Datenschutz

Warum Telegram keine Lösung für das Whatsapp-Problem ist

18.01.2021, 15:49 Uhr
· Online seit 18.01.2021, 15:12 Uhr
Aus Datenschutzgründen drücken viele bei Whatsapp auf den «Löschen»-Knopf. Doch nicht alle Messenger-Alternativen sind wirklich besser. Was sollte man also beachten?
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«Bye bye Whatsapp, ich bin jetzt nur noch bei Telegram und Signal erreichbar.» Wer diese Nachricht in den letzten Wochen von Freunden oder Familie erhalten hat, fragt sich, ob ein Wechsel Sinn macht. Aus gutem Grund. Mit den neusten Datenschutzrichtlinien von Whatsapp teilt der Messenger sensible Nutzerdaten wie Fotos, Kontakte und Standorte mit seinem Mutterhaus Facebook und Facebook macht damit, was Facebook am besten kann: Euch bessere Werbung anzeigen.

Wer das nicht wünscht, dem bleibt nur das Löschen von Whatsapp und der Umstieg auf eine Alternative. Vorerst gelten diese neuen Bedingungen aber nicht für die Schweiz oder in den restlichen europäischen Ländern (PilatusToday berichtete).

Telegram

Viele ehemalige Whatsapp-Nutzer laden sich den russischen Messenger Telegram runter. Telegram gaukelt Sicherheit vor durch eine sogenannte «Ende-zu-Ende-Verschlüsselung». Sprich, nur Sender und Empfänger können eine Nachricht lesen. Das Problem: Diese Verschlüsselung ist nicht einfach so gegeben. User müssen in jedem neuen Chatverlauf manuell auswählen, dass sie einen verschlüsselten Chat starten wollen. Hinzu kommt, dass die Nachrichten auf Telegram-Servern auf der ganzen Welt gespeichert werden, wo das Unternehmen die Chatnachrichten mitlesen könnte. Ob und wie das passieren kann, ist unklar, weil Telegram die Quellcodes ihrer Server nicht öffentlich macht. Fakt ist aber, dass das Unternehmen beispielsweise durch den Kreml dazu aufgefordert werden kann, Nutzerdaten, wie IP-Adressen und Telefonnummern, weiterzugeben.

Und auch Telegram-Gründer Pawel Durow, der vorher auch das russische Facebook-Pendent «VK» gegründet hat, möchte mit Telegram Geld verdienen. Das Unternehmen gab kürzlich bekannt, in Zukunft Werbung zu schalten. Anders seien die hohen Unterhaltskosten der Gratis-App nicht zu stemmen, meinte Durow Anfang Jahr vor den Medien. Es wird davon ausgegangen, dass auch Telegram-Nutzerdaten dazu verwendet werden, um euch die passendste Werbung anzuzeigen, ganz nach dem Grundsatz «ist das Produkt gratis, bist du das Produkt».

Threema

Der Messenger aus Zürich, Threema, bietet einige tolle Funktionen für Datenschüchterne. Threema ist von Haus aus verschlüsselt und man muss – im Gegensatz zu WhatsApp, Telegram und Co. – nicht mal bei der Anmeldung seine Telefonnummer angeben. Auch nutzt Threema zur Übertragung der Nachrichten nur eigene Server und keine Cloud-Dienste wie Amazon, Google oder Microsoft. Die Nachrichten werden nach der Übertragung von den Servern gelöscht. Threema hat vor circa einem Monat den Quellcode veröffentlicht und hat nichts mehr zu verstecken – verglichen mit Whatsapp und Telegram. 

Die App «Made in Switzerland» verfügt somit über den höchsten Datenschutz für ihre Nutzer, wo ist der Haken?

Threema kostet etwas. Drei Franken sollte einem der eigene Datenschutz wert sein. Ironischerweise scheint dies der Grund zu sein, warum nicht mehr Leute, vor allem in der Schweiz, auf Threema wechseln. Verwunderlich, wenn man bedenkt, dass wir für 1'500 Franken teure Geräte Schlange stehen.

Signal

Wer kostenlos schreiben und weniger Daten preisgeben möchte als auf Whatsapp, sollte sich Signal anschauen. Die Gratis-App überzeugt mit Verschlüsselung und «Open Source Code». Damit ist der Software-Code von Signal für alle einsehbar und etwaige Sicherheitslücken können schnell festgestellt werden. Hinter der App steckt keine Privatfirma, sondern die Stiftung «Signal Foundation», die sich aus Spenden finanziert. Elon Musk und Edward Snowden gehören zu den bekanntesten Unterstützern der App.

Aber auch Signal hat gewisse Schwächen. Als US-Unternehmen muss Signal Nutzerdaten unter gewissen Bedingungen an die Regierung aushändigen, wenn dies verlangt wird. Auch braucht es für die Registrierung eine Angabe der Telefonnummer. Ganz anonym schreibt es sich also auch auf Signal nicht.

veröffentlicht: 18. Januar 2021 15:12
aktualisiert: 18. Januar 2021 15:49
Quelle: PilatusToday

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