Tipps vom BIZ

Lehrstellensuche in Corona-Zeiten: So gehts!

07.04.2020, 16:02 Uhr
· Online seit 07.04.2020, 12:28 Uhr
Die Lehrstellensuche ist in vollem Gange. Derzeit gestaltet sich dies aufgrund der ausserordentlichen Situation etwas anders als sonst. Doch die Zentralschweizer Kantone entwarnen: Es sind noch genug Lehrstellen vorhanden. Wie in vielen andere Bereichen sei jetzt einfach Flexibilität gefragt.
Anzeige

Bei den rund 3600 Jugendlichen, die im Kanton Luzern die 9. Klasse der Volksschule und die Brückenangebote verlassen werden, haben zwei Drittel bereits einen Lehrvertrag abgeschlossen. Sieben Prozent haben eine Zusage für die Lehre erhalten und 20 Prozent suchen noch eine Lehrstelle. Neun Prozent möchten in eine Mittelschule wechseln.

Im Vergleich zu den Zahlen der genehmigten Lehrverträge (6. April: 2680 / Vorjahr: 2618) ist die Situation aktuell immer noch auf gutem Niveau. Befürchtete Einbrüche bei der Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge sind zum heutigen Zeitpunkt (noch) nicht eingetreten. Wie sich diese Zahlen in den nächsten Wochen weiterentwickeln werden, wird sich zeigen und hängt unter anderem mit der Dauer der Massnahmen des Bundes zusammen.

Für manche ist es jetzt besonders schwer

Für schulisch Schwächere und Jugendliche mit Migrationshintergrund ist es in der aktuellen Lage besonders schwierig, eine Lehrstelle zu finden. Gerade in praktisch orientierten Berufen ist der persönliche Kontakt zwischen den Bewerbenden und dem Lehrbetrieb sehr wichtig. Die berufspraktischen Fähigkeiten und Eignung wird abgeklärt und ebenso, ob die Jugendlichen ins Team passen. Diese Gespräche können derzeit nur begrenzt oder gar nicht stattfinden, alternative Kontaktformen wie z.B. Gespräche per Videochat sind daher gute Hilfsmittel.

«Abgesehen von den gestalterischen Berufen und der Informatik hat es noch in jedem Bereich genügend offene Lehrstellen», beruhigt der Leiter Dienststelle Berufs- und Weiterbildung Christof Spöring. Es herrsche gar ein Übergebot an Lehrstellen. «Wer nicht unbedingt einen sehr seltenen Beruf erlernen will, der findet etwas in einem seiner Wunschberufe», ist sich Spöring sicher.

Situation in der gesamten Zentralschweiz ähnlich

Ähnlich tönt es in der übrigen Zentralschweiz: Keiner der Kantone meldete bisher weniger vermittelte Lehrstellen als im Vorjahr. In Zug seien wie in Luzern noch um die 20 Prozent der Schüler auf der Suche nach einer Anschlusslösung, meldet das Amt für Berufsberatung. In Obwalden sieht man das Ganze noch entspannter: Da die meisten Lehrstellen vor Weihnachten vergeben werden, merke man auf dem Lehrstellenmarkt zurzeit gar keinen Unterschied zu vorigen Jahren.

In Nidwalden sind nur gerade 7.2 Prozent der Schulabgänger zurzeit noch auf Lehrstellensuche. «Auch wenn die Herausforderung aufgrund der Coronakrise gross ist, sind wir bezüglich diesen 21 Jugendlichen zuversichtlich», so der Vorsteher der Bildungsdirektion Pius Felder. «Allerdings werden wir bezüglich Lehrvertragsbeginn aufgrund der ausserordentlichen Situation in diesem Jahr Nachsicht walten lassen.»

Schnupperlehren: Geduld und Flexibilität gefragt

Es gibt einige Branchen, die ihre Betriebe aufgrund der aktuellen Sicherheitsmassnahmen des Bundes geschlossen haben. Hier ist es zurzeit nicht möglich, eine Schnupperlehre zu machen, um anschliessend den Lehrvertrag zu unterzeichnen. Andere Branchen sind am Arbeiten, haben aber aufgrund der grossen Auftragslage wenig Kapazitäten, sich um den Lehrstart zu kümmern. Daneben gibt es Branchen, die die Rekrutierung von Lernenden wie jedes Jahr durchführen.

Es ist davon auszugehen, dass Betriebe, welche jetzt geschlossen haben, den Rekrutierungsprozess mehrheitlich mit dem Arbeitsbeginn auch wiederaufnehmen werden. Und möglicherweise verschieben sich dieses Jahr das Schnuppern und die Lehrvertragsabschlüsse zeitlich bis in den Spätsommer. Flexibilität ist gefragt. Sich an die Gegebenheiten der aktuellen Situation anzupassen fordert alle gleichermassen.

Dasselbe gilt für die Lehrpersonen, die ihre Schüler bis Mitte Mai für die Brückenangebote anmelden sollten. «Wir wollen kein übervolles Brückenangebot», so Christof Spöring. «Wir können die Plätze nicht einfach verdoppeln und wollen das auch nicht.» Das Ziel sei, dass möglichst viele Schüler eine Lehrstelle erhalten, auch wenn das dieses Jahr vielleicht etwas länger dauere. «Wir werden uns die Lage Mitte Mai anschauen und beurteilen, ob wir die Anmeldefrist verlängern müssen.»

Tipps für die Lehrstellensuche oder Schnupperlehren:

Kontakt zu Lehrbetrieb

Direkten Kontakt mit dem Lehrbetrieb aufnehmen ist auch in Corona-Zeiten jederzeit sinnvoll und notwendig. Die Rekrutierung wird zurzeit sehr unterschiedlich gehandhabt. Möglich ist, einen späteren Termin abzumachen, oder sich zu erkundigen, wann man sich wieder melden darf. Oder vielleicht bietet sich hier ein Videochat an? Ist der Betrieb nicht erreichbar, kann man sich per E-Mail melden. Es empfiehlt sich, vorbereitet zu sein, wenn die Wirtschaft den Betrieb wieder aufnimmt.

Berufswahl

Auf jeden Fall sollte man die Zeit nutzen, um sich detailliert über die Berufswünsche zu informieren. Die Website berufsberatung.ch bietet eine gute Möglichkeit dazu. Weiter kann vielleicht jemand aus dem Bekanntenkreis, der den Wunschberuf ausübt, dazu befragt werden. Auf LENA sind die offenen Lehrstellen ersichtlich. Das Bewerbungsdossier aktualisieren und überarbeiten lohnt sich.

Fernunterricht: Neue Skills erwerben

Der digitale Fernunterricht ist etwas Neues. Diese Erfahrung kann man nutzen: Neben dem Schulstoff kann man im Fernunterricht zusätzlich ICT-Kompetenzen erwerben, welche zu einem späteren Zeitpunkt in der Berufsfachschule und auch im Beruf weiterhelfen.

veröffentlicht: 7. April 2020 12:28
aktualisiert: 7. April 2020 16:02
Quelle: PilatusToday

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch