Das hilft gegen Suizidgedanken
«Ich möchte einschlafen und am nächsten Morgen nicht mehr aufstehen»: Gedanken wie diese verweisen bereits auf erste suizidale Anzeichen. Häufig haben Menschen in belastenden Situationen Suizidgedanken. Suizid ist somit keine Krankheit, sondern oft Abschluss einer krankhaften Entwicklung.
Diese Aussage unterstreicht Liliana Paolazzi, Fachverantwortliche Beratung bei Pro Mente Sana. Die Stiftung setzt sich für die psychische Gesundheit in der Schweiz ein: «Fast 90 Prozent der Suizide werden durch Menschen verursacht, die unter einer psychischen Belastungssituation leiden oder eine psychisch diagnostizierte Erkrankung haben.»
Das hilft gegen Suizidgedanken
Doch was kann man tun, wenn man mit Suizidgedanken zu kämpfen hat? «Darüber sprechen ist der wichtigste Tipp», meint Paolazzi. Das Gespräch mit einer nahestehenden oder aussenstehenden Person kann den Betroffenen bereits eine enorme Last von den Schultern nehmen.
Wichtig sei jedoch zu beachten, dass das Gegenüber mit der Situation umgehen kann. Schliesslich ist der Suizid kein leichtes Gesprächsthema. Auch fühlen sich nicht alle Menschen emotional dazu bereit, ein solches Gespräch zu führen.
Falls man niemanden zum Reden hat, stehen einem Anlaufstellen wie die «Dargebotene Hand» rund um die Uhr online oder telefonisch zur Verfügung. Auf diesem Wege werden den Betroffenen erste Lösungsschritte aufgezeigt.
Sollte sich der oder die Betroffene bereits in der dritten Phase befinden, evaluiere man eine Überweisung in ein Kriseninterventionszentrum, erklärt Paolazzi. Die betroffene Person soll jedoch selbst entscheiden können, an wen sie sich wenden möchte: «Wir entscheiden nichts über den Kopf der Person hinweg.»
Notfallplan erstellen
Wenn jemand immer wieder mit psychischen Problemen zu kämpfen hat, bewährt sich ein Notfallplan – auch wenn die Suizidgedanken womöglich noch nicht vorhanden oder weit weg sind: «Die Betroffenen können mit dem Notfallplan ein bisschen die Kontrolle über die Situation zurückgewinnen», so Paolazzi.
Die Planung kann man entweder allein oder mit jemandem zusammen erarbeiten. Am besten hängt man diese an einem sichtbaren Ort in der Wohnung auf oder speichert sie auf dem Smartphone ab.
Folgendes sollte ein Notfallplan beinhalten:
- Frühwarnzeichen erkennen für eine bevorstehende suizidale Krise: Was sind meine Frühwarnzeichen, also Gefühle, Gedanken oder Verhaltensweisen? Wie kann ich diese erkennen?
- Eigene Bewältigungsmöglichkeiten einer Krisensituation: Was kann ich selbst tun, wenn meine Suizidgedanken stärker werden? Was hilft mir in dieser Situation? Wo habe ich die Möglichkeit, auf andere Gedanken zu kommen? An wen wende ich mich? Wie erreiche ich meine Ansprechperson?
- Kontaktaufnahme mit professionellen Unterstützern: Falls man die Krisensituation nicht alleine Bewältigen kann, sollte Kontakt zu professionellen Unterstützern aufgenommen werden (siehe Box am Ende des Artikels).
- Sammlung von Gründen zum Leben: Was macht mein Leben lebenswert? Was möchte ich noch alles erleben?
- Beseitigung von potenziellen Suizidmethoden: Zu was greife ich am ehesten? Habe ich Betäubungsmittel, scharfe Gegenstände oder andere für mich gefährliche Objekte in der Wohnung?
- Notfallkarte mit Telefonnummern und Adressen: An wen kann ich mich wenden? Wie erreiche ich diese Personen?
So sieht die Notfallkarte der Suizidprävention «Reden kann retten» aus. Am besten bewahrt man diese griffbereit bei sich im Portemonnaie auf.
Jeder braucht mal Hilfe. Geht es dir nicht gut oder brauchst du ein offenes Ohr? Hier sind professionelle und vertrauenswürdige Anlaufstellen.
- Selbsthilfe Luzern, Obwalden und Nidwalden, Tel. 041 210 34 44
- Selbsthilfe Schweiz, Tel. 061 333 86 01
- Pro Juventute Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
- Pro Mente Sana, Tel. 0848 800 858
- Dargebotene Hand Sorgentelefon, Tel. 143
- Pro Senectute Beratung für ältere Leute, Tel. 044 283 89 89