Contact-Tracing

«Im Moment führen wir ‹Buch› über ein Excel-Sheet»

06.05.2020, 10:21 Uhr
· Online seit 06.05.2020, 07:03 Uhr
Bis am 11. Mai müssen die Kantone das Contact-Tracing aufnehmen, so der Auftrag des Bundes. Im Kanton Luzern hat man bereits am Montag damit angefangen – mit analogen Methoden, wie der Luzerner Kantonsarzt Roger Harstall im Interview erklärt.
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Da die Fallzahlen der neu am Coronavirus erkrankten Personen stetig abnehmen, hat der Bund das Contact Tracing veranlasst. Das heisst, das bei neu infizierten Personen zurückverfolgt wird, wo sie sich angesteckt haben und der Krisenherd so eingeschränkt wird. Im Kanton Luzern ist hierfür der Kantonsarzt Roger Harstall verantwortlich.

Roger Harstall, der Bund hat den Kantonen den Auftrag gegeben, das Contact-Tracing vorzubereiten. Wie weit ist man hier im Kanton Luzern?

Das ist richtig, die Kantone müssen spätestens per 11. Mai das Contact-Tracing, also die Rückverfolgung von bestätigten Corona-Infektionen, wieder aufnehmen. Wir haben damit bereits am 4. Mai begonnen.

Und wie funktioniert das?

Wir erhalten eine Meldung über eine positiv getestete Person vom Labor, vom behandelnden Arzt  oder dem Bundesamt für Gesundheit BAG. Sind die Daten auf dem Meldeformular vollständig, leiten wir die Meldung an die Partner-Organisation weiter. In unserem Fall ist dies die Lungenliga Zentralschweiz. Dort wird dann die infizierte Person telefonisch kontaktiert und befragt, mit wem sie bis zwei Tage vor Symptombeginn engen Kontakt hatte.

Diese Personen werden dann ebenfalls kontaktiert, unter Quarantäne gesetzt und ebenfalls regelmässig befragt. Entwickeln diese Symptome, werden sie in der Regel getestet und bei positivem Resultat ebenfalls isoliert. Ausserdem werden dann auch bei den Personen, die sich neu in Isolation befinden, die Kontaktpersonen abgefragt. Infizierte Personen bleiben isoliert bis sie für 48 Stunden keine Symptome mehr haben, jedoch mindestens 10 Tage. Die Quarantäne dauert ebenfalls 10 Tage.

Das klingt alles noch ziemlich manuell. Auf Bundesebene war die Rede von einer Contact-Tracing-App.

Das stimmt. Im Moment führen wir «Buch» über ein Excel-Sheet und verwenden das Informationssystem «Meldungen ISM» des Bundes. Wir sind hier aber daran, neue Lösungen, welche die Abläufe vereinfachen, zu prüfen und in die Prozesse zu integrieren. Die App ist aber Sache des Bundes. Grundsätzlich stehen wir der Einführung einer solchen App offen gegenüber. Hierzu stehen den Kantonen derzeit aber noch zu wenig Informationen zur Verfügung. Die Einführung wurde für den 11. Mai 2020 in Aussicht gestellt. Sobald die genaue Funktionsweise der App bekannt ist und die Rahmenbedingungen definiert sind, werden wir die Integration der App in das CT des Kantons Luzern prüfen.

In diesem Zusammenhang gibt auch immer der Datenschutz zu reden. Was können Sie darüber sagen?

Wie gesagt, die Contact Tracing-App ist Sache des Bundes. Ich gehe davon aus, dass die noch offenen Fragen, auch zum Datenschutz, bis zum geplanten Launch am 11. Mai seitens des Bundes geklärt sein werden.

Ab welcher Zahl Infizierten kann das Contact-Tracing überhaupt stattfinden?

Im Moment sprechen wir von einer Obergrenze von rund 100 Neuinfizierten pro Tag schweizweit. Das war in den vergangenen Tagen der Fall. Geht man davon aus, dass eine Person rund 10 Kontaktpersonen hat und 5 neue Fällen pro Tag in Luzern auftreten, muss bei einem täglichen telefonischen Kontakt mit einem Aufwand von rund 90-100 Mannstunden gerechnet werden.

veröffentlicht: 6. Mai 2020 07:03
aktualisiert: 6. Mai 2020 10:21
Quelle: PilatusToday

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