Glücksspiel

Lotteriegelder – Der Kanton Luzern hält an seiner Handhabung fest

30.04.2022, 06:42 Uhr
· Online seit 29.04.2022, 12:18 Uhr
Swisslos, Bingo oder Sporttipp – Mit Gewinnspielen wird eine Menge Geld gemacht. Einen Teil der Loskosten erhalten die Kantone, diese fliessen in Lotteriefonds. Der Kanton Luzern besitzt schweizweit am meisten. Warum das problematisch ist.
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Bestimmt hast du dein Glück schon einmal mit Rubbellosen versucht – und vielleicht schon den Jackpot geknackt? Gut die Hälfte aller Spieleinsätze werden an Gewinner ausgezahlt. Kaufst du ein Swisslos, das beispielsweise zehn Franken kostet, fliessen 5.50 Franken in den Gewinnerjackpot. Die restlichen Kosten decken zum Teil die Betriebskosten der Lotterien und ein weiterer Teil fliesst in die Töpfe der Kantone – den sogenannten Lotteriefonds.

Gemäss Bundesverfassung dürfen Lotteriegelder ausschliesslich für gemeinnützige Zwecke verwendet werden. Im Regelfall fliessen die Gelder in die Bereiche Kultur und Sport. «Das ist auch der Grund, weshalb die meisten Kantone zwei Fonds unterhalten. Zwei Fonds für zwei Kompetenzen», so Jürg Müller, der Autor der Avenir Suisse-Studie.

Anders aber die Handhabung im Kanton Luzern

In dieser Studie wird unter anderem aufgezeigt, wie viele Lotteriefonds jeder Schweizer Kanton besitzt und in welche Projekte die Gelder fliessen. Der Kanton Luzern wird vom Autor als «Extrembeispiel» bezeichnet, denn dieser unterhält insgesamt 18 verschiedene Lotteriefonds.

«Der Vorteil dieser vielen einzelnen Fonds ist, dass die Entscheide, wer wieviel Geld aus den Lotteriefonds erhält, aufgrund von Fachkompetenzen getroffen und nicht zentral entschieden werden», sagt Erwin Rast, Sprecher des Justiz- und Sicherheitsdepartements des Kantons Luzern. Jürg Müller ist jedoch anderer Meinung: «Ich frage mich, warum es 18 Kompetenzen braucht, um das Kriterium ‹Gemeinnützlichkeit› beurteilen zu können.»

Schwierigkeiten mit 18 Lotteriefonds

«Bei so vielen Fonds ist es schwierig zu beurteilen, wo das Geld hinfliesst», kritisiert Müller. Die Vergabepraxis im Kanton Luzern sorgte bereits des Öfteren für Aufsehen, etwa beim «Moskau-Reisli» im Jahr 2013. Der Kanton Luzern finanzierte damals eine Werbereise von Behörden, Wirtschaftsvertretern und dem Luzerner Symphonieorchester nach Russland, zum Teil von Lotteriegeldern.

Ausserdem stösst die teure Verwaltung dieser 18 Fonds auf Kritik. Die Kosten dafür, über alle Kantone betrachtet, werden in der neuen Avenir-Suisse-Studie auf jährlich 16 bis 22 Millionen Franken geschätzt.

Der Kanton Luzern ist anderer Meinung

Auf die Kritik reagiert Erwin Rast folgendermassen: «Klar, die Verwaltung dieser Fonds kostet etwas, für diesen Aufwand verwendet der Kanton Luzern aber keine Lotteriegelder.» Der administrative Aufwand werde über die allgemeinen Steuern beglichen. Ausserdem sei die Ausschüttung der Lotteriegelder im Kanton Luzern transparent und könne jederzeit öffentlich eingesehen werden. Zwei Beispiele, in welche Lotteriegelder investiert wurden, sind das diesjährige Lichtfestival in Luzern oder ein Ersatzkompressor zur Belüftung des Sempachersees.

Vorschlag der Avenir Suisse

In der Studie werden ebenfalls Änderungsvorschläge aufgezeigt. Einer davon wäre, dass die Spieleinsätze, die in die Kantons-Töpfe fliessen, direkt an die Bevölkerung zurückgezahlt würden. «Das wäre nicht nur fairer, es würde auch die heiklen Interessenskonflikte zwischen dem Kanton Luzern und der Bevölkerung beheben», so der Autor.

Auf den Vorschlag einer Rückzahlung an die Bevölkerung, will sich der Kanton Luzern nicht äussern, wie zentralplus berichtet. «Für Anpassungen besteht aus heutiger Sicht kein Anlass», so Rast.

veröffentlicht: 29. April 2022 12:18
aktualisiert: 30. April 2022 06:42
Quelle: PilatusToday

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