Horror in Magglingen – Acht Turnerinnen reden Klartext
«Ich wurde wirklich gequält. Bis ich so erschöpft war, dass ich jeglichen Selbstwert verloren hatte.» Dies sagt die Luzernerin Ariella Käslin, WM-Zweite und Europameisterin im Sprung, gegenüber dem «Tagesanzeiger». Und ihre Kolleginnen stimmen ihr zu: «Ich wurde fertig gemacht. Ich sei als Mensch unfähig, ich sei dumm. Man sagte mir, immer vor allen anderen: Was ich eigentlich das Gefühl hätte, wer ich sei, eine Topturnerin?!» erzählt Lynn Genhart, Silbermedaillengewinnerin an der Junioren-EM 2016.
In den Magglingen-Protokolle des «Tagesanzeigers» schildern acht ehemalige Kunstturnerinnen und Turnerinnen der Rhythmischen Gymnastik von psychischem Druck, Misshandlungen, Essstörungen, Depressionen und qualvollen Trainings im Sportzentrum. Sie seien gebrochen worden, ihr Selbstwertgefühl sei verloren gegangen. So sagt Sarah Marchini, ehemalige Gymnastin: «Sie haben mein Selbstbewusstsein zerstört, meine Persönlichkeit gebrochen. Es geht nicht nur um eine Trainerin. Es ist ein System.»
Nicht die ersten Vorwürfe
Dass dieses System gebrochen wird, dafür setzen sich die acht jungen Frauen ein. Sie wünschen sich, dass junge Turnerinnen zukünftig nicht mehr voller Angst ins Training müssen, wie sie es selbst jahrelang getan hätten.
Es sind nicht die ersten Vorwürfe, und trotzdem hat sich seitdem nicht viel getan. Trainer wurden abgesetzt, neue kamen dazu. Trotzdem bleibt die Hoffnung, dass nun reagiert wird.
Aktuell läuft im Schweizerische Turnverband (STV) ein Untersuchungsverfahren einer externen Kanzlei. Zu den Vorwürfen nehmen sie kaum Stellung. Gegenüber «20 Minuten» schreiben sie: «Wir bedauern es sehr, dass die im «Magazin» erwähnten Turnerinnen in ihrer Zeit im Nationalkader Leid erlitten haben.»