Türkische Anwälte im Hungerstreik - Organisationen schlagen Alarm
Die Anwältin Timtik und ihr Kollege Ünsal sind bereits seit Februar dieses Jahres im Hungerstreik. Die beiden gehören nach Angaben von Unterstützern zu insgesamt 18 Anwälten in der Türkei, die wegen angeblicher Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation zu langen Haftstrafen verurteilt wurden. Alle seien in Vereinigungen engagiert, die häufig Oppositionelle vertreten, hiess es.
Der Präsident der Anwaltskammer Istanbul, Mehmet Durakoglu, sagte, Timtik sei bereits in einem «kritischen Zustand». Auch Ünsals Leben sei «in sehr ernster Gefahr». Durakoglu fordert «alle Befugten» auf, den Fall so schnell wie möglich abzuschliessen. Auch sein Kollege aus Ankara, Erinc Sagkan, appellierte an die Behörden, schnell zu handeln, bevor aus einem «Rechtsmord» ein tatsächlicher Mord werde.
Timtik und Ünsal werden wegen ihres Gesundheitszustandes derzeit in Istanbuler Krankenhäusern behandelt. Der Präsident der Anwaltskammer von Izmir, Özkan Yücel, sagte, dort habe sich ihr Zustand sogar noch verschlechtert, weil «Foltermethoden» wie Dauerbeleuchtung angewendet würden. Im April und im Mai 2020 zwei Mitglieder der linken Folk-Band Grup Yorum, Ibrahim Gökcek und Helin Bölek, nach langen Hungerstreiks gestorben. Mit der Aktion hatten sie unter anderem gegen Repressionen wie Razzien und ein Konzertverbot protestiert.