Kopfhörer-Ikone

Was ist eigentlich mit Beats by Dre passiert?

· Online seit 26.06.2021, 20:03 Uhr
Gefühlt jeder Beat entwich damals aus Beats-Kopfhörern, heute läuft praktisch niemand mehr damit herum. Wie konnte so eine Ikone einfach von den Köpfen der Menschen verschwinden? Das Ende für Beats war der Anfang der Apple-Ära.
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Was heute die Airpods sind, waren früher die Beats-Kopfhörer: Statussymbole. Cool sein bedeutete, Beats aufsetzen und die Welt vergessen. Die Marke erlangte so schnell Kultstatus, dass Fälschungen beliebter waren als Originalprodukte anderer Hersteller. Ein Rückblick.

Von 1-Franken-Kopfhörern zur Premium-Marke

Wir «stecken ein» im Jahr 2006: Der Rapper und Produzent Dr. Dre wundert sich, wie Apple seine Kunden mit Kopfhörern übers Ohr haut. Das Techunternehmen verkauft Ipods für fast 500 Franken und liefert Kopfhörer, die günstiger sind als ein Gipfeli. Laut Dre seien diese Kopfhörer gerade mal ausreichend, um zu überprüfen, ob der Sound da ist oder nicht. Aber nicht um die Musik zu geniessen und zu schätzen, wofür der Produzent hart gearbeitet. Also gründet er eine Firma und werkelt an eigenen Kopfhörern.

Coolness-Faktor: Alle wollen nur noch Beats-Kopfhörer tragen

Entstanden sind bunte Hörer fürs Auge, weniger fürs Ohr. Dre ist der Meinung, die Kopfhörer müssten gut aussehen. Was nütze der beste Sound, wenn niemand sich auf der Strasse damit zeigen will. Ähnlich würden auch Marken wie Adidas oder Nike funktionieren. Ästhetik über Komfort. Zusammen mit seinem Businesspartner Jimmy Iovine vermarktet Dre ein Fashionprodukt.

Um den Hype anzukurbeln, lässt er andere Stars das Marketing für Beats machen. LeBron James, Justin Bieber, David Guetta und mehr: Sie alle rocken mit ihren individuellen Beats-Kopfhörern. Und alle wollen nun, wie ihre Ikonen sein. Beats zu besitzen ist plötzlich in.

Das Premium-Siegel bekommen die Hörer von Mund-zu-Mund-Propaganda aufgedruckt. Die Soundqualität ist nicht tonangebend. Aber wer vorher nur die billigen Airpods als Massstab aller Dinge gesehen hat, für den sind die Beats-Kopfhörer musikalische Erleuchtung. Gerade weil sie basslastig getunt sind, klingen sie für 0815-Ohren explosiver.

In wenigen Jahren übernimmt Beats die Premium-Kopfhörer-Sparte mit 70 Prozent Marktanteil. Bis 2014 Apple genug hat und Beats aufkauft.

Beats geht unter, Apple steigt empor

Das ist der Anfang vom Ende der Marke Beats. Es kommt zur grössten Übernahme in der 38-jährigen Firmengeschichte Apples: Drei Milliarden Dollar muss Apple dafür blechen. Die US-Techfirma erkennt früh, dass Wireless-Kopfhörer boomen werden und Kabel nur noch den Weg in die Studios finden. Um im Markt mitmischen zu können, soll der grösste Konkurrent verschwinden. Also verschlingt Apple Beats und nutzt deren Technologien und Talente, um die eigenen Produkte aufzuwerten.

Die Strategie geht auf: 2019 schlägt Apple alle anderen Marken in der Kategorie «Wireless». Apple verkauft 200 Prozent mehr Bluetooth-Kopfhörer als in den Vorjahren. Nicht nur bei der Hardware bedient sich Apple der Beats-Technologie. Spotify beweist, Musikstreaming ist die Zukunft, also will Apple auch hier umsatteln. Beats hat vor der Übernahme einen Streaming-Dienst unterhalten. Mit dieser Vorlage schraubt Apple seinen eigenen Musikdienst zusammen. Und was passiert mit Beats?

Beats als Apples mittelklassiger Marktlückenfüller

Beats-Kopfhörer existieren immer noch. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis Apple die Marke verrotten lässt. Um sich nicht selbst zu kannibalisieren, updatet Apple nur Produkte, die nicht mit den Airpods konkurrieren. Kürzlich sind die mittelklassigen Beats Studio Buds erschienen. Die sollen lediglich Android-User abholen – mehr auch nicht.

Mittlerweile bieten die Airpods gute Soundqualität mit hervorragender Geräuschunterdrückung. Heute reicht alleine Marketing nicht, die Menschen informieren sich gründlich vor einem Kauf. Hersteller müssen also wirklich auch gute Produkte liefern. Bleibt abzuwarten, wann Beats die letzten Töne spuckt, bis der Akku ganz leer ist.

Quelle: techjuice, Arun Maini

veröffentlicht: 26. Juni 2021 20:03
aktualisiert: 26. Juni 2021 20:03
Quelle: PilatusToday

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