Drohender Baustopp

30 Millionen mehr für ewl-Areal: Schuld daran will niemand sein

· Online seit 30.03.2023, 18:57 Uhr
Auf dem Gebiet im Tribschen-Quartier haben ewl und Stadt Luzern Grosses vor. Eine neue Feuerwehr-Station und gemeinnütziger Wohnraum sollen entstehen. Nun droht allerdings der totale Stillstand. Das Projekt wäre nämlich 31,5 Millionen teurer als erwartet.
Mateo Landolt
Anzeige

Noch im Februar schien alles aufgegleist für die Zukunft des ewl-Areals. Die Stadt präsentierte die Finanzierung für das Grossprojekt im Tribschen-Quartier. Über einen Sonderkredit in der Höhe von 133 Millionen hätte die Bevölkerung voraussichtlich im Juni abstimmen sollen. Insgesamt hätte es rund 200 Millionen gekostet. Der Rest der benötigten Mittel stammt nicht aus der öffentlichen Hand.

Geplant ist quasi die Eierlegende Wollmilchsau: Gemeinnützige Wohnungen, Alterswohungen, Feuerwehr, Zivilschutz, Rettungsdienst und Teile der städtischen Verwaltungen sollen einen neuen Standort erhalten. Das dafür vorgesehene Gelände war einst ein Gaswerk von «energie, wasser luzern», also der ewl.

Neu soll Projekt rund 230 Millionen kosten

Nun kommt die Hiobsbotschaft von der «ewl Areal AG», die zu je einem Drittel der Stadt, der Allgemeinen Baugenossenschaft «abl» und der «ewl» selbst gehört. Das Projekt verteuert sich um rund 31,5 Millionen Franken, heisst es in der Mitteilung. Das entspricht einer Veränderung von 16 Prozent, neu würde das Projekt also rund 230 Millionen kosten.

Die Stadt Luzern zeigt sich in der Person von Finanzdirektorin Franziska Bitzi überrascht von der Entwicklung. Denn die «ewl Areal AG» habe das bisherige Kostendach des Projekts noch im Januar bestätigt. Basierend darauf habe die Stadtregierung beim Parlament die entsprechenden Sonderkredite beantragt.

Stadtregierung nimmt sich aus Kritik

Mit der deutlichen Kostensteigerung muss die Stadtregierung nochmals über die Bücher. Schliesslich hat die Verteuerung auch grosse Auswirkungen darauf, wie viel die Stadt für das Projekt besteuern müsste. Es ist wahrscheinlich, dass das Parlament den Antrag mit den Sonderkrediten am 4. Mai zur Überarbeitung an die Regierung zurückschickt. In diesem Fall käme es automatisch zu einem Planungsstopp beim Projekt.

Die Rückweisung gebe der Regierung die Möglichkeit, neue Erkenntnisse in die überarbeitete Version einfliessen zu lassen. Wieso aber informiert die Stadt noch Ende Februar über die geplante Finanzierung, muss aber bereits wenige Wochen später alles über den Haufen werfen?

Gegenüber PilatusToday und Tele 1 stellt Franziska Bitzi klar, dass die Sonderkredite bereits im Januar beantragt wurden. Dass die Information durch das zuständige Totalunternehmen zur Verteuerung nun im März erfolgte, habe man nicht voraussehen können.«Wir hatten keinen Einfluss auf diese Entwicklung», so Bitzi.

Baufirma: Veränderte Wunschliste, Baugrund und Altlasten sind Schuld

Die «ewl Areal AG» leitet die Kritik in einer Mitteilung an die für das Projekt zuständige Immobilien- und Baufirma ab. Die prognostizierten Kosten seien mehrfach bestätigt worden. Man habe nicht von einer solchen Verteuerung ausgehen können. Gegenüber PilatusToday und Tele 1 nimmt deshalb die betroffene «Halter AG» Stellung.

Laut dem Geschäftsführer der Totalunternehmung gibt es zwei Hauptgründe für die unerwarteten Mehrkosten. «Einerseits gab es weitreichende Bestellungsänderungen der verschiedenen Nutzergruppen, die sich erst nachträglich ergeben haben.» Andererseits seien bei den Abklärungen diverse Risiken aufgetaucht, so etwa in puncto Altlasten und beim Baugrund.

Statt eines vorzeitigen Vertragsabschlusses, der die Risiken und Leistungen klar definiert hätte, sei es seitens «ewl Areal AG» zu diesen umfangreichen Änderungswünschen gekommen. Die finanzielle Tragweite der obigen Punkte hat gemäss sich Maik Neuhaus erst im März abgezeichnet.

Dennoch: Das Timing in dieser Geschichte ist überaus ungünstig. Auf der politischen Seite schien alles aufgegleist für die Finanzierung. Maik Neuhaus zeigt Verständnis für diese politische Seite. Aber: «Auf Projektebene können wir nicht einfach beschleunigen, nur weil ein politischer Prozess in Gang ist.» Dass die Mehrkosten kurz nach dem Start des politischen Prozesses auftauchten, erachtet Neuhaus als Zufall.

Franziska Bitzi: «Die Zeit drängt.»

Beim Projekt gibt es aber nicht nur einen finanziellen Druck, sondern auch einen zeitlichen. Dabei hebt Finanzdirektorin Bitzi insbesondere die nötige Feuerwehr-Station hervor. Ein neues Gebäude sei dringend nötig.

So sei die Feuerwehr-Station nach neusten Standards nicht mehr erdbebensicher. Wenn sich abzeichne, dass es auf dem ewl-Areal keine rasche Lösung gibt, müsse die Stadt das bestehende Gebäude sanieren.

Zuerst muss nun eine neue Finanzierung aufgegleist werden. Das letzte Wort hat dann das Stadtluzerner Stimmvolk. Aufgrund der Verzögerungen ist eine Volksabstimmung gemäss Franziska Bitzi nun frühestens im Frühling 2024 möglich.

(lma)

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 30. März 2023 18:57
aktualisiert: 30. März 2023 18:57
Quelle: PilatusToday

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch