Schweizer Tafel

«Am Anfang der Krise haben wir nicht mehr viel bekommen»

12.06.2020, 07:31 Uhr
· Online seit 11.06.2020, 14:04 Uhr
Die Armutssituation hat sich während der Corona-Krise in der Schweiz verschärft. Immer mehr Menschen sind auf Lebensmittelspenden angewiesen, auch aus der Zentralschweiz. Die Stiftung Schweizer Tafel versucht, diese Armut einzudämmen.
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Food Waste und Hunger – die Stiftung Schweizer Tafel kämpft an beiden Fronten mit freiwilliger Unterstützung. Wegen der Corona-Pandemie sind viele Familien unter die Armutsgrenze gerutscht. Die Nachfrage nach Lebensmittelspenden ist gestiegen. Das hat auch die Stiftung Schweizer Tafel gespürt.

Engpässe bei Lebensmitteln

Die Stiftung sammelt Lebensmittel von Grossverteilern wie Migros, Coop oder Aldi, die sonst im Abfall landen würden. Diese verteilt sie in zwölf Regionen an verschiedene Institutionen, bei denen Betroffene anklopfen und ihren Hunger stillen können.

Mit Beginn der Corona-Krise sei in der Zentralschweiz eine Meldung nach der anderen gekommen, dass die Institutionen schliessen mussten. Die Abstandsregeln konnten nicht eingehalten werden. Auch die Lieferungen von Migros, Coop und Co. seien ausgeblieben, da diese selbst von der ausserordentlichen Situation überrascht wurden. «Am Anfang der Krise haben wir nicht mehr viel bekommen. Es war fast nichts mehr da, was bald abgelaufen wäre», sagt Rolf Demuth, Leiter der Schweizer Tafel Region Luzern.

Zentralschweizer halten zueinander

Dafür konnten teils die Restaurants die Stiftung beliefern. Einige wenige Abgabestellen wurden überrannt, da viele andere schliessen mussten. Gerade in den Kantonen Zürich, Basel und Waadt sei man am Anschlag gewesen. «Der Zentralschweiz muss ich immer ein Kränzchen winden, die ist vom Sozialgedanken her noch gesund. Man schaut zueinander, dass man nicht gerade auf der Strasse steht oder verhungert», sagt Demuth.

Trotzdem habe er Engpässe bemerkt, vor allem bei frischen Produkten. Lagerware hingegen habe es sehr viel. «600'000 Osterhasen, die nicht verkauft wurden. Diese sind aber noch bis zu einem Jahr haltbar. Da hat man diese an die Leute verteilt», erzählt Demuth.

Wie an der Börse

Die Schweizer Tafel habe während der Krise gemerkt, dass es sie brauche. Ihre Arbeit sei lebensnotwendig für viele Menschen. «Das war wie an der Börse. Unsere Telefonrechnung war höher als in keinem anderen Monat», sagt Geschäftsleiter Stefan Möckli.

Mittlerweile sei auch bei der Schweizer Tafel Normalität eingekehrt. Bei den Grossverteilern pendle sich die Situation wieder ein und es würden wieder genug Lebensmittel an die Institutionen verteilt.

veröffentlicht: 11. Juni 2020 14:04
aktualisiert: 12. Juni 2020 07:31
Quelle: PilatusToday

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