Das hat der Betreibungsstopp gebracht
Um die Schweizer Bevölkerung inmitten des Corona-Lockdowns nicht zusätzlich finanziell zu belasten, ordnete der Bundesrat vom 19. März bis am 19. April eine Schonfrist für Betreibungen an. Manche Unternehmen waren sogar noch kulanter. Diese Grosszügigkeit ist jedoch sehr unterschiedlich – und hilft den Betroffenen meist nicht sehr viel.
Grosse Unterschiede zwischen den Branchen
Antje Sonntag von der Schuldenberatung der Caritas Luzern bestätigt dies. Während sich Steuerämter und Krankenkassen äusserst kulant gezeigt hätten und auf die besonderen Umstände während der Krise eingingen, kamen andere Gläubiger weniger entgegen. «Vermieter, Kreditgeber oder Leasingagenturen haben weiterhin viel Druck aufgebaut», so Antje Sonntag. Dabei seien die Unterschiede insbesondere bei den Untervermietern gross gewesen. Dies, weil Untervermieter selber Mieten zu begleichen hätten und darum nicht auf Forderungen verzichten können.
Über Kulanz entscheiden die Gläubiger
Beim Betreibungsamt Luzern habe man im ersten Halbjahr fast 3'000 Betreibungen weniger eingeleitet als noch im Vorjahr, erklärt Toni Melillo vom Luzerner Betreibungsamt. Er erwartet, dass die Auswirkungen der Krise sich an der Anzahl Betreibungen erst gegen Jahresende widerspiegeln werde.
Die Ausgleichskasse Luzern betreibt säumige Zahler seit dem 1. Juli wieder. Aus Kulanz habe man den Betreibungsstopp noch bis Ende Juni 2020 aufrechterhalten, sagt Lorenz Ruppen von der Was Ausgleichskasse Luzern. Die Anzahl Betreibungen habe sich im ersten Halbjahr deswegen um rund 1'000 Betreibungen gegenüber 2019 reduziert.
Das «Jonglieren» mit den fälligen Rechnungen
Doch was bringt der Betreibungsaufschub den Betroffenen? Ist aufgeschoben abermals nicht aufgehoben?
Antje Sonntag von Caritas Luzern: «Da die stillgestandenen Schulden nicht erlassen wurden, ist keine Entlastung spürbar gewesen. Das ‹Jonglieren› mit fälligen Rechnungen wurde zwar erleichtert, hilft den Betroffenen aber nur bedingt.» Wer aufgrund der Coronakrise also von Kurzarbeit betroffen ist oder gar die Stelle verlor, kämpft derzeit wegen laufenden und aufgestauten Rechnungen an zwei Fronten.