Luzern

Ein Drittel der Beizen und Take-Aways schwindelte bei Fleischdeklaration

14.05.2020, 20:25 Uhr
· Online seit 14.05.2020, 15:08 Uhr
Fleisch aus Brasilien statt aus dem nahen Entlebuch: Luzerner Lebensmittelinspekteure haben festgestellt, dass 2019 rund ein Drittel der geprüften Verpflegungsbetriebe die Herkunft von Fleisch falsch deklarierte. Der Kantonschemiker sieht Handlungsbedarf.
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In einer gezielten Kontrollkampagne wurden bei Verpflegungsbetrieben die Angaben zur Herkunft des Fleisches überprüft. Kontrolliert wurden 94 Betriebe. Ein Drittel dieser Betriebe machte falsche Angaben zur Herkunft des Fleisches, wie aus dem am Donnerstag publizierten Jahresbericht der Luzerner Dienststelle Lebensmittelkontrolle und Verbraucherschutz hervorgeht.

«Dieser Wert ist zu hoch», sagte Kantonschemiker Silvio Arpagaus auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. In diesem Bereich brauche es ganz klar Verbesserungen. Führe eine Inspektion zu einem unbefriedigenden Resultat, vermindere sich der Zeitraum zur nächsten Kontrolle. Mangelhafte Betriebe würden also häufiger kontrolliert.

Engpässe oder absichtlich falsche Angaben?

Die Lebensmittelkontrolleure beanstanden die betroffenen Betriebe und weisen sie an, die falschen Angaben zu korrigieren. Bussen verteilen die Kontrolleure nicht, bei wiederholter Widerhandlung könne es zur Anzeige kommen, sagte Arpagaus. Soweit komme es aber nur in seltenen Fällen.

Einige Betriebe wichen beispielsweise bei Lieferengpässen auf Fleisch anderer Herkunft aus und würden dabei vergessen, dies zu deklarieren. Natürlich aber gebe es auch andere Fälle, wo absichtlich falsche Angaben gemacht würden, so Arpagaus.

Von rund der Hälfte der kontrollierten Produkte wies zudem das Zutatenverzeichnis Mängel auf. Auch hier wurden Korrekturmassnahmen angeordnet und den Betrieben professionelle Unterstützung empfohlen bei der korrekten Anwendung der nötigen Bezeichnungen.

Pflanzenschutzmittel im Trinkwasser

Grossmehrheitlich aber hielten sich die Luzerner Lebensmittelbetriebe an die Vorgaben bezüglich Sicherheit, Hygiene und Deklaration, hält die die Dienststelle Lebensmittelkontrolle und Verbraucherschutz weiter fest. Dies zeigten die insgesamt 7'000 Proben aus den Bereichen Lebensmittel, Trinkwasser und Gebrauchsgegenstände wie Geschirr. Elf Prozent der Proben mussten beanstandet werden, was im üblichen Rahmen liege.

Bei 159 Trinkwasserproben wurden in Proben aus 28 Gemeinden Rückstände des Pflanzenschutzmittels Chlorothalonil nachgewiesen. In neun Gemeinden wurde der Höchstwert für das Abbauprodukt Chlorothalonilsulfonsäure überschritten.

In fast allen Fällen konnten die betroffenen Trinkwasserversorgungen rasch Massnahmen treffen, damit das Wasser die rechtlichen Anforderungen wieder erfüllt. Die betroffenen Gemeinden liegen in Gebieten, wo verbreitet Ackerbau und Obstbau betrieben wird.

Die Trinkwasserversorgungen seien nicht die Verursacher des Problems, heisst es weiter. Ab 2020 gelten für neue Stoffe Höchstwerte, darunter ein Abbauprodukt von Chlorothalonil. Die wenigen Daten, die zum jetzigen Zeitpunkt vorliegen, zeigten, dass dieses in deutlich erhöhter Konzentration vorzukommen scheine und vergleichsweise weit verbreitet sei.

Dauert Jahre, bis Rückstände ganz verschwinden

Daran werde auch das seit Anfang 2020 geltende Chlorothalonil-Verbot nicht so schnell etwas ändern, da es Jahre oder gar Jahrzehnte dauern könne, bis derartige Rückstände aus dem Trinkwasser verschwinden würden. «Wir werden die Kontrollen in diesem Bereich intensiv weiterführen», sagt Argapaus.

Neben der Prüfung von Lebensmitteln führten die Kontrolleure rund 1'800 Inspektionen durch. Dabei wurden Aspekte wie die Sauberkeit und der Zustand der Infrastruktur, die Ausbildung der Mitarbeitenden oder die Verarbeitung von Lebensmitteln vor Ort geprüft. Bei über 93 Prozent der Inspektionen wurden gute bis sehr gute Verhältnisse festgestellt.

veröffentlicht: 14. Mai 2020 15:08
aktualisiert: 14. Mai 2020 20:25
Quelle: SDA

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