Kanton Luzern

Blasmusik findet originelle Wege, um die Krise zu überbrücken

28.11.2020, 15:36 Uhr
· Online seit 28.11.2020, 08:59 Uhr
Virtuelle Neuuniformierung, Streaming-Konzert, Kleinformationen im Advent und Hashtag-Kampagnen: Die Blasmusik-Szene wird originell, wenn es darum geht, die musikfreie Zeit zu überbrücken.

Quelle: MG Schüpfheim

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Mit der Verschärfung der Corona-Massnahmen vom 28. Oktober ist es für Blasmusikvereine schwierig geworden. Proben in der bekannten Form sind nicht mehr möglich. Viele Konzerte, in der Weihnachtszeit und darüber hinaus, sind bereits wieder abgesagt oder in der Schwebe.

Schüpfheim: Virtuelle Neuuniformierung

Nun wehren sich die Vereine und setzen sich für ihr liebstes Hobby ein. Mit originellen Ideen. Die Musikgesellschaft Schüpfheim hätte in dieser Zeit seine Neuuniformierung gefeiert. Mit Personenbegrenzungen und Abstand ist dies natürlich nicht möglich. Theoretisch. Der Verein führt eine virtuelle Neuuniformierung durch. Technik sei Dank. «Wir stehen solchen Projekten sehr positiv gegenüber», sagt Christoph Troxler, Präsident des Luzerner Kantonal Blasmusik-Verband (LKVB). «So kann auch viel Sympathie bei der Bevölkerung für die Blasmusik erlangt werden – und die Blasmusik verstummt nicht ganz.»

Quelle: MG Schüpfheim / Dominik Engel

Rüediswil: Jahreskonzert streamen

Schon etwas früher machte sich die Ortsmusik Rüediswil Gedanken. Sie müssen geahnt haben, dass eine Verschärfung der Massnahmen kommt. Denn ihr diesjähriges Jahreskonzert haben sie am 27. Oktober, also quasi im letztmöglichen Moment, in der Turnhalle Rüediswil aufgezeichnet. Seit dem 15. November kann es jeder Interessierte auf Youtube streamen.

Hier kann das gesamte Konzert gestreamt werden

Freude durch die Musik verbreiten

«Die Musik soll nicht verstummen», schreibt der LKVB auf seiner Webseite. Der Vorstand wünsche sich in der Advents- und Weihnachtszeit möglichst viel Musik in den Dörfern und Städten. Der Vorteil: Im Freien kann Musik fast überall gespielt und die Mindestabstände eingehalten werden. Der Vorstand stellt den Vereinen denn auch Muster-Schutzkonzepte für Proben und Auftritte bereit. «Wir haben all unsere Sektionen ermuntert unser Projekt ‹Musik in der Advents- / Weihnachtszeit im Kanton Luzern› zu prüfen.»

Kleinformationen im Advent und an Weihnachten

Diverse Musikgesellschaften haben sich den Vorschlag des LKBV zu Herzen genommen und spielen nun mit unterschiedlichen Kleinformationen. So auch die Feldmusik Willisau. «An verschiedenen Daten in der Adventszeit werden die Formationen in den Quartieren spielen, wohl ausschliesslich im Freien und ohne Ankündigung – dies um Menschenansammlungen zu verhindern», schreibt der Präsident André Marti auf Anfrage.

Natürlich gelte für Proben wie auch Auftritte ein konsequentes Schutzkonzept. Marti sieht den Vorteil dieser Kleinformationen darin, dass die Mitglieder weiter ihr Hobby pflegen können. Aber: «Der kameradschaftliche Austausch fehlt halt trotzdem, man sieht nur wenige der Kolleginnen und das Bier nach der Probe liegt ja auch nicht mehr drin.» Deshalb hofft Marti, dass es dem «Verein als soziales Gefäss» bald wieder möglich sein wird, grössere Proben und Auftritte durchzuführen.

Sensibilisierungskampagne des SBV

Trotz all den Bemühungen: Die Online-Projekte können das gemeinsame Musizieren nicht ersetzen. «Die emotionale Seite vom gemeinsamen Musizieren existiert bei den Online-Projekten nicht und das ist genau der Grund, warum viele das Vereinsleben so schätzen», so Troxler. Diese Probleme plagen denn auch den Schweizer Blasmusikverband (SBV). Offenbar fürchten viele gerade kleinere Musikgesellschaften, dass ihnen die Mitgliederinnen und Mitglieder davonlaufen, weil es aktuell keine Ziele und Motivation gibt.

«Kaum hat sich ein Orchester wieder eingespielt, wird es durch Corona wieder ausgebremst», sagt Luana Menoud-Baldi, die Präsidentin des Verbandes, gegenüber dem «St. Galler Tagblatt». Deshalb kursieren seit Anfang November auf den Sozialen Medien Bilder und Beiträge von Musikanten mit dem Hashtag #bleibimmusikverein. Dazu Menoud-Baldi: «Die schweizweit 2’500 Musikgesellschaften dürfen das Vertrauen nicht verlieren.» Christoph Troxler gefällt das Projekt des SBV: «Es schafft Vertrauen in den Verband und hilft sich gegenseitig zu motivieren.»

veröffentlicht: 28. November 2020 08:59
aktualisiert: 28. November 2020 15:36
Quelle: PilatusToday

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