Luzerner Paar

«Die Ehe ist für uns eine Einheit» – Jetzt kann geheiratet werden

01.07.2022, 07:45 Uhr
· Online seit 30.06.2022, 20:38 Uhr
Im vergangenen Herbst hat die Schweiz deutlich Ja zur «Ehe für alle» gesagt. Ab Freitag können gleichgeschlechtliche Paare nun definitiv den Bund der Ehe eingehen. Wir haben ein Paar bei ihren Vorbereitungen begleitet.

Quelle: PilatusToday / Martina Birrer

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«Ich liebe dich», sagt Fabienne zu Stefanie, bevor sich die beiden für das Interview in der Sunset Bar Luzern hinsetzen. Fabienne Fluder und Stefanie Cardoso lernten sich vor sieben Jahren beim Fussballspielen kennen, gefunkt hat es damals aber noch nicht. An einem Abend änderte sich jedoch alles, erzählt Fabienne mit einem Lachen im Gesicht: «Amor kam auf einmal mit seinem Pfeil und von da an waren wir verbunden.» Nun sind sie seit 2,5 Jahren ein glückliches Paar.

Auch eine eingetragene Partnerschaft wäre in Frage gekommen

Als die «Ehe für alle» an der Urne angenommen wurde, waren Stefanie und Fabienne bereits verlobt. Der Plan war, dass sie sich für eine eingetragene Partnerschaft entscheiden. «Am Tag der Abstimmung freute ich mich sehr. Es war ein schönes Gefühl, dass nun auch wir eine Ehe eingehen können», sagt Stefanie.

Die Ehe bedeutet beiden viel. Eigentlich sei es nur ein Papier, sagt Stefanie. Gleichzeitig betont sie: «Die Ehe ist für uns eine Einheit.» Fabienne ist gleicher Meinung. Durch den Bund der Ehe werden sie und Stefanie zu einer Familie. Denn Fabienne Fluder wird den Nachnamen von Stefanie Cardoso annehmen. «Vor allem rechtlich macht es die Ehe in vielen Situationen einfacher», sagt Fabienne. Für die beiden ist klar: Wenn sie einmal Kinder haben werden, soll die ganze Familie den gleichen Namen haben.

Eine freie Trauung soll es sein

Bevor es aber um Kinder geht, muss zuerst die Hochzeit geplant werden. Seit einem Jahr sind die beiden an der Organisation. Dabei waren sie stets auf der gleichen Wellenlänge. Es soll eine freie Trauung in der Sunset Bar geben. Ungefähr 90 Gäste werden erwartet.

Organisiert wird das meiste von Simone Wigger, die ihre eigene Eventfirma «Simi's Event» hat. Schon früher organisierte sie gleichgeschlechtliche Hochzeiten, jedoch immer mit eingetragener Partnerschaft. Der Tag der Abstimmung über die «Ehe für alle» war auch für sie ein Freudentag. «Es gibt keinen Unterschied bei der Liebe. Alle sollten die Möglichkeit haben, das Fest der Liebe zu feiern – egal welches Geschlecht.»

Anmeldungen für gleichgeschlechtliche Ehen halten sich in Grenzen

In diesem Jahr kann Simone Wigger nur wenige gleichgeschlechtliche Hochzeiten organisieren. Eine Nachfrage bei den Zentralschweizer Standesämtern zeigt, dass sich das Interesse in Grenzen hält. In der ganzen Zentralschweiz sind bisher erst 34 gleichgeschlechtliche Eheschliessungen angemeldet. Bei Umwandlungen von eingetragenen Partnerschaften in eine Ehe sind es 65.

Die Standesämter hätten mit mehr Anmeldungen gerechnet, wie sie auf Anfrage sagen. Für Simone Wigger ist dies jedoch keine Überraschung: «Nach wie vor sind wegen Corona viele mit einer angezogenen Handbremse unterwegs. Ich bin mir sicher, dass auf nächstes Jahr mehr Anmeldungen kommen.»

Vorfreude ist riesig 

Angezogene Handbremse, das kennen Fabienne und Stefanie nicht. Die beiden sind inmitten der Vorbereitungen. Stefanie kann es kaum mehr erwarten: «Fabienne soll nun endlich meine Frau werden. Wir sollen gleich heissen und zu einer Familie werden.»

Nervös sind die beiden noch nicht. «Ich muss noch mein Hochzeitskleid anpassen», erzählt Fabienne mit glänzenden Augen. «Mein Anzug habe ich bereits, ich werde aber nicht verraten, welche Farbe er haben wird», so Stefanie. Beide sind sich sicher: «Die Hochzeit wird bestimmt sehr emotional, wir freuen uns!»

veröffentlicht: 30. Juni 2022 20:38
aktualisiert: 1. Juli 2022 07:45
Quelle: PilatusToday

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