Luzerner Studie

73 Prozent wollen die Impfung – Frage nach Privilegien spaltet Gesellschaft

08.05.2021, 07:57 Uhr
· Online seit 08.05.2021, 07:48 Uhr
Fast drei von vier Menschen in der Schweiz, nämlich 73 Prozent, wollen sich gegen das Coronavirus impfen lassen. Das zeigt eine am Samstag in der Zeitung «Schweiz am Wochenende» veröffentlichte Umfrage. Bei den Impfprivilegien sind sich die Befragten deutlich weniger einig.
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«Die Impfbereitschaft wächst rasant», liess sich Co-Projektleiter Marcel Zbinden von der Hochschule Luzern von der Zeitung zitieren. Die Quote der 73 Prozent Impfwilligen liege über den ursprünglich anvisierten 60 Prozent.

15 Prozent noch unschlüssig

Gemäss Umfrage wollen sich 73 Prozent mit der Impfung gegen das Coronavirus schützen. In diesem Anteil enthalten sind auch jene Menschen, die bereits mindestens eine der beiden Dosen erhalten haben. 15 Prozent gaben an, noch keinen Entscheid gefällt zu haben, und 12 Prozent sprachen sich gegen die Impfung aus.

Männer wollen sich gemäss der Umfrage etwas mehr impfen lassen als Frauen, und in ländlichen Regionen und Berggebieten wollen sich weniger Menschen impfen lassen als in den Städten und Agglomerationen. Auch Altersunterschiede gibt es: Bei den 18- bis 49-Jährigen ist die Impfbereitschaft kleiner als bei den Älteren.

Mehr als eine Million Geimpfte

Das Institut für Kommunikation und Marketing der Hochschule Luzern und das Meinungsforschungsinstitut Link befragten zwischen 28. April und 4. Mai 1'020 Personen in allen Landesteilen.

Am Freitag waren in der Schweiz mehr als eine Million Menschen vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das sind 11,7 Prozent der Bevölkerung. Bis Ende Juni soll ein Zertifikat für Geimpfte, Genesene und kürzlich negativ Getestete bereit sein. Realisiert wird es vom Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT).

Frage nach Impf-Privilegien spaltet die Gesellschaft

Wenn alle Impfwilligen gepikst wurden, stellt sich eine andere Frage. Für wen sollen Konzertbesuche, Partys oder Fussballspiele wieder möglich sein. Laut der repräsentativen Studie lassen sich die Meinungen in drei Lager einteilen. 35 Prozent der Befragten lehnen jegliche Privilegien für Geimpfte ab, während 37 Prozent dafür sind, dass es zumindest in einigen Bereichen Privilegien für Geimpfte geben soll. 29 Prozent wünschen sich, dass fast alle der abgefragten Aktivitäten nur für Geimpfte zugänglich werden.

Bei den Aktivitäten des täglichen Lebens, wie Einkaufen, im öffentlichen Verkehr und im privaten Umfeld, fällt die Akzeptanz für Impfprivilegien sehr tief aus. 24 Prozent sprachen sich dafür aus, dass Läden nur mit Vorweisen eines Impfpasses betreten werden dürfen. Im ÖV sind es 28 Prozent und bei privaten Veranstaltungen 29 Prozent. Wenig erstaunlich, findet Studienautor Zbinden: «Ein Zugang nur für Geimpfte wäre in diesen Bereichen für viele eine massive Einschränkung in die persönliche Bewegungsfreiheit.»

Bei Events liegt die Akzeptanz deutlich höher. 51 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass Flugzeuge nur noch von geimpften Personen betreten werden dürfen. Auch bei Grossveranstaltungen, wie Konzerten oder Fussballspielen, sind mehr Befragte dafür als dagegen, dass nur Geimpfte teilnehmen dürfen. «Offenbar sind die Menschen bereit, für eine eher aussergewöhnliche Aktivität ein Opfer in Form einer Impfung zu erbringen. Und sie erwarten das auch von den anderen», so Zbinden.

Generelle Impfpflicht hat wenig Chancen – ausser im Tessin

«Die Idee einer obligatorischen Impfung fällt in fast allen Landesteilen und allen Alterskategorien ziemlich klar durch», erläutert Dominik Georgi, der die Studie zusammen mit Marcel Zbinden leitet. Nur 28 Prozent der Befragten sprachen sich für eine Pflichtimpfung aus. Dieser Wert ziehe sich durch alle Alterskategorien, sozialen Gruppen und Regionen – mit einer Ausnahme: Im Tessin gibt es mehr Menschen, die einer Impfpflicht zustimmen, als diese ablehnen.

veröffentlicht: 8. Mai 2021 07:48
aktualisiert: 8. Mai 2021 07:57
Quelle: sda/PilatusToday

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