Keine «Spartageskarte Gemeinde» in Zuger Gemeinden | PilatusToday
Öffentlicher Verkehr

Keine «Spartageskarte Gemeinde» in Zuger Gemeinden

09.08.2023, 15:32 Uhr
· Online seit 09.08.2023, 15:30 Uhr
Die klassischen Gemeinde-Tageskarten der SBB werden abgeschafft. Alliance Swisspass und der Schweizerische Gemeinde- und Städteverband haben eine Nachfolgelösung ab 2024 ausgearbeitet. Alle Gemeinden des Kantons Zug verzichten aber auf eine Einführung. Der Aufwand sei zu gross.
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Ab 2024 müssen die SBB-Tageskarten unter anderem neu direkt am Schalter der Gemeinden gelöst werden. Zudem gibt es mit der «Spartageskarte Gemeinde» neu ein schweizweites Kontingent an Karten pro Tag und nicht mehr eine begrenzte Anzahl pro Gemeinde.

Die Gemeinden des Kantons Zug sprachen sich an der Konferenz der Gemeindepräsidenten gegen die Nachfolgelösung aus und werden diese nicht einführen. Das bedeutet, dass die Gemeinden im Kanton Zug ab 2024 keine Tageskarten mehr verkaufen werden.

Die Nachfolgelösung der Gemeinde-Tageskarten ist nach der Auffassung von Walter Lipp nicht mehr zeitgemäss. «Wir haben uns intensiv damit auseinandergesetzt. Wir sind zum Schluss gekommen, dass eine allfällige Nachfolgelösung von A bis Z digital sein sollte», sagt der Vorsitzende der Gemeindepräsidenten-Konferenz gegenüber PilatusToday und Tele 1.

«Deutlicher Mehraufwand»

Für Lipp ist es unverständlich, dass die bisherige Tageskarte abgeschafft wird: «Wir hatten eine sehr gute Auslastung bei der bisherigen Lösung. Sie wurde auch sehr rege genutzt. Falls es eine Nachfolgelösung geben würde, sollte diese aber besser als die vorherige sein.»

Die Nachfolgelösung sei aber mit einem deutlichen Mehraufwand verbunden und biete der Bevölkerung keinen wesentlichen Mehrwert. Deshalb werde sie vorerst in keiner Zuger Gemeinde eingeführt.

Initianten sollen sich bewegen

Werden mit dem Entscheid der Gemeindepräsidenten-Konferenz aber nicht ältere Menschen dem Reisen beraubt? Lipp meint: «Das glaube ich nicht. Man kann die Karten ja in Gemeinden, welche diese anbieten, beziehen.»

Die Zuger Gemeinden haben beschlossen, vorerst nicht mitzumachen in der Hoffnung, dass sich die Initianten bewegen und eine bessere Lösung ausarbeiten. Zudem gibt die SBB auch Karten raus, welche günstiger sind als die «gemeindlichen Karten», verteidigt Walter Lipp den Entscheid der Zuger Gemeinden.

Wenn ein besserer Vorschlag auf dem Tisch ist, wird die Zuger Gemeindepräsidenten-Konferenz wieder darüber beraten. «Wir sind offen. Es gilt auch anzumerken, dass nur rund 50 % der Schweizer Gemeinden die Nachfolgelösung anbieten. Ob diese alle zufrieden sind, oder einfach mitmachen, sollte geklärt werden.»

Zuger Kantonsrat reicht Vorstoss ein: «Für mich ist der Entscheid unverständlich.»

«Für mich ist der Entscheid der Zuger Gemeinden unverständlich, gerade weil die Gemeindetageskarten in der Bevölkerung extrem beliebt sind.» Das sagt der Zuger Kantonsrat Andreas Lustenberger der «Alternative – die Grünen Zug» gegenüber PilatusToday und Tele 1. «Der ÖV ist in der Schweiz nicht günstig. Gerade Menschen im AHV-Alter, Familien oder einkommensschwache Personen können extrem von der Tageskarte profitieren.»

Während den Ferienzeiten sei die Tageskarte der SBB bei den Gemeinden sehr beliebt gewesen. «Zu Ferienzeiten sind die SBB-Sparangebote nicht so günstig und gerade dann sind Tageskarten in der Vergangenheit bei frühzeitiger Planung sehr günstig und beliebt bei einer bestimmten Bevölkerungsgruppe gewesen.» Deshalb habe er einen Vorstoss beim Zuger Regierungsrat deponiert. Dabei soll insbesondere auch geprüft werden, ob der Kanton gemeinsam mit den Gemeinden eine rasche Lösung für die nahtlose Weiterführung finden kann.

Sarnen: «Das alte System hat den Zenit langsam überschritten.»

Eine Gemeinde, welche die neuen Tageskarten ab 2024 anbieten wird, ist der Obwaldner Hauptort Sarnen: «Wir haben positiv auf die Nachfolgelösung reagiert. Das alte System hat den Zenit langsam überschritten. Es ist sicher auch eine Vereinfachung für die Bevölkerung.»

Die Nachfolgelösung biete in den Augen der Gemeinde Sarnen nur Vorteile: «Über allem steht bei uns die Kundenorientierung gegenüber der Bevölkerung. Wir rechnen damit, dass wir am Anfang mehr Aufwand haben werden, der sich dann aber normalisieren wird. Es kommt aber für uns als Gemeinde noch positiv dazu, dass wir für jede verkaufte Tageskarte eine Provision erhalten.»

So teuer ist die neue Gemeinde-Tageskarte

Die neue Tageskarte wird ab 2024 in zwei Preisstufen, für die 1. und 2. Klasse sowie für Personen mit und ohne Halbtaxabonnement angeboten. Die günstigere Stufe steht bis maximal 10 Tage vor dem Reisetag zur Verfügung und kostet mit Halbtaxabo in der 2. Klasse 39 Franken, ohne Halbtaxabo 52 Franken. Bis maximal einen Tag vor dem Reisetag ist die zweite Preisstufe erhältlich: Sie kostet mit Halbtaxabo 59 Franken, ohne Halbtaxabo 88 Franken.

Eine Tageskarte für die 1. Klasse kostet bis 10 Tage vor dem Reisetag mit Halbtaxabo vorher 66 Franken, ohne Halbtaxabo 99 Franken. Bis maximal einen Tag vor dem Reisetag ist die zweite Preisstufe mit Halbtaxabo für 88 Franken erhältlich, ohne Halbtaxabo für 148 Franken.

Billett gibs in Gemeinde der Wahl

Der Verkauf der Spartageskarte Gemeinde erfolgt ausschliesslich über die Schalter der Gemeinde- respektive Stadtverwaltungen. Damit erhalten auch nicht-digitalaffine Personen Zugang zur «Sparwelt» des öffentlichen Verkehrs. Es wird künftig nur noch ein schweizweites Gesamtkontingent pro Tag geben.

Zudem entfällt die Einschränkung, dass der Verkauf nur an die Einwohnerinnen und Einwohner der eigenen Gemeinde erfolgen darf. Statt die Gemeinden abzuklappern, können sich Kaufinteressierte über eine Website über die Verfügbarkeit am gewünschten Tag informieren und die Tageskarte am Schalter der Kommune ihrer Wahl beziehen.

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Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 9. August 2023 15:30
aktualisiert: 9. August 2023 15:32
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