Luzerner Klimaplan

«Die Alternative, nichts zu tun, gibt es nicht»

11.01.2021, 18:28 Uhr
· Online seit 11.01.2021, 12:51 Uhr
Der Kanton Luzern hat heute Montag einen Planungsbericht veröffentlicht, wie er das Ziel «Netto null Treibhausgasemissionen bis 2050» erreichen will. Die ersten Reaktionen der Verbände fallen positiv aus. Der Geschäftsführer des Luzerner Bauernverbandes Stefan Heller gibt jedoch zu bedenken, dass auch die Konsumenten gefragt sind.

Quelle: Tele 1

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«Fleischkonsum ist klimarelevant», weiss Stefan Heller. Als ehemaliger Lehrer für Ökologie ist er sich sehr wohl bewusst, dass die Landwirtschaft die Treibhausgase drosseln muss. «Die Alternative, nichts zu tun, gibt es nicht», ist er überzeugt. Doch einfach eine Reduktion der Tierhaltung auf Kantonsebene sei nicht die Lösung.

«Die Schweiz importiert viel Fleisch. Wenn die Nachfrage gleich hoch bleibt, produzieren wir lieber selbst und haben es im Griff», so die Meinung Hellers. Dennoch sollen die einheimischen Bauern nicht untätig bleiben. Man sei dran und bemühe sich, vor allem die Emissionen der hochproblematischen Treibhausgase Methan und Lachgas zu reduzieren.

Eine Schweizer Landwirtschaft ohne Tierhaltung? – undenkbar und unrealistisch

Bereits seit einer Weile gebe es in der Schweiz die Tendenz, dass Tierprodukte immer weniger gefragt seien. Dennoch glaubt Heller nicht, dass die Schweizer Landwirtschaft jemals ganz ohne Tierhaltung auskommen wird. «Schon nur wegen den klimatischen Bedingungen, die wir hier haben, werden tierische Proteine immer relevant für die Ernährung bleiben», so der Vorsteher des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbandes. Man könne schliesslich nicht einfach alle Grünflächen in Soja-Produktionsflächen umwandeln.

Regionale Projekte lösen nicht das Gesamtproblem

Heller sieht den neuen Klimaplan des Kantons nicht per se für unmöglich, aber als «eine grosse Herausforderung» an. Er hält es zwar für richtig, dass das Problem des Klimawandels bereits auf kantonaler Ebene angegangen wird. Aber: «Manche Lösungen müssen wir national und international angehen.»

Gewerbeverband hält kantonalen Klimaplan in der Industrie für umsetzbar

Positiver gestimmt ist der KMU- und Gewerbeverband des Kantons Luzern. Obwohl die Industrie laut Klimaplan bis 2050 überhaupt keine überschüssigen Treibhausgase ausstossen darf, geht der Direktor Gaudenz Zemp davon aus, dass die Ziele erreicht werden. «Die Zahlen der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) zeigen, dass die Wirtschaft ihre Ziele bisher immer übertroffen hat.»

Die Sorgenkinder seien aktuell vor allem noch energieintensive Produktionsbetriebe wie Giessereien und Papierproduktion. Dennoch sieht Zemp dort nicht primär ein Problem, sondern vor allem viel Potential: «Die Betriebe waren aus Kostengründen schon immer daran interessiert, möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Nun werden die Vorgaben nochmals von aussen verschärft, was zu zusätzlichen Investitionen führen wird.» Wichtig sei es, dass von Seiten des Kantons nicht auf Verbote und Regulierungen, sondern auf Kostenwahrheit, Verursacherprinzip, Anreizsysteme und Innovationsförderung gesetzt werde.

Klimastreik Zentralschweiz ist enttäuscht

Der Klimabericht des Kantons Zug ist «inhaltsleer sowie mutlos», schreibt die Bewegung «Klimastreik Zentralschweiz» in einer Stellungnahme. Die Klimakrise werde als existenzielle Krise im Bericht nicht ernst genug genommen. Die Bewegung fordert konkrete Massnahmen und verweist auf einen eigenen, kürzlich erschienenen Klima-Aktionsplan.

veröffentlicht: 11. Januar 2021 12:51
aktualisiert: 11. Januar 2021 18:28
Quelle: PilatusToday

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