Dicke Rauchwolken

Suche nach Vermissten im deutschen Chemiepark geht weiter

28.07.2021, 13:45 Uhr
· Online seit 27.07.2021, 11:09 Uhr
Die Detonation ist gewaltig, die Rauchwolke weithin sichtbar, die Anwohner sind verängstigt: Bei einer verheerenden Explosion in einer Müllverbrennungsanlage im Chempark in der westdeutschen Stadt Leverkusen sind mindestens zwei Mitarbeiter ums Leben gekommen.

Quelle: FM1Today

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Nach der Explosion in einer Müllverbrennungsanlage in der westdeutschen Stadt Leverkusen geht die Suche nach den Vermissten weiter. Wie schon am Vorabend würden im Chempark noch immer fünf Menschen vermisst, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am frühen Mittwochmorgen. Die Nachlöscharbeiten liefen ebenfalls weiter.

Die Hoffnung, die Vermissten noch lebend zu finden, werde immer geringer, hatte Friedrich am Dienstagabend gesagt. Ähnlich äusserte sich ein Sprecher des Chemparks am Mittwochmorgen. Mit zunehmender Dauer und auch zunehmender Annäherung der Einsatzkräfte an den Brandherd verringere sich die Wahrscheinlichkeit, Überlebende zu finden.

Das ist passiert

Vier weitere wurden nach dem Unglück am Dienstag nach Angaben der Betreiberfirma Currenta noch vermisst. 31 Menschen verletzten sich, darunter zwei schwer. Die Ursache für die gewaltige Explosion war vorerst unklar.

«Wir sind tief betroffen über diesen tragischen Unfall und den Tod eines Mitarbeiters. Unser besonderes Mitgefühl gilt vor allem den Angehörigen, aber auch den Kollegen, die mit ihm zusammengearbeitet haben», sagte Chempark-Leiter Lars Friedrich noch vor dem zweiten bestätigten Todesfall. Es seien schwere Stunden, viele Anwohner hätten Angst, berichtete Friedrich bei einem eilig anberaumten Pressetermin am Nachmittag. Nach den vermissten Personen werde mit Hochdruck gesucht. «Wir haben Hoffnung, dass die vier Vermissten noch lebend gefunden werden.»

Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath sprach von einem «tragischen Tag» für die Stadt mit ihren mehr als 167'000 Einwohnern, die eng mit der Chemie verbunden sei. Auch er selbst habe die Erschütterung gespürt.

Die gewaltige Explosion, die laut Zeugenaussagen noch im Umkreis von gut zehn Kilometern zu hören war, ereignete sich nach Angaben des Betreibers gegen 9.30 Uhr im Tanklager eines Entsorgungszentrums. Die Ursache war zunächst unklar. Eine gewaltige Rauchwolke stieg auf. Die Erschütterung war derart heftig, dass sogar mehrere Stationen des Geologischen Dienstes Nordrhein-Westfalen sie messen konnten. Unter anderem sei sie an einer Station im Hespertal registriert worden – rund 40 Kilometer entfernt.

Nach der Explosion brannte das Tanklager mit Lösungsmitteln stundenlang, ehe das Feuer am Mittag unter Kontrolle und weitgehend gelöscht war. «Die Löscharbeiten mussten warten, bis eine Stromleitung vom Netz getrennt war», erklärte die Stadt. Sogar die Feuerwehr im rund 60 Kilometer entfernten Dortmund warnte vor möglichen Geruchsbelästigungen.

Anwohner wurden vorsorglich aufgefordert, geschlossene Räume aufzusuchen sowie Fenster und Türen geschlossen zu halten. Das deutsche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ordnete das Ereignis in die Warnstufe «Extreme Gefahr» ein. Die Stadt Leverkusen sperrte vorübergehend Spielplätze in zwei Stadtteilen. Wegen des möglichen Schadstoffausstosses warnte die Stadt die Anwohner darüber hinaus vor dem Verzehr von Obst und Gemüse aus dem Garten. Eine Einschätzung, ob in den Niederschlägen nach dem Brand «relevante Stoffe» zu finden seien, sei nach Auskunft des Landesumweltamtes (LANUV) noch nicht möglich.

Zahlreiche Einsatzkräfte der Werksfeuerwehr, der Polizei sowie Luftmesswagen waren bei dem Unglück im Einsatz. Erste Luftmessungen der Umweltschutzeinheiten im Kölner Norden ergaben laut Feuerwehr, dass keine Gefahr für die Bevölkerung bestand. Die Messungen würden fortgesetzt. Gleichwohl wurden Autofahrer in der Region zunächst aufgefordert, Fahrzeugfenster geschlossen zu halten.

Wegen der Explosion ist die viel befahrende Autobahn 1 bei Leverkusen gesperrt worden. Von der Vollsperrung betroffen waren das Autobahnkreuz Leverkusen-West sowie die A1 zwischen dem Autobahnkreuz Leverkusen und Köln-Nord (Nordrhein-Westfalen).

veröffentlicht: 27. Juli 2021 11:09
aktualisiert: 28. Juli 2021 13:45
Quelle: sda/PilatusToday

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