Corona-Demos in Luzern

«Bespuckt, gebissen und beleidigt» – Polizei erlebt wegen Demonstrationen mehr Gewalt

06.04.2022, 13:28 Uhr
· Online seit 06.04.2022, 09:44 Uhr
Im Kanton Luzern wurden im Jahr 2021 zwar mehr Verkehrsunfälle registriert als im Vorjahr, die Anzahl tödlich verunfallter Personen war hingegen rückläufig. Auch im Bereich der Kriminalstatistik wurden weniger Straftaten verzeichnet.

Quelle: PilatusToday

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Im Kanton Luzern ereigneten sich im Jahr 2021 insgesamt 2196 Verkehrsunfälle, 171 mehr als im Vorjahr. Erfreulich: Trotz der Zunahme an Unfällen ist die Anzahl Todesopfer im Vergleich zum Vorjahr von 13 auf 9 gesunken, schreibt die «Luzerner Zeitung». Auch die Anzahl an Schwerverletzten ist von 230 auf 193 zurückgegangen.

Verkehrsicherheit erhöht

Pius Ludin, Chef der Sicherheits- und Verkehrspolizei, bringt diese Zahlen in einen Zusammenhang mit den generell präventiven und repressiven Kontrollen. «Die Verkehrskontrollen, die jederzeit und überall im Kanton Luzern stattfinden, tragen dazu bei und erhöhen die Verkehrssicherheit», wird Ludin in einer Medienmitteilung zur Luzerner Polizeistatistik 2021 zitiert. Dies zeige sich auch in der Übertretungsquote bei Geschwindigkeitskontrollen, die auf 3,7 Prozent (Vorjahr: 4,5 Prozent) sank.

Auffallend sei bei der Verkehrsstatistik auch, dass mehr Lenkerinnen und Lenker, die Drogen oder Medikamente konsumiert hatten, erwischt worden waren. Die Zahl der Alkoholisierten nahm dagegen ab.

Alle Tötungsdelikte aufgeklärt

Gesunken ist die Zahl der Straftaten. Zwar wurden im Kanton Luzern letztes Jahr im Schnitt jeden Tag knapp 47 Straftaten gemäss Strafgesetzbuch verübt. Die Anzahl an Straftaten war gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig (17‘113; Vorjahr: 17‘610). Die Kriminalpolizei hatte zwei vollendete (Vorjahr: vier) und neun versuchte (Vorjahr: sieben) Tötungsdelikte zu bearbeiten. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich: 100 Prozent, genau wie im Vorjahr. Bei der häuslichen Gewalt wurden keine pandemiebedingten Ausreisser nach oben festgestellt.

«Angegangen, bespuckt, beleidigt»

In ihrer Medienmitteilung, die eine Essenz aus dem 48-seitigen Geschäftsbericht 2021 der Luzerner Polizei darstellt, geht Kommunikationschef Christian Bertschi auch explizit auf das Thema Demonstrationen ein. Er schreibt: «Gerade die Einsätze bei Demonstrationen waren für die Polizistinnen und Polizisten herausfordernd. Oftmals mussten diese nicht nur eine aufgeheizte und gereizte Stimmung erleben, sie wurden teilweise auch tätlich angegangen, bespuckt und beleidigt.»

Generell habe der Respekt gegenüber der Polizei abgenommen, sagte der stellvertretende Polizeikommandant Thomas Christen. Die Hemmschwelle sei gesunken. Dies sei für das Korps und jedes seiner Mitglieder belastend. Christen berichtete von Schlägen und Bissen. An einer Coronademonstration erlitt ein Polizist durch einen von hinten mit einer Stange ausgeführten Schlag einen Kopfschwartenriss.

Immer mehr Polizisten werden bedroht, tätlich angegangen und verletzt

283 Mitarbeitende der Luzerner Polizei erlebten 2021 Gewalt und Drohung, das ist gegenüber dem Vorjahr (225 Betroffene) eine markante Steigerung. 52 Polizistinnen und Polizisten (Vorjahr: 34) wurden dabei verletzt. Das macht eine verletzte Person pro Woche. «Jeder dieser Vorfälle ist für den Betroffenen oder die Betroffene einschneidend und belastend. Die vielen schönen Momente, die im Polizeiberuf, bei Hilfeleistungen oder bei Begegnungen mit dankbaren Menschen erlebt werden könne, werten solche Übergriffe nicht auf», wird Kommandant Adi Achermann zitiert.

Wieso die Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten zugenommen habe, sei schwierig zu sagen, sagt Michael Muther, Chef der Sicherheitspolizei Süd: «Es gibt einen Trend hin zu einer staatskritischen Haltung. Ausserdem trägt vermutlich der Individualismus und die 24-Stunden-Gesellschaft zur Zunahme der Gewalt bei.» Muther vermutet, dass die Gewalt in naher Zukunft nicht abnehmen wird. Um Betroffenen zu helfen, gäbe es interne Möglichkeiten für Gespräche. «Ausserdem werden Einsätze nachbesprochen», sagt Muther.

Wenn die Polizei die Einhaltung der Coronamassnahmen kontrollierte, gab es indes weniger körperliche Gewalt als Diskussionen. Es seien Gereiztheit, Rechthaberei und Staatsverdrossenheit spürbar gewesen, erklärte Christen. Insgesamt stellte er dem Gewerbe und der Bevölkerung bezüglich Corona aber ein gutes Zeugnis aus.

(mme/red.)

veröffentlicht: 6. April 2022 09:44
aktualisiert: 6. April 2022 13:28
Quelle: Luzerner Zeitung

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