Coronavirus

Wo gelten welche Auflagen? So unterschiedlich sieht die Lage in Europa aus

08.04.2020, 06:42 Uhr
· Online seit 07.04.2020, 21:34 Uhr
Europa wurde nach Asien als zweiter Kontinent vom Cornavirus getroffen. Die EU fordert ein gemeinsames Vorgehen in der Krise, doch teilweise ist man sich gar innerhalb eines Landes uneinig. Die ersten Staaten beginnen derzeit, die Massnahmen zu lockern.
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Deutschland – Schutzmaskenpflicht in Jena

Seit dem 23. März gelten bundesweite Kontaktverbote und Ausgangsbeschränkungen. Ansammlungen von mehr als zwei Personen sind verboten. Bei Verstössen drohen Bussgelder bis zu 25’000 Euro. Viele Läden, Schulen und Kitas sind geschlossen. Wie in der Schweiz sind diese Massnahmen vorerst bis am 19. April geplant.

Die Bundesländer Bayern, Sachsen, das Saarland und Brandenburg haben noch weiterführende Massnahmen beschlossen. In der Stadt Jena (Thüringen) wurde sogar eine Schutzmaskenpflicht eingeführt.

Infizierte: über 100’000

Todesfälle: ca. 1’800

Lage: Die Infektionskurve zeigt in Deutschland – mit einigen Tagen Verspätung – ein ähnliches Bild wie in Italien. Allerdings ist die Sterberate hier viel geringer.

Österreich – Lockerungsplan steht

Für unsere östlichen Nachbarn gilt eine landesweite Schutzmaskenpflicht für Einkäufe in Supermärkten, nach Ostern auch bei Benutzung des öffentlichen Verkehrs. Bundeskanzler Sebastian Kurz will aber ab Dienstag nach Ostern kleine Geschäfte bis 400 Quadratmeter sowie Bau- und Gartenmärkte unter strengen Auflagen wieder öffnen. Ab Mai folgen – ebenfalls unter strengen Hygienevorgaben – alle Geschäfte, Einkaufszentren und Coiffeur-Salons. Zwei Wochen später sollen auch alle anderen Bereiche wie Hotels und Gastronomie wieder in die Gänge kommen. Veranstaltungen bleiben bis Ende Juni verboten.

All diese Massnahmen werden unter dem Vorbehalt planmässig durchgesetzt, wenn die Ansteckungsrate weiter runtergeht. Nach wie vor gilt auch das Versammlungsverbot von mehr als fünf Personen.

Infizierte: über 12’000

Todesfälle: ca. 240

Lage: Österreich scheint tatsächlich die Spitze der Corona-Welle bereits überstanden zu haben. Denn die Zahl der Genesungen übersteigt die der Neuinfektionen.

Frankreich – Zertifikat zum Gassi gehen

Präsident Macron hat bereits vor drei Wochen strenge Ausgangsbeschränkungen angeordnet. Viele Wirtschaftsbereiche arbeiten seither nur noch eingeschränkt. Die Menschen in Frankreich dürfen das Haus nur noch in wichtigen Fällen verlassen. Jeder, der sich ausserhalb seiner Wohnung aufhält, muss schriftlich nachweisen, dass der Ausgang notwendig ist. Dazu stellt die Regierung Formulare zum Runterladen bereit, akzeptiert aber auch handgeschriebene Formulare bei allen, die keinen Computer und Internetzugang haben.

Dies gilt bis auf Weiteres bis am 15. April. Fast eine halbe Million Bussen wurden bereits an Leute ausgesprochen, die sich nicht an die Ausgangssperre hielten. Vor allem in den Armenvierteln von Paris musste die Polizei wiederholt ausschreiten. Die Leute leben dort oftmals zusammengepfercht auf engstem Raum.

Infizierte: rund 100’000

Todesfälle: ca. 10’000

Lage: Die Lage in Frankreich ist unruhig, mal steigt die Kurve der neuen Todesfälle stark an, mal flacht sie wieder leicht ab. Die Schweiz hilft dem überlasteten Elsass mit der Betreuung einiger COVID-19-Patienten aus.

Spanien – Strikte Ausgangssperre

Notstand und strikte Ausgangssperre seit dem 15. März. Die knapp 47 Millionen Bürger Spaniens dürfen ihr Zuhause nur verlassen, um einzukaufen, Medikamente zu besorgen oder mit dem Hund Gassi zu gehen, und auch das nur in einem beschränkten Umkreis. Arbeiten dürfen nur diejenigen, deren Job zwingend notwendig ist oder bei denen Homeoffice möglich ist. Joggen gehen oder einen Abendspaziergang? Nicht erlaubt. Bei Nichteinhaltung drohen Bussen von mindestens 600 Euro. Der Notstand gilt vorerst bis am 26. April.

Infizierte: über 140’000

Todesfälle: ca. 14’000

Lage: Neuinfektionen steigen weiter an, aber weniger schnell als noch vor einigen Tagen.

Italien – Licht am Ende des Tunnels

Die Italiener sind die Quarantäne-Vorreiter in Europa. In Teilen des Nordens sind die Leute schon seit über einem Monat zuhause. Es gelten ähnliche Regeln wie in Spanien. Nur Kinder dürfen mittlerweile, in Begleitung Erwachsener, mal kurz zum Durchatmen vor die Tür.

Obwohl Spanien mittlerweile ein paar Tausend mehr Infizierte verzeichnet, ist Italien immer noch das Land mit den meisten Todesopfern.

Infizierte: über 130’000

Todesfälle: ca. 16’500

Lage: Die Zahl der Neuinfektionen sank in den letzten Tagen.

Grossbritannien – Ausgangssperre

Die britische Regierung hatte im Kampf gegen die Corona-Pandemie restriktive Massnahmen zunächst abgelehnt, weshalb sie heftig kritisiert wurde. Inzwischen gilt seit dem 23. März aber im ganzen Land eine Ausgangssperre. Zudem sind Versammlungen von mehr als zwei Personen untersagt.

Infizierte: über 52’000

Todesfälle: ca. 5’400

Lage: Die Zahl der Infizierten sowie der Todesfälle nimmt derzeit rapide zu. Das Gesundheitssystem droht zu kollabieren.

Schweden – Eigenverantwortung statt Kontrolle

Hier gelten solch schwache Restriktionen, dass unsereins nur davon träumen kann. Lediglich Versammlungen von über 50 Personen und Besuche in Altersheimen und Spitälern sind hier verboten. Schulen, Geschäfte und Restaurants sind allesamt noch geöffnet.

Infizierte: über 6500

Todesfälle: ca. 400

Lage: In den letzten Tagen ist die Anzahl der Verstorbenen und der Infizierten gestiegen. Experten rechnen damit, dass Ende Monat jede zehnte Person, also rund 1 Million Leute, sich mit dem Virus infizieren werden. Allerdings ist die Infektionskurve viel flacher als beispielsweise in Italien.

veröffentlicht: 7. April 2020 21:34
aktualisiert: 8. April 2020 06:42
Quelle: PilatusToday

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