Schwangerschaft

Abtreibungen nehmen im Kanton Luzern zu

08.08.2022, 06:29 Uhr
· Online seit 08.08.2022, 06:28 Uhr
In den USA werden Schwangerschaftsabbrüche vielerorts verboten, hier steigen sie leicht. In der Zentralschweiz würden die Frauen einseitig beraten, kritisieren Abtreibungsgegner. Dem widersprechen eine Fachstelle und das Luzerner Kantonsspital, berichtet die «Luzerner Zeitung».
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Mit dem Entscheid durchtrennte das oberste US-Gericht bei der Abtreibungsfrage die Nabelschnur zu den 50 Bundesstaaten. Ende Juni hob der Supreme Court das landesweite Recht auf, eine Schwangerschaft beenden zu können. Seither gelten in rund der Hälfte der Bundesstaaten weitgehende Einschränkungen bis hin zu Abtreibungsverboten – oder sie dürften bald in Kraft treten.

Anders in Kansas: Der Staat im mittleren Westen hat dieser Tage per Referendumsabstimmung entschieden, das Abtreibungsrecht beizubehalten. In Arkansas und Alabama wiederum sind Schwangerschaftsabbrüche auch bei Fällen von Inzest oder Vergewaltigung verboten. Ausnahmen gibt es oft nur bei medizinischen Notfällen.

Situation in der Schweiz und Luzern

Das Urteil hat auch in der Schweiz zu Diskussionen geführt. Hier darf seit 20 Jahren jede Frau straffrei bis zur 12. Woche einen Abbruch vornehmen lassen. Danach muss eine ärztliche Fachperson die Situation beurteilen. 95 Prozent aller Schwangerschaftsabbrüche in der Schweiz werden innerhalb der ersten 12 Wochen durchgeführt. Drei Viertel mit der medikamentösen Methode, ein Viertel chirurgisch. Abbrüche werden in Spitälern oder ausgewählten Praxen durchgeführt und von der Krankenkasse bezahlt, abzüglich Franchise und Selbstbehalt.

Rund 11'000 Schwangerschaftsabbrüche gab es letztes Jahr in der Schweiz. Das sind 6,7 pro 1000 Frauen, wie das Bundesamt für Statistik kürzlich mitteilte. Die Tendenz ist im Zehnjahresverlauf relativ stabil. In der Zentralschweiz und im Kanton Luzern steigen aber sowohl die absoluten Zahlen wie auch die Raten seit 2011 tendenziell an, wie eine Analyse der Daten der «Luzerner Zeitung» zeigt. Zwar existieren auch Zahlen zu den anderen Zentralschweizer Kantonen. Sie sind aber zu klein, um gesicherte Aussagen machen zu können.

Weniger gross fallen die Differenzen beim Alter der Frau und der Schwangerschaftswoche zum Zeitpunkt des Eingriffs aus. Die meisten Frauen sind zwischen 30- und 39-jährig und lassen den Abbruch bis zur 8. Woche durchführen. In der Zentralschweiz und insbesondere im Kanton Luzern wird dabei aber mehr auf Medikamente gesetzt als in anderen Kantonen.

Zahlen «im Langzeittrend» stabil

Auch das Luzerner Kantonsspital hat für den leichten Anstieg der Abbrüche in der Region keine Erklärung. «Die Anzahl der jährlichen Abbrüche unterlag in allen Kantonen in den vergangenen 20 Jahren Fluktuationen, im Langzeittrend war das Niveau allerdings meist sehr stabil.» Zu den steigenden medikamentösen Abbrüchen heisst es beim grössten Zentralschweizer Spital: «Allgemein können wir sagen, dass Abbrüche meist in sehr frühen Wochen medikamentös durchgeführt werden und dann unter Umständen schonender für den Körper der Frau sind. Grundsätzlich ist die Methode immer das Ergebnis einer individuellen Entscheidung.»

Generell würden Frauen neutral beraten «und für einen Abbruch relevant ist allein der Wunsch der Frau». Falls es emotionale oder soziale Belastungssituationen jeglicher Art gebe, «verfügen wir über vielschichtige Möglichkeiten der Unterstützung».

veröffentlicht: 8. August 2022 06:28
aktualisiert: 8. August 2022 06:29
Quelle: PilatusToday

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