Nur mit Karte oder Twint

Bargeldloses Luzerner Stadtfest führt zu Kritik – nun geht das OK über die Bücher

06.05.2022, 20:14 Uhr
· Online seit 06.05.2022, 20:13 Uhr
Weil am Anlass kontaktlos bezahlt werden muss, würden zahlreiche Menschen ausgeschlossen. Aufgrund der Kontroverse steht eine Anpassung im Raum. Im Zuger «Freiruum» verzichtet man seit der Eröffnung auf Bargeld. Nachteile gebe es keine.

Quelle: Tele 1

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«Bargeld adé – das Stadtfest Luzern ist cashless», heisst es auf der Website des Anlasses, der am 24. und 25. Juni stattfindet. «An sämtlichen Verpflegungsständen kann nur mit EC-, Kreditkarte oder Twint bezahlt werden.» Einzige Ausnahme: Die Auszahlung des Depots für retourniertes Geschirr erfolgt mit Bargeld.

Das hat eine Kontroverse ausgelöst, wie «Zentralplus» schreibt. Gemäss Verein «Luzern60plus», der sich für die Anliegen älterer Menschen einsetzt, würden dadurch zahlreiche Personen ausgeschlossen, die noch analog unterwegs seien. Auch auf der Facebook-Seite des Stadtfestes hat das «Cashless-Konzept» zu über 400 kritischen bis gehässigen Kommentaren geführt. Dieses schliesse nicht nur ältere Menschen aus; auch Kinder und Jugendliche verfügten oftmals nicht über digitale Zahlungsmittel, heisst es da beispielsweise. Gegenüber unserer Zeitung meldeten sich zudem Personen, die dem Stadtfest mit einer Anzeige drohen, weil das Nicht-Akzeptieren von Bargeld gegen Bundesrecht verstosse.

Organisationskomitee will nächste Woche informieren

Am Freitag teilt das Stadtfest-Organisationskomitee nun mit, dass man die «Diskussion und Rückmeldungen» verfolge und das Bezahlsystem nochmals überprüfe. «Diese Abklärungen benötigen Zeit.» Man werde am 11. Mai über die Ergebnisse informieren.

Im «Zentralplus»-Artikel begründete das Organisationskomitee das bargeldlose Bezahlen mit «der Sicherheit, der Hygiene und digitalen Entwicklung». So waren in der Vergangenheit mehrere Zehntausend Franken aus den Kassen entwendet worden.

Gemäss Bundesrat ist bargeldloses Bezahlen möglich

Was die rechtliche Situation angeht, dürfte eine allfällige Anzeige gegen das bargeldlose Bezahlen eher nicht von Erfolg gekrönt sein. 2018 reichte SP-Nationalrätin Prisca Birrer-Heimo aus Rothenburg eine Interpellation zum Thema ein. In der Antwort schrieb der Bundesrat, dass Schweizer Banknoten und Münzen zur Zahlung grundsätzlich akzeptiert werden müssten. Es seien aber Ausnahmen möglich. So könne «zum Beispiel mittels AGB eine Barzahlung» ausgeschlossen werden. «Entscheidend dabei ist, dass der potenzielle Käufer im Voraus darauf aufmerksam gemacht wird und davon Kenntnis nehmen kann.»

Zuger «Freiruum» sieht nur Vorteile

Das Stadtfest wäre, sofern es dabei bleibt, auch längst nicht der einzige Anlass mit einem Cashless-Konzept. Zahlreiche Festivals wie die Open Airs St. Gallen, Frauenfeld, Zürich oder das B-Sides auf dem Krienser Sonnenberg kennen ein solches. Auch im Zuger «Freiruum» geht kein Bargeld über den Tresen. Diese würde sogar potenzielle Einbrecher abschrecken. «Seit der Eröffnung wurde bei uns noch nie eingebrochen», sagt Marco Husi, Geschäftsleiter im «Freiruum». Auch fällt die tägliche Fahrt mit viel Bargeld auf die Bank weg. Doch auch für die Kundinnen und Kunden gebe es Vorteile. «Es geht alles schneller.»

veröffentlicht: 6. Mai 2022 20:13
aktualisiert: 6. Mai 2022 20:14
Quelle: PilatusToday / Luzerner Zeitung

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