Psychische Folgen von Maske & Co

«Gesunde Kinder haben nichts zu befürchten»

· Online seit 23.10.2020, 06:21 Uhr
Unser Alltag steht seit einigen Monaten Kopf. Es gilt sich an die neue Situation anzupassen. Erwachsenen fällt das teilweise leichter. Aber wie ergeht es Jugendlichen und Kindern mit Massnahmen wie Maskenpflicht und Abstandsregeln?
Anzeige

Dr. med. Oliver Bilke-Hentsch, Chefarzt Kinder- und Jugendpsychiatrie der Luzerner Psychiatrie gibt Entwarnung: «Kinder, welche psychisch stabil sind und ein stabiles Umfeld haben, kommen mit der aktuellen Situation klar.» Sie haben nichts zu befürchten. Für Kinder und Jugendliche hingegen, die bereits mit psychischen Problemen zu kämpfen haben, sei die Situation während und nach dem Lockdown sehr schwierig gewesen. «Solche Kinder haben Mühe wieder in die Routine zu kommen, sie brauchen klare Regeln und Ordnungsstrukturen», so Bilke-Hentsch. Je mehr Möglichkeiten ihnen geboten werden, desto schwieriger wird es für diese Kinder.

Mehr Austausch online

Gegenläufige Beobachtungen stellt der Chefarzt bezüglich Abstandhalten fest. Kinder, die eher autistische Züge haben, seien durch die Schulschliessung entlastet worden und seien weniger dem sozialen Druck ausgesetzt gewesen. Andere, die mehr Austausch mit Gleichaltrigen bräuchten, hätten diesen ins Netz verlagert. Laut Bilke-Hentsch gäbe es auch Geschlechterunterschiede: Mädchen seien anpassungsfähiger und hätten weniger Mühe mit der Situation umzugehen als Buben.

Die herrschende Maskenpflicht nimmt Bilke-Hentsch nicht als Problem wahr. Zwar hätten Jugendliche, die ohnehin Mühe mit Regeln haben, heftiger auf die Maskenpflicht reagiert. Aber: «Schlussendlich ist es eine Gewöhnungssache», so der Chefarzt.

Möglichst viel Normalität schaffen

Eltern empfiehlt er, weiterhin freundlich und zugewandt mit den Kindern umzugehen. Sie haben eine wichtige Vorbildfunktion, die sie einnehmen müssen. Auch sollen Eltern mit ihren Kindern über die aktuell herrschenden Regeln reden und diese altersgerecht erklären. «Wichtig ist es, den Kindern und Jugendlichen so viel Normalität und Selbstverständlichkeit wie möglich zu schaffen», sagt der Chefarzt Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Die längerfristigen Auswirkungen der Corona-Massnahmen auf Kinder und Jugendliche seien schwer abschätzbar, so Bilke-Hentsch. Was momentan wohl am meisten zu schaffen mache, sei das fehlende Licht am Ende des Tunnels. Man müsse sich darauf einstellen, dass das Ende der aktuellen Problematik nicht absehbar sei.

veröffentlicht: 23. Oktober 2020 06:21
aktualisiert: 23. Oktober 2020 06:21
Quelle: PilatusToday

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch