Luzerner Kriminalgericht

13 Jahre Gefängnis für Tötung eines Taxifahrers gefordert

20.12.2022, 17:30 Uhr
· Online seit 20.12.2022, 05:38 Uhr
Im März 2020 wurde in der Stadt Luzern ein Taxifahrer von einem heute 31-jährigen Schweizer überfallen und mit einem Messer tödlich verletzt. Am Dienstag steht der Beschuldigte vor dem Luzerner Kriminalgericht. Er soll als Haupttäter für 13 Jahre ins Gefängnis.
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«Geb mer s Gäld», sagte der Beschuldigte mit aufgeklapptem Messer zum Taxifahrer. In dem Moment schlug ihm der russische Taxifahrer mit der Faust ins Gesicht. Dann hielt der Taxifahrer die Hand mit dem Messer fest und drückte aufs Gaspedal. Nun biss der Beschuldigte in den Arm des Fahrers und in dem Moment, in dem der Taxifahrer losliess, stach der 31-jährige Beschuldigte «das Messer mit voller Wucht in den Hals- und Brustbereich» des Taxifahrers. So steht es in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft und deren Sachverhalt auch vom Beschuldigten so anerkannt wird.

16 Stiche im Hals-, Brust- und Kopfbereich

Trotz dieses ersten Angriffs wehrte sich der Taxifahrer weiter. Es kam zu einem Gerangel, bei dem der Beschuldigte immer wieder in den Hals-, Brust- und Kopfbereich des Fahrers stach. Insgesamt 16 Mal. Dann hörte der Widerstand des Taxifahrers auf. Er gab dem Beschuldigten sein Portemonnaie, verliess das Taxi und brach zusammen. Er starb infolge des erlittenen Blutverlustes.

Der Beschuldigte indes machte sich aus dem Staub. Er plünderte das Portemonnaie des Taxifahrers – insgesamt 400.- Franken – und entsorgte seine blutige Trainerhose. Dann traf er sich mit zwei Bekannten, sie entsorgten die Tatwaffe und kauften sich mit dem Geld Drogen, die sie sogleich wieder konsumierten. Damit schloss sich für den Beschuldigten ein Kreis. Dieser Kreis öffnete sich über zwölf Stunden zuvor und zeichnete sich durch fehlendes Geld und fehlende Drogen aus.

Ein Kreis aus Drogen und Geld und Geld und Drogen

Zwölf Stunden früher: Der Beschuldigte und ein Bekannter waren am Bahnhof in Luzern. Sie hatten weder Geld noch Drogen und überlegten fieberhaft, wie sie an beides gelangen könnten. Ein «Blitzgedanke», so wird es in der Anklageschrift beschrieben, kam den beiden: als letzte Möglichkeit, einen Taxifahrer auszurauben, um «Ruhe vor dem Beschaffungsdruck» zu haben.

Als sie Abend um 23 Uhr immer noch zu wenig Geld und Drogen hatten, wurde der Plan konkreter. Es stand die Idee im Raum, einen Taxifahrer zu dritt zu überfallen. Dies wollte der Beschuldigte jedoch nicht. Er würde es alleine machen, damit nur er «drah cho» würde, falls es misslingt. Er bekam von seinem Bekannten ein Messer und gab gleichzeitig seine ID und sein Handy ab, um nach dem Raub besser wegrennen zu können.

Nur ein paar Minuten bis zum Tod

Kurz vor 2 Uhr am frühen Morgen stieg der Beschuldigte am Pilatusplatz in ein Taxi. Entgegen dem ursprünglichen Plan war der Taxifahrer jedoch gross und muskulös. Der Beschuldigte wollte eigentlich bei einem Taxifahrer einsteigen, der ihm körperlich «sicher nicht überlegen ist», heisst in der Anklageschrift. Sein russischer Chauffeur war jedoch 1,90m gross, muskulös und fast 100kg schwer.

Und ebenfalls entgegen dem ursprünglichen Plan händigte dieser Taxifahrer nach einer ersten Drohung mit dem Messer nicht einfach sein Geld aus, sondern setzte sich zu Wehr. Kaum fünf Minuten nach dem ersten Kontakt zum Taxifahrer kam es in der Sedelstrasse, bei der alten Jugendherberge, zur verhängnisvollen Auseinandersetzung. Wenige Minuten später wurde der Taxifahrer tödlich verletzt.

Zwei weitere Angeklagte

Neben dem eigentlichen Haupttäter sind zwei weitere Männer angeklagt. Der eine Bekannte soll ihm das Messer mitgegeben haben, mit dem er die Tat vollzog, der andere Bekannte sei ein «Mitläufer», der jedoch ebenfalls von den Plänen wusste.

Die Staatsanwaltschaft fordert für den Haupttäter eine Gefängnisstrafe von 13 Jahren. Die Verhandlung vor dem Luzerner Kriminalgericht startet am Dienstag um 8.15 Uhr.

So erklärte der Mediensprecher der Luzerner Polizei, Urs Wigger, am 26. März das Geschehene

Quelle: PilatusToday

Bilder nach der Tatnacht

(kra)

veröffentlicht: 20. Dezember 2022 05:38
aktualisiert: 20. Dezember 2022 17:30
Quelle: PilatusToday

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