Die Kapellbrücke verschwindet nach dem Sonnenuntergang fast aus dem Stadtbild. Nur der Wasserturm wird spärlich beleuchtet, die 203 Meter lange Brücke versinkt in der Dunkelheit. Dies soll sich nun ändern. „Die Überquerung der Kapellbrücke soll auch in den Abendstunden zu einem Erlebnis werden“, lächelt Ruedi Meier, ehemaliger Luzerner Stadtrat und Präsident der IG Inszenierung Kapellbrücke-Wasserturm. Heute Morgen stellte Meier zusammen mit weiteren Mitgliedernr der IG das Siegerprojekt zur Inszenierung der Kappelbrücke der Öffentlichkeit vor.
Ambitiöse technische Umsetzung
Ende Januar schrieb die IG Inszenierung Kapellbrücke-Wasserturm einen internationalen Wettbewerb aus, um die Kapellbrücke in den Abend- und Nachtstunden zu beleuchten. Überzeugt wurde die Jury und die IG vom Projekt des holländischen Teams „Partikel Plan“. Dieses stellt die Überquerung der Brücke in den Mittelpunkt: „Betritt eine Person die Kapellbrücke, wird die Brücke genau an dem Standort beleuchtet, an dem sich die Person befindet“, erklärt Rombout Frieling – der Leiter des Projekts „Partikel-Plan". Er erläutert weiter: „Das Licht folgt der Person in dem Tempo, in welchem sie sich bewegt. So wird für die Person die Innenseite der Brücke sichtbar – und die Aussenstehenden sehen, wo genau sich ein Passant auf der Brücke aufhält“. Beleuchtet werden auf Höhe der Position jeder einzelne Balken der Brücke, zudem funkelt auch das Ziegeldach der Kapellbrücke auf dieser Höhe.
Die Überquerung im historischen und kulturellen Kontext
Diese Idee überzeugte die IG, sowie die eingesetzte Jury zur Beurteilung der Projekte. „Vor allem die überzeugende Verbindung zwischen rücksichtsvollem Umgang mit der Umgebung, das künstlerische Potential und die erfrischende Kreativität“ gab laut IG den Ausschlag. „Die Beleuchtung ist schlicht, fantasievoll und passt hervorragend in das Konzept des Plan Lumière. Die Überquerung wird so auch in der Nacht zu einem Erlebnis“, findet Gabriela Christen, die Direktorin Hochschule Luzern Kunst und Design. Durch die technischen Möglichkeiten kann die Beleuchtung jederzeit angepasst werden. „So sollen sich die Beleuchtungen in den verschiedenen Jahreszeiten unterscheiden, da die Kapellbrücke in diesen Jahreszeiten auch ganz anders aussieht – beispielsweise sollen das Beleuchtungsspiel Ziegel im Herbst wie wegwehende Blätter aussehen lassen“, ergänzt Meier. Ebenfalls spezielle Beleuchtungen seien bei der Fasnacht und den verschiedenen Festivals geplant. Weiter haben auch die Mitbürger die Möglichkeit eigene Ideen einzubringen, wie die Brücke bei der Überquerung beleuchtet werden soll“, so Meier weiter.
Wer bezahlt die Beleuchtung der Kapellbrücke?
„Ich hoffe, dass die Kapellbrücke bereits im Herbst 2015 auf diese Weise beleuchtet wird“, informiert Meier weiter. Davor müssen allerdings noch einige bewilligungstechnische Hürden genommen werden, welche nach ersten Absprachen gut überwindbar scheinen. Und natürlich hat auch die Bevölkerung das Recht, sich in die Diskussion einzugeben. „Alle eingereichten Projekte werden vom 23. September bis 14. Oktober im Lichthof des Regierungsgebäudes des Kantons Luzern ausgestellt“, sagt Meier. Zusätzlich zur Bewilligung wird auch nach Mittelbeschaffung aus privaten Kreisen gesucht. Das Projektbudget sieht einen Investitionsaufwand von rund 1.5 Millionen Franken vor. „Von Kanton und Stadt haben wir keine finanziellen Zusagen, deshalb ist dieses Projekt ein Public Private Partnerschaft – die jährlichen Unterhaltskosten von knapp 100‘000 Franken sollen jedoch gemeinsam mit der öffentlichen Hand getragen werden“.