Geschlossene Vorhänge, dunkle Bühnen, leere Zuschauerränge und niemand auf den Brettern, die die Welt bedeuten. So erlebten viele Zentralschweizer Laientheater die vergangenen zwei Jahre. Nun kommt wieder Bewegung in die Szene und der Vorhang wird hochgezogen.
Vorfreude und Spielfreude
«Es ist wie ein Frühlingserwachen», beschreibt Tom Schmid die Stimmung, die er als Präsident des RZV, des Regionalverbands Zentralschweizer Volkstheater, wahrnimmt. «Wir inszenieren und spielen wieder – und die Theaterleute sind motiviert. Der Enthusiasmus ist zurück.» Die befürchtete Flaute sei glücklicherweise ausgeblieben. Auch die Angst, dass sich Theaterleute vom Verein abwenden oder keine Zeit mehr in ihr Hobby investieren möchte, sei unbegründet gewesen. Zwar hätten einige Theatervereine in dieser Saison mehr Schwierigkeiten gehabt, Spielerinnen und Spieler zu finden. «Da musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden und war allgemein auch aufwendiger», sagt der Präsident. Trotzdem: Ein Verein, der seine Saison aufgrund zu weniger Spielender hätte absagen müssen, ist ihm nicht bekannt.
In seinen Briefkasten flattern jeden Tag Flyer und Programme von Theatervereinen, erzählt Schmid sichtlich erfreut. «Ich würde gerne jedes anschauen gehen, aber zeitlich liegt das nicht drin.»
Zuversichtlich gestimmt
Die Vorfreude über die bevorstehende Saison ist bei den Theatervereinen spürbar. «Der Probenbetrieb läuft sehr gut, die Spannung steigt, das Bühnenbild wächst, die Texte laufen immer schneller, das Bier wird kühl gestellt», beschreibt Christoph Brun von den Luzerner Spielleuten die Situation.
Ein Theater, welches seine Saison bereits am 24. September eröffnet hat, ist die Märli Biini Stans. «Es herrscht eine grosse Spielfreude. Es gibt viele zufriedene Zuschauerinnen und Zuschauer und glänzende Kinderaugen», sagt Produktionsleiterin Nicole Käslin. Der Vorverkauf lief hervorragend an und auch die Auslastung sei super.
Zuversichtlich gestimmt ist auch Melchior Amgarten vom Theater Sarnen. «Die Stimmung ist gut und wir haben eine sehr schöne neue Produktion auf Lager.» Auch hier sei der Vorverkauf gut angelaufen.
Anspruchsvolle Suche nach helfenden Händen
Während der vergangenen Jahre konnte sich das Theater Sarnen schrittweise professionalisieren und hat beispielsweise eine Vereinssoftware angeschafft. «Damit kann die Freiwilligenarbeit reduziert werden», so Amgarten. Denn es sind immer weniger Menschen bereit, ehrenamtlich und unentgeltlich für einen Verein zu arbeiten.
Das merkt auch das Theater Muotathal. «Es wird immer schwieriger, Leute zu finden, die bereit sind, den grossen Aufwand, den die Mitarbeit im Theater mit sich bringt, auf sich zu nehmen», sagt Vorstandmitglied Reto Suter. Mitwirkende, die aufhören und somit ersetzt werden müssen, wirken sich auf die Vereinsarbeit aus. Ähnlich klingt es bei den Luzerner Spielleuten. «Amateurtheater ist nicht immer ganz einfach und verlangt grosses persönliches Engagement von den Laienschauspielerinnen und -spielern.»
Finanzen und Corona beschäftigen Vereine
Beim Theater Muotathal schwingt nebst der Vorfreude auf die bevorstehende Saison auch Frage mit: «Wie wird sich das treue Publikum verhalten? Kommen alle wieder? Ist das Theater nach Corona noch gefragt?» Diese Sorgen plagen auch die Märli Biini Stans. «Natürlich hoffen wir, dass die Saison ohne Coronaeinschränkungen durchgeführt werden kann.» Und Melchior Amgarten vom Theater Sarnen ergänzt: «Corona ist zwar noch im Hinterkopf, aber nicht präsent.»
Sorgen bereiten den Theatervereinen teilweise auch die Finanzen. «Sponsoren zu finden ist eine dauernde Herausforderung eines Amateurtheatervereins. Es fehlt an Geld, aber nie an Passion», erzählt Christoph Brun von den Luzerner Spielleuten. Mit den steigenden Stromkosten wird es noch enger. Aber: «Wir sind zuversichtlich. Und so lange wir etwas Strom für das Bühnenlicht haben, werden wir auf diesen Brettern, die die Welt bedeuten, unser Bestes geben.»