Alkoholsucht

Ein Tabu mitten unter uns

26.11.2020, 09:43 Uhr
· Online seit 26.11.2020, 09:02 Uhr
Das Verhältnis zum Alkohol ist in unserer Gesellschaft ein zwiespältiges: Ein «Nein» zu einem Glas Wein wird nur selten kommentarlos akzeptiert. Wer aber die Kontrolle über Alkohol verliert, wird stigmatisiert. Ein nationaler Aktionstag möchte die schwierigen Aspekte des Alkoholkonsums enttabuisieren.
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In der Schweiz hat der Pro-Kopf-Konsum von reinem Alkohol in den letzten Jahren stetig abgenommen. So wurden im Jahr noch 10,2 Liter getrunken. Im Jahr 2018 waren es noch 7,7 Liter. Gemäss Schätzungen von Sucht Schweiz trinken rund elf Prozent der Schweizer Bevölkerung die Hälfte des konsumierten Alkohols. Rund 250'000 Personen aus allen Gesellschaftsschichten sind in der Schweiz von Alkoholabhängigkeit betroffen.

Alkohol gehört zu jedem Familienfest, Apéro und Besuch eines Fussballspiels. Zu unserer Gesprächskultur gehört das Thema Alkoholsucht jedoch nicht. Gemäss der kürzlich veröffentlichten Studie «Wie geht es dir?» wird nur über das Einkommen und psychische Erkrankungen weniger offen gesprochen. Sogar über Sexualität spricht die angeblich so prüde Schweizer Bevölkerung häufiger.

Der nationale Aktionstag möchte dieses Schweigen brechen. Doch wie geht man mit dem Verdacht um, dass ein Familienmitglied ein Alkoholproblem hat? «Am besten sucht man das direkte Gespräch ohne Schuldzuweisung und Urteil», erklärt Ruedi Studer, Geschäftsführer von KLICK Fachstelle Sucht Region Luzern.

Ziel des Gespräches soll nicht sein, das Gegenüber zu ändern. «Ändern lässt sich nur die eigene Verhaltensweise», so Studer. Man könne jedoch Grenzen setzen, was noch zumutbar sei, aber auch was nicht länger toleriert werde. «Kontrollieren, wie viel er oder sie trinkt, soll man hingegen nicht.» Man könne den Konsum des anderen ohnehin nicht verhindern und bürdet sich so nur die Verantwortung für das Verhalten der anderen Person auf.

Hast du Fragen zum Thema Sucht? Auf der Webseite von KLICK findest du Ansprechpersonen.

(hto)

veröffentlicht: 26. November 2020 09:02
aktualisiert: 26. November 2020 09:43
Quelle: PilatusToday

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