Massnahmen gegen Hooligans

Das sagen der FCL und der Kanton Luzern zu einer möglichen Ausweispflicht

29.10.2021, 19:31 Uhr
· Online seit 29.10.2021, 18:21 Uhr
Am vergangenen Wochenende ist es nach mehreren Fussballspielen in der Schweiz zu Ausschreitungen gekommen. Die Liga und der oberste Polizeidirektor wollen nun die Gangart verschärfen. Doch die Vorschläge kommen nicht bei allen gut an.

Quelle: Tele 1

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Die aktuellen Ereignisse müsse man zum Anlass nehmen, um mit noch grösserer Verbindlichkeit gesamtschweizerische Lösungen zu diskutieren, sagt Fredy Fässler, Präsident der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD). Deshalb soll eine Taskforce mit Vertretern aus Kantonen, Polizeikorps, Vereinen, der Liga, Fanarbeit und Fanorganisationen bis im kommenden Frühjahr mögliche Lösungen ausarbeiten (PilatusToday berichtete).

In Frage kommen laut Fässler insbesondere eine Ausweispflicht und Kombi-Tickets oder allenfalls wirksame Alternativen beim Transport der Fans. Eine Ausweiskontrolle an Fussballspielen galt für lange Zeit als technisch nicht umsetzbar. Dieses Argument zähle nun nicht mehr, betont Fässler und verweist auf die Kontrolle der Covid-Zertifikate. Die Liga will zudem prüfen, die Gästesektoren zu schliessen (PilatusToday berichtete)

Schliessung des Gästesektors keine Lösung

Der Präsident des FC Luzern, Stefan Wolf, findet eine Ausweispflicht an Matches nicht sinnvoll. «Dadurch würden Aktionen wie am Sonntag in Zürich nicht verhindert.» Zudem sei klar, dass man den Gästesektor nicht schliessen möchte. «Gästefans gehören zu einem richtigen Fussballspiel», so Wolf. Viel mehr möchte man am intensiven Dialog zwischen Fans, Behörden und Polizei festhalten.

Quelle: CH Media Video Unit / Silja Hänggi

Im November treffen sich die Fussballklubs und die Liga zu einer Sitzung. An dieser will der FCL aufzeigen, wie wichtig ein solcher Dialog zwischen den verschiedenen Parteien ist – auch wenn es zu keinen Ausschreitungen kommt.

Fokus auf Dialog setzen

Ähnliche Rückmeldungen kommen von der Fanarbeit Luzern. Die letzten 10 bis 15 Jahre hätten gezeigt, dass die scheinbar einfachen Lösungen nicht erfolgversprechend waren, sagt Fabian Achermann von der Fanarbeit Luzern. «Wir sehen diese Massnahmen sehr kritisch und sind gegen Kollektivstrafen aufgrund jüngster Ereignisse.»

Man möchte den Fokus lieber auf die Verfolgung von Einzeltätern und den Dialog mit den Fans, Klubs, Polizei und ÖV-Betrieben setzen. Wichtig bei der Diskussion sei, dass sie weitsichtig und sachbezogen geführt werde. Denn die Scheinlösungen, welche immer wieder gebracht werden, würden zu mehr Konflikt führen, betont Achermann. «Die Frage ist nicht, was man noch besser machen kann, sondern was man noch machen muss, damit es nicht noch schlechter wird.»

«Ausweispflicht bei Spielen eine Option»

Anders sieht dies der Sicherheitsvorsteher des Kantons Luzern, Paul Winiker. Aus seiner Sicht steht die Lösung «Tickets gegen Identifikation» oder Kombi-Tickets im Vordergrund. Die ID-Kontrolle im Zusammenhang mit dem Covid-Zertifikat habe sich bewährt. «Deswegen würde es zu keinerlei Problemen führen, wenn man diese für eine Ausweispflicht in den Stadien weiterführen will», zeigt sich Winiker überzeugt.

Im Falle, dass es auch künftig Probleme rund um Fussballspiele geben sollte, wäre laut dem Luzerner Sicherheitsvorsteher auch eine Schliessung des Gästesektors eine Möglichkeit. Durch das Hooligan-Konkordat bestehe die Möglichkeit, in einem Eskalationsfall den Gästesektor zu schliessen. Wichtig wäre laut Winiker jedoch, dass diese Massnahmen flächendeckend durchgeführt würden.

(mja)

veröffentlicht: 29. Oktober 2021 18:21
aktualisiert: 29. Oktober 2021 19:31
Quelle: PilatusToday

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