Der Schweizer Arbeitsmarkt hat in den letzten Jahrzehnten einen grundlegenden Wandel durchgemacht. Zu diesem Schluss kommt eine kürzlich veröffentlichte Publikation des Bundesamtes für Statistik. Diese hat den Anteil der erwerbstätigen Personen in den verschiedenen Berufshauptgruppen untersucht.
Handwerkliches Geschick scheint out zu sein
Kaum überraschend, aber dennoch auffällig sind vor allem zwei Punkte. Zum einen die starke Abnahme im handwerklichen Sektor, zum anderen die starke Zunahme an erwerbstätigen Personen in den intellektuellen- und wissenschaftlichen Berufen.
Während der wissenschaftliche Sektor in den vergangenen 50 Jahren um knapp 20 Prozentpunkte zugelegt hat, ist der Anteil der Beschäftigten im Handwerk in derselben Zeitspanne fast um zwei Drittel eingebrochen. Haben es die handwerklichen Berufe also nicht geschafft, den Anforderungen des modernen Arbeitsmarktes gerecht zu werden?
Auch die Zentralschweiz vom Wandel betroffen
Geht es nach der Dienststelle Berufs- und Weiterbildung Luzern, haben die handwerklichen Berufe nicht an Popularität eingebüsst – zumindest nicht, wenn es um die Berufslehre geht. Gegenüber PilatusToday und Tele 1 erklären sie: «Im Kanton Luzern bleibt die Anzahl der Lernenden im Bereich Handwerk seit Jahren stabil.»
Diese Aussage stützt auch der Professor für Wirtschaftspolitik an der Hochschule Luzern, Prof. Dr. Christoph Hauser. Er erklärt: «Erwerbstätige in hoch qualifizierten Berufen wie Ingenieure und Akademiker nehmen überproportional stark zu.» Die Erwerbstätigen in mittelmässig qualifizierten Berufen, also typische Handwerksjobs, würden dagegen leicht abnehmen. Diese Mischung lässt den prozentualen Anteil an Erwerbstätigen in der BFS-Publikation in den Keller sinken.
Die Entwicklung spiegele den Wandel wider, den die Wirtschaft derzeit durchmacht. Das sei in praktisch allen OECD-Staaten eine ähnliche Thematik, erklärt der Professor für Wirtschaftspolitik. «Den Wandel kann man zu einem grossen Teil der Technologisierung zuschreiben», führt Christoph Hauser weiter aus. Es seien mehr spezialisierte Fähigkeiten gefragt als früher, demnach sei auch der Bildungsstand gestiegen.
Die Zentralschweiz sei aber nicht eine Ausnahme, sondern bewege sich grossmehrheitlich in den schweizweiten Tendenzen, so Hauser. «Regionale Unterschiede gibt es immer, die gibt es auch innerhalb der Zentralschweiz. Aber wir sind hier nicht grundlegend anders wie der Rest der Schweiz», erklärt er weiter.
Panik ist fehl am Platz
Dass das Handwerk ausstirbt, hält Prof. Dr. Christoph Hauser für unwahrscheinlich. Er sagt: «Die Nachfrage ist vor allem im industriellen Bereich gesunken, wo die Massenproduktion Einzug hält.» Das klassische Handwerk, also die Montage bei den Kunden zu Hause oder ein Sanitärberuf hat eine etwas andere Ausgangslage. Das sind Berufsfelder, die schwer zu automatisieren sind. «Die Nachfrage nach dem Handwerk wird auch in Zukunft bleiben», hält er schliesslich fest.
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