Ausstellung

Ehemaliges Willisauer Gefängnis öffnet Tore für Kunstschaffende

· Online seit 15.10.2020, 18:07 Uhr
Seit einem Ausbruch dreier Häftlinge im Jahr 2010 steht das Gefängnis in Willisau leer. Nun regt sich wieder etwas in den Zellen: 13 Künstlerinnen und Künstler zeigen dort ab Donnerstag zeitgenössische Werke im Rahmen der Ausstellung «eingefangen und ausgestellt».
Anzeige

Der Kanton Luzern verkaufte das 1895 erstellte, baufällige Amtsgebäude, in dem bis 2010 Häftlinge des Haft- und Untersuchungsgefängnisses Grosshof in Kriens vorübergehend untergebracht waren, an zwei Willisauer Baufirmen. Diese erweitern den denkmalgeschützten Bau zu Wohn- und Gewerbezwecken.

Bis es soweit ist, bringt der Verein Aktion Kultur Willisau im Sinne einer Zwischennutzung noch einmal Leben in die zehn Gefängniszellen. Er lässt Kunstschaffende die Einzel- und Doppelzellen sowie die Dachterrasse und Aufenthaltsräume bespielen.

Zu sehen sind Installationen, Malerei, Zeichnungen, Druck, Fotografie und Video. Eingeladen wurden Mirko Baselgia, Angela Erni, Lutz & Guggisberg, Samuel Herzog, Flavio Hodel, Moritz Hossli, Andrina Keller, Pollo7, QueenKong, Marco Russo, Franz Steinmann, Timo Ullmann und Romano Zaugg.

Noch immer flüchtig

Die Veranstalter wollen einen Blick hinter die Fassaden des Gefängnisses gewähren und sprechen von einem einzigartigen Projekt, das sich durch den «zwiespältigen genius loci» auszeichne. Eindeutig genug von diesem besagten «Geist des Ortes» hatten drei Inhaftierte am Ostersonntag 2010.

Sie überwältigten einen Wärter, knebelten ihn und sperrten ihn in eine Zelle. Danach machten sie sich aus dem Staub. Den ersten Ausbrecher schnappte die Polizei zwei Tage später, ein zweiter wurde ein Jahr später in Albanien festgenommen. Der dritte ist noch immer flüchtig und international zur Verhaftung ausgeschrieben.

Nach dem Ausbruch - dem ersten aus diesem Gefängnis überhaupt und dem ersten im Kanton Luzern seit 1999 – wurden die restlichen Gefangenen umplatziert und das Gefängnis geschlossen.

Die Ausstellung ist bis am 8. November zu sehen. Parallel dazu organisiert eine Gruppe junger Kulturveranstalter an vier Samstagen Gespräche mit Expertinnen und Experten aus dem Gefängnis und Strafvollzug.

veröffentlicht: 15. Oktober 2020 18:07
aktualisiert: 15. Oktober 2020 18:07
Quelle: sda

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch