexperten Alexander Hinstein zufolge seit langem beim Innenministerium unter Verdacht, in den 1990ern Kontakt zur russischen Mafia gehabt zu haben. Es sei ein Wunder, dass die Festnahme so lange gedauert habe.

veröffentlicht: 10. Juli 2020 15:50
aktualisiert: 10. Juli 2020 15:50
Quelle: sda

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