Ukraine-Krieg

Die Zentralschweiz ist auf eine Flüchtlingswelle vorbereitet

04.03.2022, 19:27 Uhr
· Online seit 04.03.2022, 19:25 Uhr
Der Krieg in der Ukraine hat inzwischen mehr als eine Million Menschen in die Flucht getrieben. Auch in der Schweiz wird eine Flüchtlingswelle erwartet. Die Zentralschweiz bereitet sich vor. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
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Wie viele Flüchtlinge werden erwartet?

Die Schweizerische Flüchtlingshilfe geht davon aus, dass bis zu 20'000 aus der Ukraine geflüchtete Menschen in die Schweiz kommen. Das berichtet das «SRF». Sie dürfen visumfrei in die Schweiz einreisen. Seit Ende Februar auch, wenn sie nicht über einen biometrischen Reisepass verfügen. Gegenwärtig ist ein Aufenthalt von maximal 90 Tagen möglich. Dies soll sich aber ändern – mit dem sogenannten Flüchtlingsstatus S.

Was ist der Flüchtlingsstatus S?

Mit diesem Status dürfen die Ukrainerinnen und Ukrainer länger als 90 Tage in der Schweiz bleiben. Der Status S – für Schutzbedürftige – ist nach dem Balkankrieg geschaffen worden, aber noch nie zur Anwendung gekommen. Er berechtigt zum Aufenthalt von Kriegsvertriebenen in der Schweiz, ohne dass sie ein ordentliches Asylverfahren durchlaufen müssen. Das damit verbundene Aufenthaltsrecht ist in der Schweiz auf ein Jahr befristet, kann aber verlängert werden, teilt der Bund mit. Der Status S ermöglicht es auch, Familienangehörige nachzuziehen.

Der Bundesrat schlägt diesen besonderen Schutzstatus für Ukrainerinnen und Ukrainer vor. Bis Mitte nächster Woche will er die Kantone und Partnerorganisationen konsultieren, bevor er definitiv über die Einführung entscheidet.

Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher

Wie bereitet sich die Zentralschweiz auf eine Flüchtlingswelle vor?

Die Zentralschweizer Kantone arbeiten mit Hochdruck daran, die ukrainischen Flüchtlinge unkompliziert und rasch aufnehmen zu können. Hier eine Übersicht:

Luzern
Der Kanton Luzern schafft unter anderem eine zentrale Anlaufstelle. Bei dieser können sich Personen melden, die helfen wollen. Sei es bei der Unterbringung oder mit Freiwilligenarbeit, schreibt der Kanton in einer Mitteilung. Weiter will Luzern neue Unterbringungsmöglichkeiten schaffen, schreibt die «Luzerner Zeitung». So richte die Dienststelle für Asyl- und Flüchtlingswesen ein zusätzliches Asylzentrum ein, in dem bis zu 80 Personen untergebracht werden können.

Zug
Aktuell stehen im Kanton Zug 275 Plätze in kantonalen Strukturen zur Verfügung, die sofort verfügbar sind, heisst es in einer Mitteilung. Zudem bereitet sich der Kanton darauf vor, rasch mindestens 1000 Geflüchtete aufnehmen zu können. Dabei unterstützt er auch die private Aufnahme von Flüchtlingen.

Nidwalden
Auch der Kanton Nidwalden ist vorbereitet, heisst es auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1. Für die nationale Koordination der Unterbringung von schutzbedürftigen Personen aus der Ukraine sei der Bund zuständig. Bei 20'000 erwarteten Kriegsflüchtigen würden rund 100 Personen in Nidwalden untergebracht. Hierfür seien die Infrastruktur vorhanden und bereit. Für Fragen aus der Bevölkerung hat der Kanton einen Sonderstab eingerichtet.

Obwalden
Die Obwaldner Kantonsregierung ist über das Ausmass der Krise zutiefst betroffen, heisst es auf Anfrage. Neben einer Spende von 100'000 Franken für das Schweizerische Rote Kreuz hat der Kanton als Sofortmassnahme einen Sonderstab gegründet. Zudem werde mit Hochdruck die Betreuung und Aufnahme von Flüchtenden organisiert. Es soll eine zentrale Unterkunft geben. Diesbezüglich sei man in Verhandlungen mit den Gemeinden.

Wie kann ich als Privatperson helfen?

Neben Bund und Kantonen ist es möglich, auch privat Flüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen. Dabei hilft unter anderem die Organisation Campax. Bei ihr kann man sich melden, wenn man selbst ein Bett für Schutzbedürftige frei hat. Insgesamt haben bereits bis zu 30'000 Menschen bei Campax ein entsprechendes Angebot für Ukrainerinnen und Ukrainer platziert.

Alleine im Kanton Luzern zählt die Organisation über 350 Personen, die Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen wollen, heisst es auf Anfrage. Laut Campax gibt es pro Angebot zwei bis drei Plätze. Das bedeutet, im Kanton Luzern gibt es über 850 freie Betten bei Privatpersonen.

Was zusätzlich immer möglich ist, ist zu spenden. So wurde beispielsweise im Kanton Nidwalden zu Kleider- und Materialspenden aufgerufen. Ein erster mit Hilfsgütern gefüllter Lastwagen ist inzwischen in Polen angekommen.

Quelle: Tele 1

veröffentlicht: 4. März 2022 19:25
aktualisiert: 4. März 2022 19:27
Quelle: PilatusToday

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