Luzerner Fasnacht

Ende der Telefonbücher – ist jetzt der «Fötzeliräge» in Gefahr?

15.09.2022, 13:02 Uhr
· Online seit 15.09.2022, 06:06 Uhr
Nach 142 Jahren ist Schluss: Das Telefonbuch wird ab dem nächsten Jahr nicht mehr als physisches Buch herausgegeben. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Luzerner Fasnacht.

Quelle: PilatusToday/Andreas Wolf

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Steht nun eine grosse Tradition der Luzerner Fasnacht auf der Kippe? Seit 1988 werden jedes Jahr vor dem Schmutzigen Donnerstag Hunderte alte Telefonbücher zu Papierschnitzel verarbeitet. Verwendet werden diese für den «Fötzeliräge» an der Tagwache auf dem Kapellplatz – und nicht etwa wenige. «Jede Fasnacht verarbeiten wir etwa 250 Kilogramm Telefonbücher zu Fötzel», erklärt Martin Dudle von der Zunft zu Safran. Die Zunft ist für den «Fötzeliräge» an der Tagwache verantwortlich.

Telefonbuchpapier hat die perfekten Eigenschaften

Der Grund, warum der «Fötzeliräge» nur aus Telefonbüchern hergestellt wird, liegt bei der Qualität des Papiers, meint Dudle. «Es hat sich herausgestellt, dass dieses Papier ein optimales Gewicht hat und die Schnipsel kleben nicht aneinander.» Ausserdem habe es wunderbare Flugeigenschaften, es dreht sich in der Luft.

Quelle: Tele 1

Vorrat an Telefonbüchern angelegt

Mit der Sorge, dass es plötzlich keine Telefonbücher mehr gibt, hat sich die Zunft zu Safran bereits auseinandergesetzt. «Es wurde in den vergangenen Jahren immer schwieriger, an Telefonbücher zu kommen», sagt Martin Dudle. Deswegen hat die Zunft vor einigen Jahren vorgesorgt und einen Vorrat an Telefonbüchern angelegt. «Diese Bücher haben wir gratis bekommen. Auch heute erhalten wir diese vereinzelt noch, allerdings werden es jedes Jahr immer weniger.» Trotzdem reicht dieser Vorrat noch für einige Jahre. «Wir haben noch etwa eine Tonne Telefonbücher an Lager.» Dies sollte gemäss Dudle noch für etwa vier «Fötzeliräge» reichen.

Doch was passiert nach diesen vier «Fötzeliräge»? Gemäss Martin Dudle von der Zunft zu Safran hat man bereits eine Lösung erarbeitet, wie es danach weitergehen soll. «Wir werden ein spezielles Papier verwenden. Es ist wie Seidenpapier, nur ein bisschen stabiler – also ähnlich wie ein Telefonbuch.» Ein weiterer Vorteil sei, dass man die Farbe des Papiers wählen kann. Möglicherweise würden dann die Farben von der Zunft zu Safran verwendet, es könnte also schon bald einen «Fötzeliräge» in Rot und Gelb geben.

(mja)

veröffentlicht: 15. September 2022 06:06
aktualisiert: 15. September 2022 13:02
Quelle: PilatusToday

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