Syrien

Russland und Türkei beginnen Patrouillen in Idlib - Fahrt verkürzt

· Online seit 15.03.2020, 11:30 Uhr
Russland und die Türkei haben am Sonntag in Syriens letztem grossen Rebellengebiet um die Stadt Idlib mit gemeinsamen Patrouillen entlang einer wichtigen Schnellstrasse begonnen. Bei der ersten Fahrt sei es aber zu einer «Provokation» von Rebellen gekommen.
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Die von der Türkei unterstützten Rebellen hätten versucht, Zivilisten - darunter auch Frauen und Kinder - als «lebende Schutzschilde» einzusetzen, teilte das russische Verteidigungsministerium in Moskau mit. Deshalb sei die Route der ersten Patrouillenfahrt verkürzt worden. Man gebe der Türkei nun zusätzlich Zeit, um die Sicherheit der gemeinsamen Kontrollfahrten sicherzustellen.

Russland und die Türkei hatten sich vor mehr als einer Woche auf eine Waffenruhe und Kontrollfahrten in Idlib geeinigt. Die ersten Panzerfahrzeuge seien nahe der Siedlung Trumba rund zwei Kilometer westlich der strategisch wichtigen Stadt Sarakib losgefahren, hiess es russischen Agenturen zufolge.

Die Vereinbarung zwischen Russland und der Türkei sieht auch einen «Sicherheitskorridor» entlang der Schnellstrasse M4 vor, die durch das Rebellengebiet läuft. Die Schutzmächte wollen zudem ein «gemeinsames Koordinierungszentren» schaffen, um die Waffenruhe zu beobachten.

Die ebenfalls vereinbarte Waffenruhe für die umkämpfte Region hält seitdem weitestgehend. Russland unterstützt im syrischen Bürgerkrieg die Regierung, die Türkei steht an der Seite der Rebellen. Am Sonntag jährt sich zugleich der Ausbruch des Konflikts zum neunten Mal.

Am 15. März 2011 waren in der Hauptstadt Damaskus erstmals Menschen zu Protesten gegen die Herrschaft von Präsident Baschar al-Assad auf die Strasse gezogen. Die Region um Idlib im Nordwesten Syriens ist mittlerweile das letzte grosse Gebiet, wo islamistische Rebellen dominieren. Im Osten beherrschen Kurden zudem syrisches Staatsgebiet.

Humanitäre Katastrophe

Hilfsorganisationen berichten von einer humanitären Katastrophe. Es fehlt an Lebensmitteln, Unterkünften, Heizmaterial und Gesundheitsversorgung.

Die Syrien-Koordinatorin der Hilfsorganisation World Vision, Marianna von Zahn, sagte am Samstag im Deutschlandfunk, zwar seien die Luftangriffe zurückgegangen, doch hätten die Menschen Angst, in ihre Städte und Häuser zurückzukehren, weil sie der Waffenruhe nicht trauten. Im Winter seien viele Menschen in improvisierten Lagern erfroren.

Das Gesundheitssystem sei zusammengebrochen. Die medizinische Versorgung werde hauptsächlich von Hilfsorganisationen geleistet. Es gebe zwar auch mobile Ambulanzen in schwer zugänglichen Gegenden, doch es herrsche Mangel an Medikamenten und Personal.

Unvorstellbares Leiden

Der Uno-Vermittler für Syrien, Geir Pedersen, schrieb im zehnten Kriegsjahr auf Twitter, das Leiden des syrischen Volkes übersteige jede Vorstellungskraft. Es habe «Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen, Zerstörungen und Elend monumentalen Ausmasses» gegeben.

Nach Angaben des Uno-Kinderhilfswerks Unicef wurden seit Kriegsbeginn vor neun Jahren etwa 4,8 Millionen Kinder in Syrien geboren. Eine weitere Million sei in Flüchtlingslagern ausserhalb Syriens auf die Welt gekommen.

Seit die Kriegsopfer ab 2014 gezählt wurden, seien bis 2019 mindestens 9000 Kinder durch den «brutalen» Krieg gestorben, erklärte Unicef-Chefin Henrietta Fore. Fast 5000 Kinder, manche erst sieben Jahre alt, seien als Kindersoldaten rekrutiert und fast 1000 Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen angegriffen worden.

Der Uno-Vermittler für Syrien, Geir Pedersen, schrieb im zehnten Kriegsjahr auf Twitter, das Leiden des syrischen Volkes übersteige jede Vorstellungskraft. Es habe «Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen, Zerstörungen und Elend monumentalen Ausmasses» gegeben.

Nach Angaben des Uno-Kinderhilfswerks Unicef wurden seit Kriegsbeginn vor neun Jahren etwa 4,8 Millionen Kinder in Syrien geboren. Eine weitere Million sei in Flüchtlingslagern ausserhalb Syriens auf die Welt gekommen.

Seit die Kriegsopfer ab 2014 gezählt wurden, seien bis 2019 mindestens 9000 Kinder durch den «brutalen» Krieg gestorben, erklärte Unicef-Chefin Henrietta Fore. Fast 5000 Kinder, manche erst sieben Jahre alt, seien als Kindersoldaten rekrutiert und fast 1000 Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen angegriffen worden.

veröffentlicht: 15. März 2020 11:30
aktualisiert: 15. März 2020 11:30
Quelle: sda

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