«Abstandsregel wird wohl die grösste Herausforderung»
Sind Sie zufrieden mit der Kommunikation des Kantons?
Der
Schweizerische LehrerInnenverband hat die Forderung aufgestellt, dass die
Konzepte praxistauglich sein müssen. Der Fokus muss auf einem genügenden Schutz
für Lehrpersonen, Lernende und allen anderen Betroffenen sein. Gleich danach
kommt die Umsetzung. Das BAG hält an verschiedenen Massnahmen fest. Darunter
wird wohl die Abstandsregel der grösste Knackpunkt für die Umsetzung des
Unterrichts sein.
Hat der Lehrerverband schon eine Idee, wie diese konkret umgesetzt werden soll?
In einem ersten Schritt werden wir das Konzept genauer analysieren müssen und mit den verschiedenen Stufen absprechen, welche Massnahmen wie umsetzbar ist. Weder Händewaschen, Abstand noch Fernunterricht sind für die einzelnen Stufen gleich zu bewältigen. Wie stark wir dann unsere Bedenken einbringen können, hängt vom Bildungsdirektor ab.
Der Leiter der Direktion für Arbeit hat die Wichtigkeit der Zusammenarbeit der Sozialpartner betont. Es kann nur gemeinsame Lösungen geben. Das ist ja auch insofern einleuchtend, da es die Lehrpersonen sind, welche die Massnahmen umsetzen. Diese Nähe ist entscheidend, nicht nur für die Wirksamkeit der Massnahmen selber, sondern auch für die Beurteilung der Praxistauglichkeit.
Was bereitet Ihnen am meisten Sorgen?
Am meisten Sorgen bereiten uns die zwei wichtigsten Anliegen des Konzeptes. Dessen Wirksamkeit und dessen Umsetzung im Unterricht, allen voran die Abstandsregel.
Was, wenn sich herausstellen sollte, dass sie nicht umsetzbar ist?
Zunächst muss jede Schule bei sich schauen, wie sie die Massnahmen umsetzt. Bei jedem Konzept ist es möglich, dass etwas nicht umsetzbar ist. Im schlimmsten Fall müssten wir halt noch einmal über die Bücher.
Der Präsident Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverband LLV Alex Messerli hofft, dass die vorgegebenen Massnahmen im Schulalltag auch tatsächlich umsetzbar sind.
Wären nicht Halbklassen die einfachste Lösung für das Problem gewesen?
Ich spekuliere darauf, dass Halbklassen noch schwieriger umzusetzen gewesen wären.
Wie sollen die Lehrer mit Eltern umgehen, die Angst vor dem Virus haben?
Die Angst vor dem Virus betrifft die Eltern, aber auch die Lehrpersonen. Dazu braucht es die vom BAG erwähnten Informationen für die Lehrpersonen. Es eine Art Mini-Schulung über das Virus, damit Symptome bei Kindern früh erkennt werden und entsprechend Massnahmen getroffen werden können. Je professioneller die Lehrpersonen Bescheid wissen, desto besser können sie reagieren, im Unterricht wie auch gegenüber den Eltern und Erziehungsberechtigten.
Wäre es nicht einfacher gewesen, den Fernunterricht bis auf Weiteres beizubehalten?
Ob einfacher oder nicht spielt keine Rolle. Fernunterricht, sicher in diesem Ausmass, ist nicht unser Job und ich glaube, alle Lehrpersonen freuen sich, die Lernenden wieder zu sehen. Die Umsetzung des Präsenzunterrichts ist eine erneute Herausforderung, da der Fernunterricht eine Planungslücke gab. Es entstanden auch Lücken und Ungleichheiten. Dies ist eine neue Ausgangslage und auf die können wir uns erst einstellen wenn wir die Lernenden wieder sehen und selber genau hinschauen können.
Was sagen Sie dazu, dass der Kanton an den Prüfungen festhalten will?
Die Benotung passiert unterschiedlich, bzw. in Schwerpunktfächern. Dies ist sicher ein Kompromiss, da eine Benotung in allen Fächern die Lernenden und die Lehrpersonen unnötig belasten würde und die Aussagekraft der einzelnen Noten noch weiters schwächen würde (mehr Stoff in gleich viel Zeit). Es nimmt also etwas Druck aus der ganzen Diskussion. Über die Gewichtung der Fächer sind allerdings nicht alle glücklich.