Coronavirus

Direktor der St. Anna Klinik: «Ich bin nicht sehr zuversichtlich, was den Impfstoff betrifft.»

06.07.2020, 20:11 Uhr
· Online seit 06.07.2020, 19:47 Uhr
Was seit heute für alle Pflicht ist, macht Martin Nufer, Direktor der Hirslandenklinik St. Anna in Luzern, schon lange: Maskentragen im ÖV. Wo stehen wir im Hinblick auf das Coronavirus? Sind wir nachlässig geworden oder wird immer mehr Panik geschürt?

Quelle: tele1

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Auf die Frage nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus hat Martin Nufer keine positive Antwort. «Das Coronavirus kennt man schon lange. Das ist eine Familie und man hat schon früher versucht, gegen diese Coronafamilie einen Impfstoff zu finden. Das ist bis jetzt nicht gelungen», so der Klinikdirektor und Arzt Martin Nufer.

Nicht nur in seinem beruflichen Umfeld, auch privat trägt Nufer an öffentlichen Plätzen, wo sich mehrere Leute treffen eine Schutzmaske, und meidet Menschenansammlungen. Betreffend Massnahmen, Panikmacherei und BAG-Zahlen gab er uns folgende Antworten:

Warum sind die Massnahmen noch berechtigt?

Es wäre heikel, die Sache einfach laufen zu lassen und zuzuschauen. Vor allem jetzt werden viele Leute ins Ausland in die Sommerferien reisen. Das ist ein erhöhtes Risiko für den Import des Coronavirus. Wir müssen uns darauf einstellen, dass erneut Viren eingeschleppt werden. Im Unterschied zum Ausbruch des Virus haben wir nun aber bessere Möglichkeiten, das Virus zu kontrollieren und zu verfolgen.

Was bringen uns die Zahlen der Neuinfektionen des BAG?

Die Zahlen sind zwar weit weg von den dramatischen Zahlen im März, aber sie sagen, dass wieder irgendetwas passiert. Die Bevölkerung hat das Bedürfnis nach Informationen, also soll man diese auch liefern. Nicht zu informieren und nicht transparent zu sein bringt uns auch nicht weiter. Es ist die Aufgabe von jedem Einzelnen, sich eine eigene Meinung zu bilden und entsprechend zu handeln.

Ist alles nur Panikmacherei?

Zu Beginn hatten wir relativ wenig Informationen. Es wurden viele verschiedene Theorien verbreitet. Diese widersprüchlichen Informationen und auch das Unwissen haben viel Unsicherheit verbreitet, was sicherlich nicht dazu geführt hat, dass das Vertrauen der Bevölkerung gewonnen wurde. Die Publikationen aus wissenschaftlichen Berichten zeigen mittlerweile alle in eine Richtung und somit ist klar, dass wir aufpassen müssen.

Sind wir noch genügend vorsichtig unterwegs?

Es ist eine Art Pendel. Wir hatten die unkontrollierte Verbreitung und daraufhin wurden mit dem Lockdown harte Massnahmen eingesetzt. Damit konnte die Situation zum Glück unter Kontrolle gebracht werden. Jetzt, wo es wieder Lockerungen gibt, muss jeder einzelne wieder mehr Selbstverantwortung übernehmen. Die Fälle scheinen wieder anzusteigen. Jetzt stellt sich die Frage, ob wir zu viel gelockert haben oder den Leuten zu viel Verantwortung übergeben haben. Auf jeden Fall müssen wir die Schraube wieder ein bisschen anziehen.

Wie vermeiden wir eine zweite Welle?

Wir müssen das miteinander zusammen schaffen und sollen uns nicht einsperren, sondern in einem vernünftigen Rahmen handeln. Die Jungen müssen ein bisschen mehr mitmachen, die Alten ein bisschen mehr Verständnis zeigen. Es ist ein Pendel zwischen einigen Massnahmen, aber nicht zu vielen, und dem Verständnis für den anderen.

Das ganze Gespräch gibt es oben im Video.

veröffentlicht: 6. Juli 2020 19:47
aktualisiert: 6. Juli 2020 20:11
Quelle: PilatusToday

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