Reisebranche

«Ein Drittel der Reisebüros könnte die Krise nicht überleben»

02.07.2020, 09:34 Uhr
· Online seit 02.07.2020, 07:42 Uhr
Diese Woche starten in den meisten Kantonen die Sommerferien. Bei den Reisebüros ist davon nichts zu spüren. Grosse Anbieter wie Tui und Hotelplan haben bereits Entlassungen angekündigt. Doch auch lokalen Reisebüros steht das Wasser bis zum Hals.

Quelle: Tele 1

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Iwan Berger, CEO des Reisebüros Rilex in Altdorf, gibt sich optimistisch. «Die Leute werden nach der Coronakrise einen Nachholbedarf für Ferien haben», ist er überzeugt. Gerade während der Coronakrise hätten Touristen den Wert der Reisebüros entdeckt. Individualreisende, die im Ausland gestrandet waren, seien ohne Hilfe dagestanden und auf den Kosten sitzengeblieben. «Wir haben Tag und Nacht gearbeitet, um unsere Kunden wieder in die Schweiz zu holen», sagt Berger.

Optimismus ist aktuell auch gefragt, denn die Lage ist ernst. Rilex musste Umsatzeinbussen von rund 75 Prozent hinnehmen. «Die Politik hat immer wiederholt, man solle Ferien in der Schweiz machen.» Dies habe sich auch auf die Herbst- und Winterferien ausgewirkt, erklärt Iwan Berger.

Swiss hält Gelder zurück

Bei Luc Vuilleumier vom Reisebüro-Verband Swiss Travel Association (STAR) ist wenig Optimismus spürbar. Er rechnet damit, dass die meisten Reisebüros dieses Jahr keine schwarzen Zahlen schreiben. «Die Sommerferien können wir komplett vergessen. Diejenigen, die jetzt ins Ausland reisen, tun dies vor allem aus familiären oder beruflichen Gründen», so der Verbandspräsident.

Auch die Swiss macht den Reisebüros das Leben schwer. Weil die Fluggesellschaft Gelder für rückerstattete Flüge zurückbehalte, hätten die Reisebüros ihren Gästen Vorschüsse geleistet, auf die sie seit Monaten warten.

Von den rund 300 STAR-Reisebüros seien dieses Jahr sechs aus dem Verband ausgetreten. Präsident Luc Vuilleumier rechnet jedoch damit, dass ganze 30 Prozent der STAR-Reisebüros die Krise nicht überstehen könnten.

Heggli versucht von Ferien in der Schweiz zu profitieren

Bei «Heggli Reisen weltweit» habe man Corona-bedingt keine Entlassungen aussprechen müssen. Bereits vor der Krise sei das Personal durch natürliche Fluktuation um rund zwei Mitarbeitertende reduziert worden, erklärt Geschäftsführer Marcel Heggli. Dank Kurzarbeit sei das Unternehmen bisher durch die Krise gekommen.

Zusätzlich habe man den Fokus auf gezielte Werbemassnahmen für Ferien in der Schweiz gesetzt. Mit Erfolg: Gemäss Marcel Heggli seien Reisen im Inland dieses Jahr rund drei Mal öfter gebucht worden. «Wir konnten unter anderem drei Familien für eine Ferienwoche in einer Ferienwohnung in Meiringen begeistern», erzählt der Geschäftsführer.

(tma)

veröffentlicht: 2. Juli 2020 07:42
aktualisiert: 2. Juli 2020 09:34
Quelle: PilatusToday

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