Strassenverkehr

E-Bike-Unfälle nehmen zu: Warum gerade Senioren betroffen sind

28.10.2022, 08:19 Uhr
· Online seit 28.10.2022, 05:49 Uhr
Gemäss der Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU haben 2021 die Unfälle mit Elektrovelos zugenommen – in den vergangenen fünf Jahren sogar um über 160 Prozent. Dabei sind es meistens Seniorinnen und Senioren, die die Verursacher sind. Wir erklären, warum.
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Am Mittwochabend erst erreichte uns die jüngste Schreckensmeldung: In Hünenberg verunfallte eine 78-jährige Frau schwer, als sie mit ihrem E-Bike mit einem Baustellenfahrzeug kollidierte.

Gerade solche Meldungen scheinen sich in der vergangenen Zeit zu häufen. Bei der BFU bestätigt sich diese Vermutung: Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre waren 44 Prozent der schweren Unfälle mit E-Bikes auf die Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen zurückzuführen.

Aber nicht nur schweizweit, auch im Kanton Luzern nehmen die Unfälle mit E-Bikes immer mehr zu:

Im Jahr 2021 sind in Luzern 22 Personen, welche 65 Jahre oder älter sind, mit einem Elektrovelo verunfallt. Bei den 45- bis 64-Jährigen waren es 14 Personen und bei der Alterskategorie 30 bis 44 Jahre gerade mal acht Personen. Bei den unter 30-jährigen Verunfallten nur zwei Personen mit einem E-Bike.

Das Fahrradfahren neu entdeckt

Auch bei der Pro Senectute, der grössten Fach -und Dienstleistungsorganisation für Altersfragen, beobachtet man die Statistik der E-Bike-Unfälle bei Senioren seit Längerem. «Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass viele Senioren das Fahrradfahren durch Elektrovelos wiederentdecken», erklärt Mediensprecher Peter Burri. Durch die Tretunterstützung der E-Bikes ist es mit minimalem Aufwand möglich, vorwärtszukommen – zum Vorteil der älteren Menschen.

Ausserdem gäbe es immer mehr Menschen, die das Pensionsalter erreichen, was auch die Zunahme der Unfälle zusätzlich erkläre. Um der Nachfrage gerecht zu werden und Unfälle zu vermeiden, biete die Pro Senectute schweizweit Kurse für den Umgang mit E-Bikes an. Diese seien gemäss Burri sehr beliebt.

Wichtig sei unter anderem, dass alle Neueinsteiger zuerst Erfahrungen sammeln sollen. «Dies sei insofern wichtig, dass man sich mit dem E-Bike und seiner eigenen Fahrtüchtigkeit auseinandersetzt und diese einschätzt.» Denn mit zunehmendem Alter nehmen die kognitiven Fähigkeiten in der Regel ab.

Ältere Personen sind «verletzlicher»

Ein weiterer Grund für die E-Bike-Unfälle beschreibt die BFU: Mit dem zunehmenden Alter wird der Körper verletzlicher, erklärt Mara Zenhäusern von der Beratungsstelle. «Deshalb sind ältere Personen häufiger von schweren Personenschäden betroffen.» Dies betreffe aber nicht nur Seniorinnen und Senioren auf dem E-Bike, sondern auch zu Fuss, auf dem Velo und im Auto. «Das bedeutet nicht, dass Seniorinnen und Senioren gefährlicher unterwegs sind, sondern dass sie aufgrund ihres Alters verglichen mit jüngeren Altersgruppen ein höheres Risiko haben, sich bei einem vergleichbaren Unfall schwer zu verletzen.»

Beim Kauf eines E-Bikes unterscheidet man zwischen langsamen und schnellen E-Bikes. Die langsamen haben eine Höchstgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern und benötigen keine Strassenzulassung. Bei den schnellen E-Bikes gibt es eine Helmpflicht, man braucht einen Geschwindigkeitsmesser und eine «gelbe Nummer». Am besten sollte man sich vor dem Kauf beraten lassen. Mehr dazu im Ratgeber von Tele 1.

Tele 1 begleitete Ende April 2022 ein Giswiler Pensionär, der für Senioren einen E-Bike-Kurs anbietet.

Quelle: Tele 1

veröffentlicht: 28. Oktober 2022 05:49
aktualisiert: 28. Oktober 2022 08:19
Quelle: PilatusToday

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