Gastro-Szene bereitet sich auf Preiserhöhungen vor
Kaffee (+7,4 Prozent), Früchte und Gemüse (je +5,5 Prozent) oder Wein (+3 bis 7 Prozent): Die Teuerung bei Lebensmitteln fällt zwar unterschiedlich aus, sie ist jedoch bei praktisch allen Produkten zunehmend. Die Folge sind steigende Kosten für Restaurants.
Eine Umfrage des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse von Anfang Juni zeigt, dass infolgedessen rund 30 Prozent der Schweizer Gastronomen in den nächsten sechs Monaten eine Preiserhöhung planen.
Drohende Negativ-Spirale
Eine Zahl, welche auch Thomas Tellenbach, Geschäftsleiter von GastroLuzern, sofort «unterschreiben» würde. Die steigenden Kosten im Einkauf werden früher oder später also auch die Kunden zu spüren bekommen. Anders gehe es nicht. «Es graut uns, dass die Kassen leerer werden», sagt er. «Ein gewisser Teil der Kosten muss deshalb auf die Kunden abgewälzt werden.»
Auch der Wein kostet mehr. Dies, weil die Glasflaschen wegen Lieferengpässen teurer wurden.
Nach schwierigen Corona-Jahren werden Gastronomen nun auch von der Inflation getroffen. Die Situation wird wieder angespannter. «Die Liquidität wird durch die Teuerung weiter abgebaut», sagt Tellenbach.
Was ihm zusätzlich Sorgen bereitet: «Die Preiserhöhung kann zu einer Spirale führen.» Denn nicht nur die Gastronomen, sondern auch die Kunden haben weniger Geld zur Verfügung. «Durch die Preiserhöhungen werden wohl weniger Menschen Restaurants besuchen», führt er aus.
Konsum im Restaurant geht zurück
Diese Meinung vertritt auch Barbara Schneider. Die Präsidentin von Gastro Zug ist sich bewusst, dass Restaurant-Besuche für viele Menschen ein «Luxus-Gut» seien. Schneider, die nebenbei Inhaberin des «Gasthaus zum Rössli» in Oberägeri ist, spürt bereits erste Auswirkungen. «Es wird weniger konsumiert.» Trotzdem sei es «unumgänglich», die Preise zu erhöhen. Auch wenn dieser Schritt keinesfalls leichtfallen würde.
Nicht nur Gastrobetriebe, sondern auch Kunden sind von der Inflation betroffen. Leere Restaurant-Tische könnte man deshalb in Zukunft öfters antreffen.
Barbara Schneider hat bereits erste kleinere Preisanpassungen vorgenommen. «Ich bin mir sicher, dass ich damit nicht die Einzige sein werde», sagt sie. Andere Restaurants stünden kurz vor diesem Schritt. Eine Empfehlung gebe sie als Präsidentin des Gastroverbandes jedoch nicht ab. «Jeder Gastrobetrieb soll anhand der Kosten eigenständig entscheiden, ob eine Preiserhöhung angebracht ist oder nicht.» Man möchte sich nicht in diese Thematik einmischen.
Was bedeutet dies für Mittagsmenüs?
Sowohl Tellenbach von GastroLuzern als auch Schneider von Gastro Zug sind der Meinung, dass Mittagsmenüs vielerorts seit Jahren ein Nullsummenspiel sind. Viele Gastrobetriebe würden diese oftmals nur dank der Einnahmen am Abend querfinanzieren können. Es sei deshalb gut möglich, dass auch das Mittags-Angebot verteuert werden muss. «Sonst geraten Betriebe in die Verlustzone», schliesst Barbara Schneider ab.
(bsv)